ETH-Professor sieht Flugticketsteuer gegen Klimawandel nutzlos

In der Klimadiskussion taucht immer wieder die Forderung einer Flugticketsteuer auf. Laut einem ETH-Professor ist diese gegen den Klimawandel kaum wirkungsvoll.

This browser does not support the video element.

Nau - Sollen wir unser Flugverhalten künftig ändern? Anthony Pratt, ETH-Professor für Klimapolitik, erklärt die derzeitige Lage.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abgabe auf Flugtickets wird in der Politik regelmässig heiss diskutiert.
  • Viele europäische Länder erheben derzeit eine solche Steuer.
  • ETH-Professor Anthony Patt sieht darin keinen grossen Nutzen.
  • Der Klimapolitik-Wissenschaftler setzt auf alternative Technologien und Treibstoffe.

Die Parolen der Klimajugend werden gehört. Die oft geforderte Abgabe auf Flugtickets als Massnahme gegen den Klimawandel wird in den nächsten Monaten wieder im Bundesparlament diskutiert.

Am Klimastreik wird immer wieder nach einer Flugticketsteuer gegen den Klimawandel geschrien. - Keystone

Denn die Schweiz steht ohne diese Flugticketsteuer schon beinahe alleine da. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat gerade kürzlich eine Übersicht zur Situation in Europa erarbeitet. Diese zeigt: Viele europäische Länder, darunter alle Nachbarländer der Schweiz, erheben eine solche Luftverkehrssteuer.

Schweiz hinkt hinterher

Das Bundesamt für Umwelt Bafu hat gerade kürzlich eine Übersicht zur Situation in Europa erarbeitet. Diese zeigt: Viele europäische Länder, darunter alle Nachbarländer der Schweiz, erheben eine solche Luftverkehrssteuer. Gewisse machen sie von der Flugdistanz abhängig, andere wiederum erheben einen Pauschalpreis.

Für Anthony Patt, ETH-Professor für Klimapolitik, steht daher fest: «Die Chancen in der Schweiz sind jetzt besser denn je. Viele politische Parteien zeigen, dass sie etwas gegen den Klimawandel tun wollen.»

Doch gerade die immer grüner werdende FDP sieht in ihrem rasanten Klimakurs von einer Flugticketsteuer ab. Genauso die SVP oder auch der Bundesrat. Für Patt ist die Skepsis verständlich: «Es hat Nachteile für ein Land.» Es werde teurer, in die Schweiz zu fliegen, «das ist nicht gut für unseren Tourismus, Industrie und Business.»

Flugticketsteuer gegen Klimawandel «wenig sinnvoll»

Doch wie effektiv wären die Abgaben schlussendlich? Der ETH-Professor ist skeptisch: «Wenn das Flugticket teurer wird, sinkt die Nachfrage.» Aber bei 10 Prozent teureren Tickets würde die Nachfrage «nur» rund 5 Prozent sinken. «Das verzögert das Wachstum nur ein Jahr.»

Langfristig brauche es eine Alternative, anstatt die Menschen einfach vom Fliegen abzuhalten. «In Zukunft müssen wir richtig fliegen. Jetzt ist es schon sinnvoll, weniger zu fliegen, da es keine Alternativen gibt.»

This browser does not support the video element.

Nau - Anthony Pratt, ETH-Professor für Klimapolitik, im Interview zur möglichen Flugticket-Steuer.

Konkret geht es um alternative Treibstoffe und neue Technologien. Diese sind laut Patt jedoch noch sehr teuer, weshalb der Staat diese neue Industrie fördern soll. «Diese Technologien werden kommen, es braucht einfach Jahre, oder gar Jahrzehnte.»