BASF schliesst Anlagen und streicht 700 Stellen in Ludwigshafen
Die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise haben dem Chemiekonzern BASF stark zugesetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Konzernchef Brudermüller kritisiert hohe Kosten für Produktion in Europa.
BASF kündigte am Freitag die Streichung von weltweit 2600 Stellen an, 700 davon am Stammsitz in Ludwigshafen. Den betroffenen Beschäftigten will der Konzern aber Jobs in anderen Betrieben anbieten. BASF will ab 2025 jährlich 500 Millionen Euro ausserhalb der Produktion einsparen.
In Ludwigshafen will der Konzern mehrere Anlagen schliessen, darunter die beiden Ammoniak-Anlagen und die damit verbundenen Düngemittelanlagen sowie eine Anlage für Caprolactam, Vorprodukt für die Kunstfaser Perlon. Am Standort in der Pfalz arbeiten knapp 39.000 Menschen.
Konzernchef Martin Brudermüller kritisierte, die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leide «zunehmend unter Überregulierung». Sie leide «auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren» und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren. All dies habe bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Nun belasteten die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa zusätzlich.
Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kritisierten das Sparprogramm und den Stellenabbau in Ludwigshafen als «überzogen». Sie legten ein Papier zur Zukunftssicherung vor. Ludwigshafen müsse eine «Pionierrolle im Auf- und Ausbau von nachhaltigen Chemieprodukten einnehmen».
Der Betriebsratsvorsitzende Sinischa Horvat erklärte, BASF müsse in Ludwigshafen mehr in grüne Energie, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft investieren. Er kämpfe dafür, «dass wir hier im Herzen Europas eine starke Chemieproduktion erhalten». Standortsicherung gehe vor Gewinnmaximierung.
Auch der Gewerkschaftsvorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis erklärte, der Konzern müsse den Standort mit «mutigen Investitionen» gestalten – «nicht mit dem Kostenhammer».
Der Konzern bestätigte am Freitag die schon Anfang Januar veröffentlichten Zahlen für das zurückliegende Jahr: Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 87 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen ging um 11,5 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro zurück. Wegen der hohen Verluste der Öl- und Gastochter Wintershall Dea stand unter dem Strich ein Minus von 627 Millionen Euro. Wintershall Dea musste allein wegen Aufgabe des Russlandgeschäfts 6,3 Milliarden Euro abschreiben.
BASF erklärte, die «hohen Unsicherheiten, welche das Jahr 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine, hoher Rohstoff- und Energiekosten in Europa, steigender Preise und Zinsen, der Inflation sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie geprägt haben», würden auch in diesem Jahr fortbestehen. «All diese Faktoren werden die weltweite Nachfrage belasten.» Der Konzern rechne mit einem Umsatz zwischen 84 und 87 Milliarden Euro im laufenden Jahr.