Boeing 737 MAX muss bei Überführungsflug in den USA notlanden
Erneut ist ein Boeing-Flugzeug vom Typ 737 MAX in Schwierigkeiten geraten: Eine Maschine der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines musste am Dienstag bei einem Transitflug ohne Passagiere im Bundesstaat Florida notlanden.
Das Wichtigste in Kürze
- Flugaufsicht nennt Triebwerksproblem als Grund.
Als Grund gab die US-Luftfahrbehörde FAA ein Triebwerksproblem an. Der Boeing-Konzern prüfte unterdessen mit Testflügen die Wirksamkeit eines Softwareupdates für die 737 MAX, die zuletzt in zwei folgenschwere Abstürze verwickelt war.
Die Boeing 737 MAX von Southwest Airlines musste nach Angaben der FAA während eines Transitflugs nach Victorville in Kalifornien umkehren und sei dann «sicher in Orlando gelandet». An Bord der Maschine hätten sich keine Passagiere befunden.
Southwest erklärte, das Triebwerksproblem sei «kurz nach dem Start» aufgetreten. Die Besatzung sei den Vorschriften entsprechend zurück zum Startflughafen geflogen und gegen 15.00 Uhr (20.00 Uhr MEZ) gelandet. Die Maschine werde jetzt in Orlando untersucht.
Die gesamte Flotte des Typs Boeing 737 MAX darf seit Mitte März wegen zwei tödlicher Flugzeugunglücke nicht mehr abheben. Die FAA erlaubt aber den Transfer von Flughafen zu Flughafen.
Am 10. März war eine 737-MAX-Maschine der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start in Addis Abeba abgestürzt; erst im Oktober verunglückte zudem ein Lion-Air-Flugzeug des gleichen Typs vor der indonesischen Insel Java. Insgesamt starben fast 350 Menschen. Beide Unglücksmaschinen waren nach dem Start mit äusserst unregelmässiger Flugkurve und -geschwindigkeit aufgestiegen und anschliessend unkontrolliert abgesunken.
Wie am Dienstag aus informierten Kreisen verlautete, prüfte Boeing am Montag anhand von Testflügen die Wirksamkeit eines Softwareupdates für den betroffenen Flugzeugtyp. Im Fokus der Ingenieure steht vor allem das Trimmsystem MCAS.
Notwendig geworden war es für die MAX-Modelle wegen der schwereren und grösseren Triebwerke im Vergleich zu früheren 737-Versionen. Besonders im Steigflug kann der Schub der Triebwerke so stark werden, dass die Gefahr eines Strömungsabrisses besteht. MCAS soll deshalb die Nase des Flugzeugs nach unten drücken, wenn es zu viel Auftrieb gibt.
Im Falle der beiden Abstürze besteht allerdings der Verdacht, dass MCAS eine entscheidende Unglücksursache sein könnte. So kämpften die Piloten des Lion-Air-Flugs den Flugschreiberdaten zufolge um die Kontrolle über das Flugzeug, während MCAS die Flugzeugnase immer wieder nach unten drückte. Die Piloten des Ethiopian-Airlines-Jets berichteten vor dem Absturz per Funk über ähnliche Probleme.
Im Fall des Lion-Air-Fluges war laut einem ersten Unfallbericht ein fehlerhafter Sensor dafür verantwortlich, dass MCAS aktiviert wurde. Im Zuges des Updates soll es den Kreisen zufolge künftig eine automatische Abschaltfunktion des Systems geben, wenn die beteiligten Sensoren widersprüchliche Angaben übermitteln. Ausserdem ist demnach geplant, dass eine Warnlampe für MCAS-Fehlfunktionen künftig standardmässig verbaut wird - bisher war sie aufpreispflichtig.
In die Kritik geraten war zuletzt wegen der Zertifizierung der 737 MAX auch die FAA selbst. Am Mittwoch muss sich Behördenchef Daniel Elwell vor einem Handelskomitee des US-Senats für die Zulassungspraktiken rechtfertigen. Dabei wird von Experten erwartet, dass er die FAA-Praktiken verteidigt, darunter auch die Auslagerung von Prüfprozessen an externe Experten und die Hersteller selbst.
Gleichwohl steige angesichts der immer komplexer werdenden Systeme die Notwendigkeit, die Flugaufsicht «weiterzuentwickeln», hiess es in vorab vorbereiteten Äusserungen Elwells, die AFP einsehen konnte. Dies sei nötig, um «sicherzustellen, dass die FAA weltweit führend beim Erreichen von Sicherheit in der Luftfahrt bleibt».