BP-Chef Bob Dudley tritt ab

Nach gut vier Jahrzehnten im Ölgeschäft zieht sich BP-Chef Bob Dudley im kommenden Jahr von der Spitze des britischen Energiekonzerns zurück.

BP-Chef Bob Dudley im März 2019 in Moskau - Pool/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Manager hatte Konzernführung nach Ölkatastrophe im Golf von Mexiko übernommen.

Der 64-Jährige, der das Ruder bei BP nach der verheerenden Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 übernommen hatte, werde sein Amt am 4. Februar 2020 nach der Vorstellung der Jahresbilanz niederlegen, teilte BP am Freitag in London mit. Ende März geht der Konzernchef demnach in den Ruhestand.

Als erster Nicht-Brite hatte Dudley den Führungsposten an der Spitze des Traditionskonzerns im Oktober 2010 angetreten, nachdem sein Vorgänger Tony Hayward wegen seines Umgangs mit der Katastrophe massiv in die Kritik geraten war. Das Ölpest-Krisenmanagement hatte Dudley bereits Mitte Juni übernommen.

Zwei Monate zuvor, im April 2010, waren bei der Explosion der Plattform «Deepwater Horizon» vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana elf Menschen ums Leben gekommen. 87 Tage dauerte es, bis das Unternehmen das Leck schliessen konnte. Hunderttausende Tonnen Öl gelangten ins Meer - mit verheerenden Folgen für die Umwelt. Den britischen Konzern kostete die Katastrophe rund 70 Milliarden Dollar (knapp 64 Milliarden Euro).

Dudley sei «in der wohl herausforderndsten Zeit in der Geschichte von BP» zum Chef ernannt worden, würdigte der Verwaltungsratsvorsitzende Helge Lund die Verdienste des US-Ölmanagers. Während seiner Amtszeit habe Dudley «die Erholung vom 'Deepwater Horizon'-Unfall» eingeleitet, BP als «stärkere, sicherere» Firma wiederaufgebaut und dem Konzern dabei geholfen, sich die Position als einer der Weltmarktführer im Energiesektor «wieder zu verdienen».

Dudley erklärte, es sei für ihn ein «Privileg» gewesen, in den vergangenen vier Jahrzehnten für die Branche zu arbeiten. Er sei «enorm stolz auf die Dinge, die wir erreicht haben, um der Welt Energie zur Verfügung zu stellen».

Geboren im New Yorker Stadtteil Queens, wuchs Dudley in Mississippi auf - einem der von der Ölkatastrophe besonders betroffenen Bundesstaaten. Im Jahr 1979 begann er seine Karriere im Ölgeschäft beim US-Konzern Amoco, der sich im Jahr 1998 mit BP zusammenschloss. Auslandsstationen führten ihn unter anderem zu einem Tiefsee-Bohrprojekt im Südchinesischen Meer, nach Angola, Algerien, Ägypten und nach Russland.

In den vergangenen Jahren setzte BP unter Dudleys Führung - ebenso wie die Konkurrenten Royal Dutch Shell oder Total - angesichts wachsender Skepsis der Öffentlichkeit und der Politik gegenüber fossilen Energieträgern auch auf Alternativen. So kaufte BP 2018 etwa das auf die Aufladung von Elektroautos spezialisierte britische Unternehmen Chargemaster.

Wesentlich schwergewichtiger war allerdings der Kauf des US-Fracking-Geschäfts des australischen Bergbauriesen BHP im vergangenen Jahr, für das der britische Konzern 10,5 Milliarden Dollar bezahlte.

Auf Dudley folgen soll der Ire Bernard Looney, der bislang für die sogenannte «Upstream»-Sparte bei BP verantwortlich ist. Darunter fallen Erkundungen von Ölvorkommen und die Förderung. Der 49-Jährige war 1991 als Bohringenieur zu BP gekommen.