Commerzbank-Übernahme: Experten diskutieren die Konsequenzen
Die Pläne für eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit spalten die Meinungen: Finanzexperten sehen Potenzial, Ver.di reagiert kritisch.
Diese Nachricht hatte es in sich: Die italienische Grossbank UniCredit plant, Anteile der deutschen Commerzbank zu übernehmen. UniCredit-Chef Andrea Orcel zeigt sich offensiv für einen Zusammenschluss der beiden Geldinstitute.
«Wir können uns konstruktiv an der Frage beteiligen, ob wir alle etwas mehr als nur den Wert schaffen wollen, den die Commerzbank allein erreichen kann», sagte Orcel. Doch nicht alle reagieren positiv auf diese Nachrichten. Die «Tagesschau» berichtet darüber.
Besonders die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di auf deutschen Boden zeigt sich strikt gegen die Übernahme und fordert die Bundesregierung auf, den Verkauf weiterer Commerzbank-Anteile zu verhindern.
Expertenersicht: Übernahme bringt Chancen
Trotz der erhitzten Debatten heben Finanzexperten positive Aspekte der potentiellen Commerzbank UniCredit Übernahme hervor. Jan Krahnen, ein renommierter Frankfurter Bankenexperte, nennt dabei vor allem die Möglichkeit für die Commerzbank, sich weiterzuentwickeln und das in einem Umfeld, das in Deutschland nicht unumstritten sei.
Eine potenzielle Übernahme durch die UniCredit suggeriert, dass die Commerzbank als entwicklungsfähig angesehen werde. Und könnte sogar eine Expansionsmöglichkeit für das deutsche Geldinstitut bedeuten, gibt Krahnen ins Gespräch.
Commerzbank UniCredit: Erwartungen von einer Übernahme
Marc Liebscher von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sieht ebenfalls eine gute Möglichkeit in dem Vorhaben. Er hebt hervor, dass die UniCredit als erfolgreiche Bank mit Erfahrung in Übernahmen, wie beispielsweise der HypoVereinsbank, gelten. Und sich eine potenzielle Übernahme für die Stärkung des Mittelstandsgeschäfts von UniCredit auszahlen könnte.
Krahnen spekuliert zudem, dass bei einer Commerzbank UniCredit Übernahme neues Investitionskapital in den Standort Deutschland fliessen. Und dies zu einer Ausweitung der Commerzbank-Geschäfte führen könnte.
Mögliche Veränderungen im europäischen Bankenmarkt
Krahnen legt die Ansicht nach, dass sich Banken von ihrem länderspezifischen Fokus lösen und Europaweite Expansionen anstreben sollten. Er argumentiert, dass eine grosse europäische Bank neue und grössere Geschäftsgebiete erschliessen könne und man sich von dem Gedanken verabschieden müsse, dass jedes Land eine eigene nationale Bank benötige.
Die Bankenbranche in Deutschland sei seinem Empfinden nach in dieser Hinsicht noch zu kleinteilig organisiert.
Stellung der Bundesregierung zur geplanten Übernahme
Im Zuge dieser Überlegungen ist auch die Rolle der Bundesregierung nicht unerheblich. Wie aus Regierungskreisen zitiert wurde, sei sie nicht grundsätzlich gegen einen Zusammenschluss, würde jedoch Wünsche der Commerzbank und Ablehnungen in der Belegschaft in Betracht ziehen.
Die Regierung signalisiert, dass die Banken nun zunächst klären sollten, was sie erreichen wollen – und was nicht. Ausserdem haben beide Finanzinstitutionen Bereiche, in denen sie sich ergänzen könnten.
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Die UniCredit hat eine starke Präsenz in der industriellen Region Norditaliens, dessen Wirtschaftsstruktur dem deutschen Süden ähnelt. Die Commerzbank ist für ihre starke Verankerung im deutschen Mittelstandsgeschäft bekannt, was für die UniCredit von Interesse sein könnte, um dieses Segment zu stärken.
Commerzbank: Viertgrösste Universalbank Deutschlands mit langer Tradition
Die Commerzbank AG ist ein deutsches Kreditinstitut mit Hauptsitz in Frankfurt am Main und agiert als Universalbank. Gegründet wurde sie 1870 in Hamburg unter dem Namen Commerz- und Disconto-Bank. Im Jahr 2018 zählte sie nach ihrer Bilanzsumme zu den vier grössten Banken Deutschlands und gehört der Cash Group an.