Die Bedeutung des Russland-Geschäfts für Schweizer SMI-Firmen
Schweizer Firmen sind auch vom Ukraine-Krieg betroffen. Einige SMI-Unternehmen haben sich bereits aus Russland zurückgezogen. Andere bleiben vor Ort.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Geschäft mit Russland hat auch Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft.
- Einige der SMI-Unternehmen haben ihr Engagement in Russland und der Ukraine reduziert.
- Einige behalten eine reduzierte Tätigkeit bei.
Viele Unternehmen aus dem In- und Ausland haben ihre Geschäfte mit Russland gestoppt oder zumindest eingeschränkt. Doch wie stark sind die grössten Schweizer Unternehmen eigentlich auf dem russischen Markt vertreten? Eine Übersicht.
Die Schweizer Versicherungsbranche fokussiert ihre Geschäfte nicht auf Russland. Die Swiss Life und die Swiss Re schreiben auf Anfrage beide: Sie seien in dem Land überhaupt nicht präsent.
Als einziges Versicherungsunternehmen im Schweizer Leitindex SMI ist die Versicherungsgruppe Zurich in Russland tätig. Die Geschäfte dort sind allerdings «verschwindend klein». Inzwischen habe man die Erneuerung von Verträgen oder die Zeichnung von Neugeschäft mit inländischen Kunden in Russland eingestellt. Dies heisst es dort auf Anfrage.
ABB reduziert Aufträge seit Anfang März
Etwas stärker in Russland präsent ist der Technologiekonzern ABB. Er erzielte 2021 etwa zwischen 1 und 2 Prozent seines Umsatzes im russischen Markt. Gemessen am Gesamtumsatz müssten das also ungefähr 30 bis 60 Millionen Franken sein.
ABB beschäftigt Russland rund 750 Mitarbeitende an zwei Produktionsstätten in der Region Moskau und Lipetsk sowie «eine Reihe von Servicecentern». Dies heisst es auf Anfrage. Das Unternehmen hat jedoch bereits Anfang Monat seine Tätigkeit und die Annahme neuer Aufträge in Russland eingestellt; ebenso in der Ukraine und in Weissrussland.
Der Zement- und Baustoffkonzern Holcim hat am Freitag ebenfalls darüber informiert, seine Kapitalinvestitionen in Russland auszusetzen. Das Unternehmen beschäftigt aktuell über 1000 Personen in Russland. Der Umsatz in dem Land mache weniger als 1 Prozent des Gesamtumsatzes von knapp 27 Milliarden Franken. In der Ukraine ist Holcim hingegen nicht aktiv.
Schweizer Pharmagiganten bleiben in Russland aktiv
Die beiden Pharmariesen im SMI halten aktuell an ihrem Geschäft in Russland fest. Novartis hat dort 2000 Mitarbeitende und eine Produktionsstätte in St. Petersburg. Dort würden viele wichtige Medikamente für die russische Bevölkerung hergestellt.
«Unser Geschäft und unsere Priorität sind die Gesundheit und das Wohlergehen der Patienten. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass Patientinnen und Patienten in allen Ländern, auch in Russland, Zugang zu Medikamenten erhalten.» Das heisst es dort auf Anfrage. Welchen Umsatz Novartis in Russland erzielt, hält das Unternehmen jedoch geheim.
«Roche beliefert Patienten, nicht Märkte», so lautet auch die Antwort des Konkurrenten. Seit jeher sei Roche bestrebt, alle Patienten mit Medikamenten und diagnostischen Tests zu versorgen.
Dies «in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht», wie das Unternehmen betont. Man bleibe deshalb dort weiter aktiv. Die Gruppe beschäftigt in Russland 800 Mitarbeitende. Und sie erzielt rund 1 Prozent des Umsatzes – das wären 2021 umgerechnet rund 630 Millionen Franken – in Russland.
Clariant stellt Tätigkeit in Russland ein
Der Pharmazulieferer Lonza gibt an, man habe nur in sehr begrenztem Umfang in Russland und der Ukraine Geschäftsbeziehungen. Und man sei dort nur im kleinen Rahmen tätig. Mehr Informationen gibt das Unternehmen nicht bekannt.
Etwas mehr Auskunft gibt es von Clariant. Das Unternehmen hat bereits letzte Woche über sein Exposure in Russland und der Ukraine informiert. Clariant ist demnach in der russischen Hauptstadt Moskau unter anderem mit einem Verkaufsbüro und einem Labor vertreten.
Das Unternehmen erwirtschaftet dort etwa 2 Prozent des Jahresumsatzes von gut 4 Milliarden Franken. Die Firma beschäftigt dort 54 Mitarbeitende. Inzwischen wurden die Tätigkeiten dort jedoch eingestellt. In der Ukraine arbeiten laut eigenen Angaben des Unternehmens 146 Personen für Clariant.
Nestlé liefert nur noch Grundnahrung
Auch Nestlé hat inzwischen entschieden, in Russland nur noch Grundnahrungsmittel und wichtige Produkte wie therapeutisches Tierfutter zu verkaufen; und aus Russland auch nur noch solche zu exportieren. Premium-Produkte wie Nespresso oder Mineralwasser von S. Pellegrino werden hingegen dort nicht mehr angeboten.
Das Unternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben 7000 Mitarbeitende in Russland und hat dort sechs Fabriken. Zum Umsatz macht das Unternehmen hingegen keine Angaben.
Die Banken melden «begrenztes» Engagement
Nur begrenzt in Russland und der Ukraine tätig ist die Grossbank UBS. Sie teilte mit, das direkte Engagement in Russland sei begrenzt; ebenfalls in der Ukraine in Weissrussland sowie in den angrenzenden europäischen Ländern sei «begrenzt».
Die russische Tochtergesellschaft, OOO UBS Bank, hielt Ende 2021 Nettovermögensverwerte von 51 Millionen US-Dollar. Per 3. März lag das Exposure der UBS aus der Abhängigkeit von russischen Assets als Sicherheiten für Lombardkredite; sowie von anderen besicherten Finanzierungen im Global Wealth Management bei rund 0,2 Milliarden Dollar.
Auch Konkurrentin Credit Suisse ist laut eigenen Angaben nur moderat in Russland engagiert. Das gesamte Kreditvolumen der Schweizer Grossbank in Russland belief sich per Ende 2021 netto auf 848 Millionen Franken. Das teilte die CS anlässlich der Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts 2021 am Donnerstag mit.
Das Kreditengagement gegenüber sanktionierten Personen in der CS-Vermögensverwaltung sei zudem «nur minimal». Die CS ist in Russland mit einem Standort in Moskau präsent und beschäftigt dort 125 Mitarbeitende. Das Nettovermögen der russischen Tochtergesellschaften beziffert die CS zudem auf 195 Millionen Franken.
Der Telekomkonzern Swisscom hält keine Beteiligung an einer russischen (oder ukrainischen) Gesellschaft, wie das Unternehmen auf Anfrage angibt. Und auch die Beteiligungsgesellschaft Partners Group hat laut eigenen Angaben keine Niederlassungen oder Mitarbeitende in Russland.