Konsumpsychologe erachtet Maskenpflicht als Erleichterung
Sechs Kantone haben ihre Maskenpflicht auf die Läden ausgeweitet. Detailhändler fürchten deshalb einen Konsumrückgang. Psychologe Fichter dementiert.
Das Wichtigste in Kürze
- In sechs Schweizer Kantonen gilt auch in den Läden eine Maskenpflicht.
- Detailhändler rechnen deshalb mit einem dämpfenden Konsumverhalten.
- Psychologe Christian Fichter erachtet die Pflicht eher als Erleichterung.
Die Kantone sind im Krisen-Modus. Seit den jüngsten Lockerungen nehmen die Corona-Fallzahlen wieder erschreckend zu. In der letzten Woche etwa vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schweizweit 1771 Neuinfektionen. Das entspricht einem Anstieg von 17 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Genf, Waadt, Jura, Neuenburg, Basel-Stadt und Zürich haben deshalb ihre Maskenpflicht ausgeweitet. Neu müssen nicht nur Pendler im ÖV, sondern auch Kunden im Laden einen Mundschutz tragen.
Für den Wirtschafts- und Konsumpsychologen Christian Fichter ein Schritt in die richtige Richtung: «Fast alle sehen inzwischen ein, dass das Tragen von Masken vernünftig ist.» Doch wie so oft im Leben seien Menschen nicht nur vernünftig, sondern auch bequem und hätten Hemmungen. Eine Anordnung von ganz oben sei für viele deshalb mehr eine Erleichterung als eine Belastung.
Maske streckt Reiche vom Shoppen ab
Was das Konsumverhalten betrifft, erachtet Fichter eine Maskenpflicht schon etwas problematischer. «In Läden, in denen Kontakt und Kommunikation wichtig sind, ist die Maske eine Barriere», erklärt Fichter auf Anfrage. Davon dürfte in erster Linie aber nur das Luxussegment betroffen sein.
Für die Deckung des täglichen Bedarfs ergäben sich durch die Maske keine Einschränkungen, fügt der Psychologe hinzu. Im Gegenteil: Jetzt würden sich Leute, die vorher Angst vor einer Ansteckung hatten, wieder eher in die Geschäfte wagen.
Detailhändler kritisieren zusätzliche Beschränkungen
Anderer Meinung sind da die Schweizer Detailhändler. «Die generelle Einführung der Maskenpflicht in den Läden wird mit Sicherheit dämpfend wirken und den Online-Kanal befeuern», sagt Dagmar Jenni von der Swiss Retail Federation. Sie vertritt Unternehmen wie Manor, Ikea oder Valora.
Für Supermärkte wiederum scheint die Maskenpflicht keinen grossen Unterschied zu machen. In den Regionen, wo es bereits eine Maskenpflicht gibt, stellt Aldi keine «signifikante Abweichung» der Kundenfrequenz fest. Und auch Coop verzeichnet in den betroffenen Filialen keinen Umsatzrückgang.