Peter Spuhler führt Stadler Rail ohne Scheuklappen
Stadler Rail will Doris Leuthard in den Verwaltungsrat holen. Patron Peter Spuhler beweist damit erneut, dass er Pragmatiker ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Frühjahr soll Doris Leuthard in den Verwaltungsrat von Stadler Rail gewählt werden.
- Der Zugbauer dürfte von ihrem grossen Netzwerk profitieren.
Peter Spuhler ist die Überraschung gelungen. Stadler Rail holt alt Bundesrätin Doris Leuthard (CVP) in den Verwaltungsrat. Sie soll an der kommenden Generalversammlung im Frühjahr 2020 gewählt werden.
Die Wahl dürfte reine Formsache sein. Leuthard passt perfekt in das Aufsichtsgremium des Zugbauers. Als ehemalige Verkehrsministerin ist sie bestens vernetzt – in Politik und Wirtschaft, national und international. Davon wird Stadler Rail profitieren.
Spuhler besetzt seinen Verwaltungsrat mit einflussreichen Figuren. So sitzt Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz im Gremium, ebenso Friedrich Merz, CDU-Schwergewicht und Merkel-Rivale.
Der frühere SVP-Nationalrat trägt keine Scheuklappen. Mit Barbara Egger-Jenzer hat seit Frühjahr auch eine ehemalige SP-Regierungsrätin einen VR-Sitz inne. Sie dürfte politisch mit dem Patron – wie Leuthard auch – das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne haben.
Kompetenzen sind entscheidend
Doch darum geht es nicht. Entscheidend war wohl vielmehr ihr Knowhow und Netzwerk. Egger-Jenzer war bis 2018 Vorsteherin der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern. Zuvor war sie Verwaltungsrätin des Bahnunternehmens BLS.
Für Spuhler kommt Stadler Rail zuerst. Er gab sein Nationalratsmandat 2012 ab, weil sich sein Unternehmen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld befand. Letztes Jahr verzichtete er auf eine Ständeratskandidatur, weil ihm als Verwaltungsratspräsident von Stadler die Zeit fehlt.
Spuhler ist Pragmatiker. Er pflegt im Gegensatz zu anderen bürgerlichen Polit-Unternehmer ein gutes Verhältnis zu den Gewerkschaften.
Beim Thurgauer Zugbauer gibt es einen Gesamtarbeitsvertrag samt Mindestlohn und Schutz älterer Arbeitnehmer. Als 2015 die Industrie nach dem Frankenschock ächzte, präsentiert er mit dem als Nationalrat kürzlich abgewählten Unia-Mann Corrado Pardini einen «Pakt für den Werkplatz Schweiz».
Auf die Gewerkschaften einzugehen, zahlt sich für Spuhler aus. Gegen höhere Wochenarbeitszeiten bei Stadler nach Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses 2015 gab es keinen Widerstand.
Pragmatisch ist Spuhler auch, wenn es um Politik geht. Damit eckte er immer wieder bei seinen Parteikollegen an. Er stellte sich gegen die Masseneinwanderungs- und die Selbstbestimmungsinitiative – beide aus der Feder der SVP.
Auch von der Begrenzungsinitiative hält er nichts. Sie sei Gift für die Exportindustrie. Beim Politiker Spuhler gilt eben auch: Stadler Rail first.