UN-Experten fordern Ermittlungen nach mutmasslichem Angriff auf Handy von Bezos

Der mächtige saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman soll womöglich hinter einem Hackerangriff auf das Smartphone von Amazon-Chef Jeff Bezos stecken.

Kronprinz bin Salman (r.) und Bezos im Jahr 2016 - Saudi Royal Palace/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • «Schwer besorgt» über mögliche Beteiligung von Saudi-Arabiens Kronprinz.

UN-Experten forderten deshalb am Mittwoch Ermittlungen. Der mutmassliche Angriff auf das Handy von Bezos und von weiteren Opfern müsse eine «sofortige Ermittlung» durch die USA und andere zuständige Stellen nach sich ziehen, erklärten die UN-Sonderberichterstatter Agnès Callamard und David Kaye am Mittwoch in Genf.

Callamard und Kaye verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine ihnen vorliegende forensische Untersuchung. Sie zeigten sich «schwer besorgt» und forderten, mögliche Ermittlungen sollten auch die «regelmässige, jahrelange, direkte und persönliche Beteiligung» des Kronprinzen beim Vorgehen gegen Oppositionsanhänger einbeziehen.

Die ihnen vorliegenden Informationen liessen darauf schliessen, dass bin Salman in die «Überwachung» von Bezos' Handy involviert gewesen sein könnte. Der Hackerangriff auf das Handy von Bezos habe darauf abgezielt, die Berichterstattung der «Washington Post» über Saudi-Arabien zu beeinflussen oder «zum Schweigen zu bringen». Bezos ist Eigentümer der «Washington Post», für die auch der ermordete saudiarabische Journalist Jamal Khashoggi geschrieben hatte.

Die UN-Sonderberichterstatter verwiesen in ihrer Stellungnahme auf eine forensische Untersuchung aus dem Jahr 2019, in der das Handy des Amazon-Chefs nach einem Hackerangriff vom Mai 2018 untersucht worden war. Zuvor habe Bezos eine WhatsApp-Botschaft mit einer Videodatei von einem Konto erhalten, das der saudiarabische Kronprinz nutzte. Der Untersuchung zufolge seien kurze Zeit später riesige Mengen Daten von Bezos' Handy abgeflossen.

Der forensischen Untersuchung zufolge schickte bin Salman dann im November 2018 und im Februar 2019 WhatsApp-Botschaften an Bezos, in denen er nicht öffentlich bekannte Informationen über das Privatleben des Amazon-Eigentümers nannte. Zudem sollen die Hacker möglicherweise einen Typ Spionagesoftware verwendet haben, wie er auch in anderen saudiarabischen Spionage-Vorgängen eingesetzt wurde.

Zuvor hatten die Zeitungen «The Guardian» und die «Washington Post» über die forensische Untersuchung berichtet. Die saudi-arabische Botschaft in Washington wies die Vorwürfe zurück. Der Hackerangriff auf Bezos' Smartphone hatte im Frühjahr 2019 zur Veröffentlichung intimer Fotos des schwerreichen Amazon-Chefs geführt.