Unicredit: Commerzbank-Übernahme wäre «Testfall für Europa»

Die Unicredit hat sich die Option gesichert, ihren Anteil an der Commerzbank aufzustocken – es droht eine feindliche Übernahme.

Unicredit-Chef Andrea Orcel greift nach der Commerzbank (Archivbild). - Roberto Monaldo/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Nach dem Einstieg bei der Commerzbank hält sich Unicredit-Chef Andrea Orcel alle Optionen offen – betont aber die Vorzüge einer grenzüberschreitenden Fusion. «Die Commerzbank ist ein Investment. Nichts anderes.» Derzeit gebe es kein Übernahmeangebot, sagte Orcel auf einer Konferenz der Bank of America in London.

Ein Zusammengehen mit dem Frankfurter Dax-Konzern könne aber zum «Testfall für Europa» werden, das grössere Banken brauche. «Wir können zusammenkommen und etwas Grösseres machen.» Die Commerzbank passe strategisch gut zur italienischen Grossbank.

Im grossen Stil bei der Commerzbank eingestiegen

Der deutsche Bankenmarkt sei fragmentiert und Unicredit habe Erfahrung vor Ort, sagte Orcel in Anspielung auf die Tochter HypoVereinsbank (HVB), die 2005 von der Unicredit übernommen worden war. Zugleich betonte Orcel erneut, die Unicredit sei nicht unter Zugzwang. «Wir können den Commerzbank-Anteil auch wieder verkaufen.» Bei grossen Fusionen brauche es Einigkeit auf beiden Seiten.

Auf die Frage, ob die Bank Gespräche mit der deutschen Regierung geführt habe, die das Vorgehen der Unicredit ablehnt, antwortete Orcel: «Wir haben wiederholt mit grossen, wichtigen Aktionären gesprochen.» Die Unicredit sei offen für einen neuerlichen Dialog.

Die Unicredit hat den Teilausstieg des Bunds genutzt und ist im grossen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Zuletzt hat sie sich über Finanzinstrumente die Option gesichert, ihren Anteil von neun auf 21 Prozent aufzustocken. Damit wäre die Unicredit mit Abstand grösster Aktionär – vor dem Bund, der rund 12 Prozent hält.