Weniger Kurzarbeit nach Lockdown-Lockerung
Seit Wochenbeginn sind Restaurants und Läden wieder offen. Die Kurzarbeit in der Schweiz dürfte sinken. Schulden bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 20 Milliarden Franken dürfte die Corona-Kurzarbeit dieses Jahr kosten.
- Anfänglich wurde unterschätzt, wie viele Firmen von dem Mittel Gebrauch machen werden.
Es sind Zahlen, welche noch nie dagewesen sind: Ende April waren 1,92 Millionen Schweizer auf Kurzarbeit gesetzt. Jeder dritte Angestellte und 187'000 Unternehmen sind betroffen.
Zur Erinnerung: Kurz nach Bekanntgabe des Lockdowns Mitte März gingen Experten davon aus, dass rund 400'000 Schweizer Kurzarbeit machen werden. Eine massive Fehleinschätzung.
Kurzarbeit ist ein wichtiges Instrument, um Jobs zu sichern. Angestellte kriegen 80 Prozent des Lohnes aus der Arbeitslosenversicherung. Das Unternehmen wird während der Krise entlastet, Stellen bleiben erhalten.
Von Kurzarbeit besonders stark betroffen sind Personen aus Tieflohnbranchen. Etwa die Gastronomie, wo während des Lockdowns drei von vier Angestellten Kurzarbeit machen mussten. Im Detailhandel waren es rund jeder zweite Mitarbeiter.
Tieflohnbranchen besonders betroffen
Der Schweizerischen Gewerkschaftsbunds SGB hat Zahlen der Arbeitslosenkasse ausgewertet. Die zeigen ein klares Bild: Fast die Hälfte derjenigen, für welche Kurzarbeit angemeldet wurde, arbeiten in Branchen mit den schweizweit tiefsten Löhnen. Hingegen stammen aus Branchen mit höchsten Löhnen, etwa im Finanz- oder Pharmasektor, nur eine einstellige Zahl der Kurzarbeitgesuche.
Im Schnitt verdient ein Vollzeitangestellter in der Gastronomie 4100 Franken. Fallen wegen Kurzarbeit 20 Prozent weg, bleiben noch rund 3300 Franken. Wobei die Fixkosten natürlich bleiben.
Betroffene hätten Mühe, über die Runden zu kommen, sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Dabei sei gerade jetzt der Erhalt der Kaufkraft besonders wichtig. «Wir fordern die Firmen auf, den Lohnausfall möglichst zu kompensieren beziehungsweise auf 100 Prozent aufstocken.»
Nachdem der Bundesrat weitere Lockerungen durchgesetzt hat, zeigt sich ein Silberstreifen am Horizont. «Jetzt, wo Coiffeure, Restaurants und Detailhändler wieder öffnen, wird es dort weniger Personen in Kurzarbeit geben», sagt Lampart.
Auch die Firmen kommen zu diesem Schluss. Eine jüngst veröffentliche Umfrage des Wirtschaft-Dachverbandes Economiesuisse zeigt, dass 39 Prozent der Unternehmen die Kurzarbeit reduzieren wollen. Nur noch jede fünfte Firma geht von einer Zunahme aus.
Arbeitslosenkasse stark belastet
Die massive Ausweitung der Kurzarbeit hat Jobs gesichert. Gleichzeitig wurde die Arbeitslosenkasse stark belastet. Der Bund rechnet dieses Jahr mit Ausgaben von rund 20 Milliarden Franken. In einem normalen Jahr wären es höchstens 7 Milliarden Franken.
Von den eigenen Reserven kann der Fonds nicht überleben. Der Bund hat bereits 6 Milliarden Franken eingeschossen, als er die Lockdown-Massnahmen verkündet hatte. Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sollen noch 14 Milliarden dazu kommen.
Allerdings handelt es sich dabei um Schätzungen. Deutliche Aussage lassen sich erst machen, wenn klar ist, wie viel Arbeitsstunden tatsächlich ausbezahlt worden sind. Das ist erst Ende des Monats der Fall.