Wo bleibt das Schweizer Poulet bei Kentucky Fried Chicken?
Noch immer tischt KFC nur Poulet aus dem Ausland auf. Das dürfte sich finanziell lohnen, doch aus Tierschutz-Sicht schneidet das Importfleisch schlecht ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fastfood-Kette KFC verkauft Poulet aus den Niederlanden.
- Es ist offen wann und in welchem Ausmass die Fastfood-Kette CH-Fleisch verkaufen wird.
Kentucky Fried Chicken (KFC) hat in der Schweiz grosse Pläne. Bis zu 50 Filialen sollen in den nächsten Jahren aus dem Boden gestampft werden. Offen sind bisher vier.
Im Dezember 2017 hat die Fastood-Kette die erste Filiale in Genf eröffnet. Damals sorgte bereits für Kritik, dass das Poulet aus dem Ausland stammt. Man prüfe die Zusammenarbeit mit Schweizer Mastbetrieben, heiss es.
Ende 2018 hatte sich die Situation nicht geändert. Gegenüber dem «Blick» erklärte Schweiz-Chef Marco Schepers: «Wir stehen im Moment mit vier Schweizer Produzenten in Kontakt und hoffen, ab Mitte 2019 Poulet von ihnen beziehen zu können.»
Weniger strenge Vorschriften
Doch wo harzt es? Auf Anfrage von Nau bestätigte eine Sprecherin, man stünde mit Schweizer Geflügelherstellern in Verhandlungen. «Über den Stand der Gespräche und folglich über den Zeitpunkt einer möglichen Umstellung können wir zurzeit keine Angaben machen.»
Wer bei KFC in der Schweiz einkehrt, kriegt Poulet aus den Niederlanden. Dort sind die Vorschriften lascher als bei uns. In EU-Mastbetrieben sind pro Quadratmeter rund 50 Prozent mehr Tiere zugelassen. In der Schweiz müssen mindestens 20 Prozent der Fläche eingestreut sein, in der EU gibt es keine Vorgaben. Schweizer Masthühner müssen Tageslicht haben, in der EU ist das nicht Pflicht. Hierzulande werden Betriebe mindestens alle vier Jahre kontrolliert. In der EU gibt es Kontrollen erst ab einer gewissen Grösse.
«Dazu ist zu erwähnen, dass in der Schweiz über 90 Prozent des Mastgeflügels aus BTS-Stallungen kommt und diese somit zeitweise Zugang zu einem Aussenklimabereich haben und die ganze Stallfläche eingestreut ist», sagt Sibylle Kauer vom Schweizer Tierschutz.
Sie hält es für machbar, dass KFC Poulet aus dem Inland beziehen würde. «Es lassen sich gut weitere Schweizer Mastgeflügelbetriebe aufbauen, gerade bei aktuell sinkendem Schweinefleischkonsum.»
Schweiz-Anteil fürs Image
Die Tierschützerin befürchtet, dass ein «kleiner Anteil Schweizer Produktion aufgebaut wird als Imagepflege, aber der Grossteil des benötigten Pouletfleisches weiterhin aus dem Ausland kommt.» Denn: Schweizer Poulet ist mindestens zwei Mal teuer wie jenes aus der EU.
Die KFC-Sprecherin hat eine andere Erklärung, warum immer noch kein inländisches Fleisch auftischt wird: «Der Grund dafür ist, dass KFC hohe Qualitätsstandards hat und daher Zeit braucht, um die richtigen Geflügellieferanten zu finden.»
KFC wäre nicht die Ausnahme, käme nie inländisches Poulet auf den Tisch. Auch McDonalds' verkauft nach wie vor Hühnerfleisch aus dem Ausland. Herkunft: Frankreich, Ungarn, England. Und selbstverständlich auch aus Holland.