Secondhand bequem nach Hause geliefert
Andrea Schelbert und Pascal Fuchs verkaufen übers Internet komplette Secondhand-Outfits für jeden Anlass. Die Idee trifft den Nerv der Zeit.
Kleidung aus zweiter Hand kaufen ist ein Trend, welcher in den letzten Jahren immer mehr in die Gesellschaft vorgedrungen ist. Das spiegelt sich auch in der Ladenlandschaft der Schweiz wieder. Secondhand-Läden gehören mittlerweile zum modernen Einkaufsbild dazu.
Das spiegelt sich auch im Onlinehandel. In der Schweiz gibt es mehr als ein Dutzend Websiten, welche Secondhand-Kleidung zum Weiterverkauf anbieten. In diese Sparte fällt auch das Konzept «Paltstoff» von Andrea Schelbert aus Unteriberg und Pascal Fuchs aus Einsiedeln.
Komplettes Outfit nach individuellen Bedürfnissen
Anders als viele andere Onlineshops bieten die beiden aber einen entscheidenden Mehrwert an. «Bei uns kann man keine Einzelstücke, sondern nur ein ganzes Outfit kaufen», erklärt Andrea.
Vor dem Kauf durchlaufen die Kundinnen und Kunden einen Fragekatalog, wobei sie ihre Präferenzen angeben können. «Dabei fragt das System beispielsweise nach der Lieblingsfarbe oder dem Lieblingskleidungsstil», so Pascal.
Auf Basis der Eingaben stellen die beiden dann zwei Outfits zusammen, welche in einer persönlichen Box nach Hause geliefert werden. Diese können dann anprobiert und je nach Bedarf wieder zurückgeschickt werden. Die Kosten belaufen sich dabei auf 59 Franken pro Box.
Alternative zum Wegwerfen
Das Konzept, Outfits für andere zusammenzustellen und zu verschicken ist nicht neu. Plattformen wie Outfittery oder Zalando bieten diesen Dienst schon seit einigen Jahren an, setzen dabei aber auf neue Kleidung. Varianten, welche das Konzept mit Secondhand-Kleidung online umsetzen, sind eher selten.
Die Idee dahinter hat seine ganz eigene Geschichte. «Beim Ausräumen meines Kleiderschranks kamen eines Tages sehr viele Kleidungsstücke zusammen», erzählt Andrea. Da die meisten davon eigentlich noch in gutem Zustand waren, wollte sie sie nicht einfach wegwerfen, sondern irgendwie weitergeben. «Dabei dachte ich zuerst an den Einzelverkauf über Riccardo, was mir aber zu viel Aufwand gewesen wäre», sagt sie.
In Absprache mit ihrem Partner Pascal entstand so die Idee, den Kauf und Verkauf von Secondhand-Kleidung zu vereinfachen. «Viele Secondhand-Kleidungsstücke sind im Laden im Verhältnis eher teuer, da die Mieten der Läden meist auch hoch sind», sagt Pascal. «Wir haben daher nach einem Weg gesucht, möglichst viel Secondhand-Kleidung möglichst günstig weiterzuverkaufen. So haben wir uns für einen Onlinevertrieb entschieden.»
Damit bieten die beiden ihren Kundinnen und Kunden auch einen Dienst an, der nicht unbedingt alltäglich ist. «Wenn jemand bei uns etwas bestellt und gekauft hat, kann er uns seine Altkleider im Gegenzug zusenden», sagt Andrea. Als «Belohnung» schenkt Paltstoff der Kundin oder dem Kunden einen Gutschein von fünf Franken auf die nächste Bestellung. Praktisch eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Etwas für die Umwelt tun
Damit verfolgen die beiden ein klares Ziel. «Wir wollen mit dem Weiterverkauf der Kleidung etwas für die Umwelt tun», sagt Andrea. Viele Altkleider werden nach dem Wegwerfen wieder in ihre Ursprungsländer im Ausland zurückgebracht.
Diese Transporte gehen teilweise um die halbe Welt und tragen einen Teil zur Verschmutzung der Umwelt bei. Durch den Verkauf von gesammelten Altkleidern soll dieser Kreislauf durchbrochen werden.
Dass dieses Unterfangen im Widerspruch mit dem Onlinehandel, der selbst grosse Abfallberge produziert, steht, ist den beiden durchaus bewusst. «Wir versuchen allerdings, den Abfall durch die mehrmalige Verwendung unserer Kartonboxen zu minimieren», sagt Pascal. Zudem sei ein Kauf eines Secondhand-Outfits über eine Onlineplattform immer noch nachhaltiger, als ein neues Kleidungsstück zu kaufen. In Zukunft sollen die Kartonboxen aber ganz verschwinden und durch nachhaltige Alternativen wie beispielsweise Kickbag ersetzt werden.
Umdenken vorantreiben
Die Idee scheint bei den Kundinnen und Kunden bisher sehr gut anzukommen. «Das Feedback ist bisher durchwegs positiv, obwohl wir manchmal noch viel Skepsis erleben», zieht Andrea nach den ersten Monaten Bilanz. Secondhand-Kleidung werde leider oft noch als Abfall angesehen, was viele davon abhalte, sie zu kaufen.
Für die Zukunft hoffen die beiden daher, in allen Bevölkerungsschichten ein Umdenken zu fördern. «Wir wollen zeigen, dass alt nicht gleich kaputt und unbrauchbar ist», sagt Pascal. Nur so könne auch ein Bewusstsein dafür entstehen, wie viel Kleidung jedes Jahr unnötig weggeworfen wird.