Anzahl an Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt nimmt zu
Im Kanton St. Gallen sind die Interventionen der Polizei im häuslichen Bereich im Vergleich zum Vorjahr um rund 14 Prozent angestiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton St. Gallen sind die Anzahl Einsätze wegen häuslicher Gewalt angestiegen.
- In allen Kategorien der Statistik ist die Zunahme zu beobachten.
- Über die Gründe kann man aktuell nur spekulieren.
Kantonspolizei und Stadtpolizei St. Gallen intervenierten im vergangenen Jahr insgesamt 1655 Mal im häuslichen Bereich. Die Statistik verzeichnete für alle Fallgruppen einen Anstieg.
So nahmen die Einsätze, bei denen Personen innerhalb einer bestehenden oder aufgelösten Beziehung physische, psychische oder sexuelle Gewalt ausübten oder androhten, um 20 Prozent zu. Bei den tätlichen Konflikten mit gegenseitiger Gewalt betrug das Plus 15 Prozent. Die Interventionen wegen verbalen Eskalationen stiegen um 8 Prozent.
In 101 Fällen verfügte die Polizei Wegweisungen. Das sind 30 Prozent mehr als 2021. Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Kontakt-, Annäherungs- und Rayonverboten aus. Deren Zahl erhöhte sich um 28 Prozent.
Im Frauenhaus stieg die Zahl der Frauen und Kinder, die wegen Vollbelegung an andere Frauenhäuser vermittelt werden mussten, stark an. Im Jahr 2022 traf dies 51 Frauen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
Gründe sind unklar
Über die Gründe für den Anstieg der Fallzahlen sowie die erhöhte Nachfrage nach Beratungsangeboten könne zurzeit nur spekuliert werden, heisst es in der Mitteilung der Staatskanzlei. Vergleichszahlen mit der Zeit vor den speziellen Corona-Jahren 2020 und 2021 lägen nicht vor, erklärte Petra Baumann, Leiterin der Koordinationsstelle Häusliche Gewalt, auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Möglich sei, dass verschiedene Faktoren zusammenspielten. Einen Einfluss könnten das Bevölkerungswachstum, aber vor allem auch die zunehmende Sensibilisierung auf das Thema häusliche Gewalt haben. Eine Rolle spielten allenfalls auch neue niederschwellige Hilfsangebote im Netz. So biete etwa die Opferhilfe eine Chat-Beratung ein.