Bill und Melinda Gates lassen sich scheiden

Es ist eine Scheidung der Superreichen. Es ist aber auch die Trennung eines Paars, das gemeinsam eine der grössten wohltätigen Stiftungen führt. Bill und Melinda Gates wollen getrennte Wege gehen.

Bill (l) und Melinda Gates lassen sich scheiden. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Frau Melinda lassen sich nach 27 Ehejahren scheiden.

Das erklärten der Multimilliardär und seine Frau in einer identischen Stellungnahme über Twitter.

Sie planen demnach, privat getrennte Wege zu gehen, wollen aber die Arbeit der einflussreichen Gates-Stiftung zusammen fortsetzen. «Nach reiflicher Überlegung und viel Arbeit an unserer Beziehung haben wir beschlossen, unsere Ehe zu beenden», schrieben sie am Montag (Ortszeit). 

Bill Gates, der 1975 zusammen mit Paul Allen den späteren IT-Riesen Microsoft gegründet hatte, gilt als einer der reichsten Menschen der Welt. Dem Magazin «Forbes» zufolge soll das Vermögen des 65-Jährigen mehr als 120 Milliarden US-Dollar betragen, womit er aktuell auf Platz vier der globalen Liste der Superreichen steht.

«In den zurückliegenden 27 Jahren haben wir drei unglaubliche Kinder grossgezogen und eine Stiftung aufgebaut, die sich weltweit dafür einsetzt, den Menschen gesunde und produktive Leben zu ermöglichen», erklärten die beiden weiter. Diese Mission würden sie zusammen weiter vorantreiben, hiess es. «Aber wir glauben nicht mehr, dass wir als Paar in dieser nächsten Lebensphase gemeinsam wachsen können.» In der Mitteilung bat das Paar zudem um «Privatsphäre für unsere Familie, während wir beginnen, uns in diesem neuen Leben zurecht zu finden.»

Das Paar machte in der kurzen Stellungnahme keine Angaben dazu, wie das Vermögen der Familie aufgeteilt werden soll. Selbst im Fall eines relativ strikten Ehevertrags dürfte die 56-jährige Melinda French Gates nach der Scheidung sicherlich Multimilliardärin werden. Das Paar war bislang eher dafür bekannt, sein Privatleben nicht öffentlich zu machen. Sollten sie dies beibehalten wollen, müsste dem Ehepaar an einer gütlichen Einigung gelegen sein. Im Fall eines Prozesses würden viele private Informationen öffentlich werden.

Das Paar hat drei Kinder - Jennifer, Rory und Phoebe, die bereits volljährig sind. «Es ist eine herausfordernde Zeit für unsere ganze Familie», schrieb die älteste Tochter Jennifer (25) auf Instagram. Sie versuche immer noch herauszufinden, wie sie sich und ihre Familienmitglieder am besten bei diesem Prozess unterstützen könne. «Ich persönlich werde mich nicht weiter zur Trennung äussern, aber Eure freundlichen Worte und Unterstützung bedeuten mir sehr viel», hiess es weiter.

Die Gates' lebten bislang auf einem grosszügigen Seegrundstück in Seattle im nordwestlichen US-Bundesstaat Washington. Bill Gates spricht regelmässig mit Medien, beteiligt sich an Diskussionsforen oder hält Vorträge. Melinda Gates hingegen ist etwas weniger bekannt, trat in ihrer Rolle als Co-Vorsitzende des Aufsichtsrats der Stiftung aber auch immer wieder öffentlich auf. 

Die Gates-Stiftung gehört zu den wichtigsten Gebern im Bereich der Gesundheitsvorsorge und der Entwicklungszusammenarbeit. Das Ehepaar Gates - oder die Eheleute getrennt - werden wegen der Reichweite ihrer Stiftung weltweit von Präsidenten, Regierungschefs und Entwicklungsorganisationen hofiert und angehört. Die «New York Times» zitierte eine Stellungnahme der Stiftung, wonach dort durch die Trennung der Eheleute keine Änderungen erwartet würden. «Sie werden weiter zusammenarbeiten, um die Strategie der Stiftung zu formulieren und zu genehmigen, um sich für die Anliegen der Stiftung einzusetzen und die Richtung der Organisation vorzugeben», hiess es demnach.

Bis einschliesslich 2019 hat die Bill & Melinda Gates Stiftung nach eigenen Angaben bereits mehr als 54 Milliarden US-Dollar für Projekte ausgegeben. Eine der grössten Unterstützer der Stiftung ist Investment-Legende Warren Buffett, der von 2006 bis 2019 bereits mehr als 27 Milliarden Dollar für den Kapitalstock der Organisation gespendet hat, wie es auf der Webseite der Stiftung heisst. 

Die Scheidung des prominenten Ehepaars erinnert an die Trennung von Amazon-Gründer Jeff Bezos (57). Der Multimilliardär, der ebenfalls zu den reichsten Menschen der Welt gehört, trennte sich 2019 nach rund 25 Ehejahren von seiner damaligen Ehefrau MacKenzie Bezos - sie hatten vier Kinder. Die 50-jährige MacKenzie Scott ist inzwischen wieder verheiratet und hat nach eigenen Angaben bereits Milliarden ihres Vermögens gespendet. Bei der Scheidung war ihr Amazon-Aktienpaket mit rund 36 Milliarden Dollar bewertet worden.

Melinda Gates wuchs mit drei Geschwistern im US-Bundesstaat Texas auf. Nach Angaben der Gates-Stiftung studierte sie zunächst Informatik und Volkswirtschaftslehre, später schloss sie ein Management-Studium (MBA) ab. Im ersten Jahrzehnt ihrer Karriere arbeitete sie bei Microsoft an der Entwicklung von Multimediaprodukten, wie es auf der Webseite der Stiftung heisst. 

Bill Gates wuchs mit zwei Schwestern in Seattle auf, der Vater war Anwalt, die Mutter Lehrerin. Gates gründete im Alter von 19 Jahren Microsoft und schmiss sein Studium an der Elite-Uni Harvard hin. Der Aufstieg der Firma begann ab 1980, als Microsoft dem Hersteller IBM das Betriebssystem MS-DOS verkaufte, der Vorläufer des späteren Windows, das sich ab den 1990er Jahren weltweit durchsetzte. 2007 erhielt Gates ein Ehrendiplom der Universität Harvard, wo er sein Studium einst abgebrochen hatte. Gates gab seine aktive Rolle bei Microsoft 2008 auf, um sich vorrangig der Arbeit der Stiftung zu widmen. 2020 schied er auch aus dem Aufsichtsrat der Firma aus.

2010 riefen das Ehepaar Gates und Buffett die Initiative «The Giving Pledge» ins Leben. Die superreichen Unterzeichner verpflichteten sich, zu Lebzeiten oder danach - im Testament festgelegt - mindestens die Hälfte ihres Vermögens gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen. Gates hat in Interviews häufig betont, dass seine Kinder einmal nur einen kleinen Teil seines Reichtums erben sollten, damit sie sich nicht nur auf fremden Lorbeeren ausruhen könnten. Doch bangen müssen die Kinder wohl nicht: Selbst wenn sie jeweils nur ein Prozent des riesigen Vermögens erben sollten, wären sie sofort Milliardäre.