Chefdirigent des Bolschoi Theaters legt sein Amt nieder

Die «aktuellen Ereignisse» riefen in ihm «schwierige Gefühle hervor», sagt Tugan Sochijew. Der Dirigent hat nun eine Entscheidung getroffen.

Serit 2014 war Tugan Sochijew Chefdirigent am Bolschoi Theater. Foto: Timo Jaakonaho/Lehtikuva/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Infolge des russischen Einmarsches in der Ukraine verlässt der Chefdirigent des weltbekannten Moskauer Bolschoi Theaters, Tugan Sochijew, seinen Posten.

Zugleich lege er auch sein Amt als Musikdirektor des Nationalorchesters am Opernhaus Capitole im französischen Toulouse nieder, heisst es in einer Erklärung Sochijews.

Da er zu der «untragbaren Wahl» zwischen seinen geliebten russischen und französischen Musikern genötigt worden sei, habe er sich entschieden, beide musikalische Leitungen aufzugeben. «In Europa zwingt man mich heute, eine Wahl zu treffen und ein Mitglied meiner musikalischen Familie dem anderen vorzuziehen», schrieb der 44 Jahre alte, im südrussischen Wladikawkas geborene Sochijew. Er werde gezwungen, zwischen zwei Kulturtraditionen zu wählen.

Viele Menschen hätten seine Positionierung «zu dem, was derzeit passiert», erwartet, sagte Sochijew. Die «aktuellen Ereignisse» riefen in ihm «schwierige Gefühle hervor». Er benannte den Krieg in seiner Erklärung nicht konkret. Er habe niemals bewaffnete Konflikte unterstützt und in den 20 Jahren seiner musikalischen Karriere immer mit den Opfern aller Konflikte gefühlt, betonte Sochijew, der seit 2014 Chefdirigent am Bolschoi Theater war.

Bereits seit 2005 dirigierte er im südwestfranzösischen Toulouse - zuerst als Gast und dann als musikalischer Leiter des Orchesters. Von 2012 bis 2016 war Sochijew auch Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters (DSO) Berlin.

Neben Sochijew waren auch weitere russische Musikschaffende seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine unter Druck geraten, sich öffentlich zu erklären. So hatte etwa der russische Dirigent Waleri Gergijew reihenweise Engagements verloren. Auch der Druck auf die russische Starsopranistin Anna Netrebko wurde immer grösser.