Das singen die Deutschen statt Udo Lindenbergs «Oberindianer»

Udo Lindenbergs «Oberindianer» im Klassiker «Sonderzug aus Pankow» wurde nicht nur zensiert – sondern jetzt auch noch ersetzt.

Udo Lindenbergs Song wird zensiert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Wort «Oberindianer» wurde in Udo Lindenbergs Song «Sonderzug aus Pankow» zensiert.
  • Es sei zu diskriminierend, begründete das Humboldt Forum diese Entscheidung.
  • Für eine Aufführung im November haben Chöre nun eine Alternative gefunden.

Den Song «Sonderzug aus Pankow» von Udo Lindenberg wird es öffentlich in seiner ursprünglichen Form wohl nicht mehr zu hören geben. Wie das Berliner Humboldt Forum bereits angekündigt hatte, wird das Lied ab sofort zensiert – und zwar aufgrund des Begriffs «Oberindianer», der im Song vorkommt.

Dabei sollte der Song auf zwei Chorkonzerten Mitte November vorgeführt werden. Und so fragen sich viele – ist das trotz Zensur überhaupt noch möglich?

Lindenberg verwendete «Oberindianer» 1983 als Bezeichnung für den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Der Spitzname war spielerisch-spöttisch gemeint.

Das «neue» Wort – eine gelungene Alternative?

Um «Sonderzug aus Pankow» auch noch weiterhin aufführen zu können, haben sich die acht Berliner Chöre, die den Song im Humboldt Forum singen werden, auf eine Alternative geeinigt.

Wie die «WELT» berichtet, soll ab sofort anstatt von einem «Oberindianer» nun von einem «Ober-I» gesungen werden.

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Diese Alternative sei weniger diskriminierend und würde bei den Gästen keinen Anstoss erregen, sind sich die Chöre einig.

Deutsche Politiker sind schockiert

In der deutschen Politiker-Szene sorgt die Zensur für grosse Empörung.

Die «BILD» zitiert Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (72): „«Wie kulturlos ist es eigentlich, einen über vier Jahrzehnte alten Liedtext eigenmächtig zu zensieren und damit Udo Lindenbergs Kunst in eine Reihe mit schweren Verbrechen in der amerikanischen Kolonialgeschichte zu stellen?»

DDR-Historiker Hubertus Knabe geht noch weiter in seiner Kritik. Er sieht das Humboldt Forum auf dem Weg zur «linksradikalen Sekte», berichtet «BILD».