Covid-Zertifikat: Einsatz könnte auch in Schweiz ausgeweitet werden
In Frankreich ist der Restaurant- oder Kinobesuch bald nur noch mit Covid-Zertifikat möglich. Eine solche Massnahme wird jetzt auch in der Schweiz diskutiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Covid-Zertifikat wird in der Schweiz nur bei Grossanlässen und im Ausgang benützt.
- Ab August wird es in Frankreich aber auch im Restaurant oder im Theater obligatorisch.
- Diese Lösung wird nun auch in der Schweiz vorgeschlagen, um Shutdowns zu verhindern.
Der Bundesrat hat im Mai entschieden, dass der Einsatz des Covid-Zertifikats in drei Bereichen unterteilt wird. Im roten Bereich ist die Anwendung obligatorisch, der orange Bereich kann ein Zertifikat verlangen, muss aber nicht. Der grüne Bereich bleibt frei von Zertifikaten und umfasst Bereiche des alltäglichen Lebens wie ÖV oder Schulen. Das sieht im Nachbarland Frankreich ab August ganz anders aus.
Der orange Bereich, wie wir ihn kennen, wird in der französischen Republik rot – aber auch Teile des grünen. Zum Beispiel muss bei längeren Strecken mit dem öffentlichen Verkehr ein gültiges Zertifikat vorgewiesen werden. Auch für ins Café oder Restaurant müssen Franzosen und Französinnen geimpft, genesen oder negativ getestet sein. Zudem werden die Tests kostenpflichtig, aber nur für asymptomatische Personen.
Damit will Präsident Emmanuel Macron nicht nur den Druck auf Ungeimpfte erhöhen, sondern auch weitere Lockdowns im Herbst vermeiden. Geimpfte und Genesene sollten im Falle einer Verschlechterung der Lage keine Einschränkungen in Kauf nehmen, so die Idee. Der Ansatz ist aber auch volkswirtschaftlich motiviert.
Covid-Zertifikat für in die Beiz: «Wieso nicht?»
Hierzulande wird mit demselben Gedanken gespielt. Der Jurassische Gesundheitsvorsteher Jacques Gerber (FDP) meinte in der Tagesschau der «RTS», es sei «eine Möglichkeit»: «Ich kann mir heute nicht vorstellen, Schliessungen von gewissen ökonomischen Sektoren vorzunehmen.» Lieber am Eingang ein Zertifikat verlangen, so Gerber, als die Gastronomie zu schliessen.
SVP-Nationalrätin und Mitglied der Gesundheitskommission Verena Herzog stimmt auf Anfrage zu. Der Bund solle «wenn es die gesundheitliche Lage erfordert» weitere Einsatzmöglichkeiten für das Covid-Zertifikat prüfen. Herzog präzisiert aber, der grüne Bereich sollte «klar» unangetastet bleiben. Für den orangen Bereich hingegen gingen Änderungen in Ordnung.
In der Gesundheitskommission gibt es weitere Nationalräte, die diesen Vorschlag unterstützen würden. So zum Beispiel FDP-Vize Philippe Nantermod (VS), der in der «Tribune de Genève» warnt, dies werde kaum zu vermeiden sein.
Gastrosuisse hält Restaurantbesuche für alltäglich
Schon im Mai befürchtete Gastrosuisse, dass es zu diesem Szenario kommen könne. Unverständlich, schrieb Präsident Casimir Platzer damals: «Zu behaupten, dass ein Restaurantbesuch nicht alltäglich ist, ist schwer nachzuvollziehen.» Zudem führe das Covid-Zertifikat zu einer Zweiklassengesellschaft.
Umsetzbar wäre die Massnahme jedoch problemlos. Der Bundesrat kann die Verordnung zum Covid-Zertifikat ohne Weiteres verändern. Ausserdem ist die Prüfung der Zertifikate mit der Check-App für jeden und jede zugänglich.
Fakt ist, eine solche Massnahme wäre nur mit einer starken Verschlechterung der epidemiologischen Lage vertretbar. Und auch erst, wenn alle Impfwilligen ihre Dosen erhalten haben.