Ganze Schweiz soll über «Sion 2026» abstimmen
Eine Motion mit den Unterschriften von über 60 Nationalräten aus allen Parteien fordert vom Bundesrat: über die Olympia-Milliarde für «Sion 2026» soll das Schweizer Stimmvolk abstimmen. Im Bundeshaus gehen bei dem Thema bereits jetzt die Emotionen hoch.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Stimmvolk soll über die Olympia-Milliarde für «Sion 2026» abstimmen.
- Das fordert ein Vorstoss mit den Unterschriften von über 60 Nationalräten aller Parteien.
- Sie sind überzeugt, dass das Volk Nein sagen würde. Im Nationalrat sei die Mehrheit aber noch nicht gewiss.
Eingereicht hat den Vorstoss die Bündner SP-Nationalrätin Silva Semadeni. Sie hat bereits erfolgreich gegen die Olympia-Kandidatur von Graubünden gekämpft. «Die Milliarde muss vors Volk! Olympische Spiele sind ein finanzielles Risiko und das IOC trägt keine Defizite.»
«Das ist grössenwahnsinnig!»
Das ärgert auch Mitunterzeichner und SVP-Nationalrat Felix Müri: «Das ist grössenwahnsinnig! Für den Betrag kann man locker vier Weltmeisterschaften organisieren.» Eine Eishockey-WM habe wenigstens Werbewirkung für die Schweiz.
Den Nutzen von Olympischen Spielen für die Schweiz als Tourismusland hält er dagegen für minim. Und: «Wenn man eine Milliarde in den Tourismus zahlen würde, dann hätten wir dann die Hütte voll!». Eine Volksabstimmung über ein so riskantes Projekt sei deshalb zwingend: «Wenn das Volk so ein Riesenprojekt nicht mitträgt, kann man es gleich vergessen.»
Olympische Idee spaltet Parteien
Das Volk würde wohl Nein sagen, ist Silva Semadeni überzeugt – wie schon zweimal in Graubünden, oder auch im Tirol (Ö) und in München (D). Ob sie im Nationalrat Erfolg hat, sei dagegen schwer abzuschätzen, weil die Front quer durch alle Parteien verlaufe. Andererseits: «Es war einfach, die Unterschriften für die Motion zu bekommen. Einige fragten gar nach, wollten unbedingt unterschreiben.»
Semadeni weiss aber auch: Mit SP-Ständerat Hans Stöckli hat sie den «Sion 2026»-Vizepräsidenten in der eigenen Partei. Und SVP-Nationalrat Jürg Stahl ist alles andere als glücklich mit seinem Parteifreund Felix Müri: Stahl ist auch Präsident von Swiss Olympic. Einer Volksabstimmung sieht er zwar gelassen entgegen. Aber es ärgert ihn, dass über diese einzige Finanzvorlagen abgestimmt werden soll. «Wenn, dann stimmen wir über alles ab. Über Entwicklungshilfe, über Bildung und natürlich auch die Landwirtschaft.»