Nun entlarven sich die Masken-Muffel im Bundeshaus
Nicht alle Parlamentarier halten sich an die Maskenempfehlung. Erich Hess (SVP) bezeichnet sich als «Verweigerer». Andere verzichten aus medizinischen Gründen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Bundeshaus gilt eine «dringende» Empfehlung zum Maskentragen.
- Einige Politiker halten sich bewusst nicht daran. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
- Erich Hess (SVP) will ein Zeichen setzen, Katharina Prelicz-Huber (Grüne) droht Ohnmacht.
Plexiglas, Seifenspender, komplizierte Laufwege: Das Bundeshaus ist in Zeiten des Coronavirus kaum wiederzuerkennen. Dazu tragen die meisten Politiker und auch Journalisten eine Schutzmaske. Dies wird von der Parlamentsdiensten «dringend» empfohlen.
Doch längst nicht alle Nationalräte halten sich an die Order. Während manche die Maske nur rasch anziehen, wenn eine Kamera in der Nähe ist, weigern sich andere komplett, sie zu tragen. Einer von ihnen ist SVP-Mann Erich Hess.
Erich Hess: «Maskenball in Wandelhalle ist lächerlich»
Er findet es «völlig übertrieben», was im Bundeshaus abgehe. Die Plexiglasscheiben könne er nachvollziehen. Die Installation sei günstiger als nochmals die Bernexpo-Hallen zu mieten. «Doch dieser Maskenball in der Wandelhalle ist lächerlich und vermittelt eine falsche Sicherheit», so Hess.
«Ich bin Maskenverweigerer und stehe dazu. Mit den paar bösen Blicken kann ich umgehen», erklärt der Berner offen. Grund für sein Misstrauen: Hess glaubt nicht an den Nutzen der Schutzmasken. «Die Herren Berset und Koch sagten schon im Frühling, dass dieser beschränkt ist.»
Auch wenn SVP-Vize Magdalena Martullo-Blocher im Frühling vorspurte und Roger Köppel mitzieht: In der Sünneli-Partei ist der Anteil Unvermummter am höchsten. Manche SVPler geben Kollegen auch ungeniert die Hand, obwohl die Behörden weiter davon abraten.
SP-Badran will nicht – Prelicz-Huber (Grüne) kann nicht
Doch auch auf linker Seite gibt es Masken-Muffel. «Oben ohne» unterwegs ist etwa SP-Frau Jacqueline Badran. Sie habe nichts gegen Masken, versichert sie. «Aber es ist einfach nichts für mich», so die Zürcherin. Sie begründet das mit der Praktikabilität im Bundeshaus.
Was Badran wohl meint: Kaum jemand hält sich im Gewusel an die Hygieneanleitung des Bundesamts für Gesundheit, wie mit Masken umzugehen ist. Aus ganz anderen Gründen verzichtet die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber auf die Maske.
Die Zürcherin macht medizinische Gründe geltend: Sie leide unter diversen Allergien, unter anderem gegen Staub.
Dafür habe sie ein ärztliches Zeugnis und sie habe die Nationalratspräsidentin informiert. «Ich habe es ausprobiert, aber nach einer halben Stunde aufhören müssen», sagt sie zu Nau.ch.
Katharina Prelicz-Huber: «Ich könnte mit einer Maske ohnmächtig werden»
Sie erhalte mit einer Maske sofort Kopfschmerzen und einen «zündroten Kopf», beginne zu schwitzen und könne nicht mehr atmen. «Die Folge könnte sein, dass ich ohnmächtig werde», so Prelicz-Huber.
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Sie sei deshalb etwa im öffentlichen Verkehr schon angesprochen worden. Mit der Erklärung hätten sich andere Passagiere aber zufriedengegeben. «Daneben gibt es alles, von Blicken, die töten könnten, bis zu heftigen E-Mails, in denen ich als unsolidarisch beschimpft werde.» Ein Passant habe ihr kürzlich gar «sämtliche Krankheiten an den Hals gewünscht».
Erich Hess: «Virus im Moment relativ harmlos»
Für Erich Hess von der SVP steht dagegen die Wirtschaft im Vordergrund. «Wir brauchen eine rasche Rückkehr zur Normalität. Der Bundesrat muss wieder Kompetenzen abgeben. Die Wirtschaft ist darauf angewiesen, sonst schlittern wir in eine Krise mit grösseren Konsequenzen als die Pandemie selbst hat.»
Das müsse möglich sein, denn das Virus scheine «im Moment relativ harmlos». Ausserdem würden die Fallzahlen aus jenen Kantonen, die schon früh eine Maskenpflicht einführten, zeigen, dass Masken kein Allheilmittel seien.