Radikalisierte Lockdown-Fans stehen im Gegenwind
Eine eigene Partei oder laut wie die Skeptiker: Die Ideen von radikalen Corona-Gegnern stossen selbst bei Massnahmen-Befürwortern auf Skepsis.
Das Wichtigste in Kürze
- Lockdown-Befürworter radikalisieren sich und wollen eine eigene Partei gründen.
- Massnahmen-Befürworter wie #ProtectTheKids distanzieren sich von solchen Ideen.
- Die Kritik an der «Durchseuchungs-Strategie» des Bundesrats bleibt aber.
Massnahmen-Befürworter und Verfechter einer Zero-Covid-Strategie radikalisieren sich zunehmend. Sie wollen ihren Anliegen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und liebäugeln deshalb mit der Gründung einer eigenen Partei. Auch vor dem Abkupfern von Strategien der Corona-Skeptiker scheut man nicht zurück.
Lockdowns werden gefordert, manche wollen gar den Bundesrat absetzen oder verhaften und vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag stellen. Doch nun distanziert sich die Gruppierung #ProtectTheKids explizit von solchen radikalen Tendenzen. Trotz Wut im Bauch nach der ersten Bundesratssitzung des Jahres, nach der unter anderem die Quarantäne- und Isolationsdauer verkürzt wird.
«Nur bei Skeptikern»
In einem Punkt gibt Jonas Hostettler von #ProtectTheKids den radikalisierten Lockdown-Fans allerdings recht. «Es ist schon so: Wir fühlen uns natürlich von den Parteien nicht vertreten. Keine Partei hat im Moment den Mumm, aufzustehen.» Von radikalen Aktionen oder Verhaftungs-Forderungen sei man aber weit entfernt. «Davon distanzieren wir uns deutlich», betont Hostettler.
Im Gegenteil: Man sei für Gesetzestreue und glaube an den Rechtsstaat, der ja die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevölkerung schützen solle. Radikal seien die anderen: «Forderungen wie ‹Berset verhaften›, das sehen wir bei uns nicht. Nur bei den Skeptikern.»
Richtig sei auch, dass man durchaus neidisch auf die mediale Berichterstattung der Skeptiker sein könne, räumt Hostettler ein. «Wir schauen mit Verwunderung darauf, was die Corona-Befürworter tun und wie sie es immer wieder erreichen, in den Medien präsent zu sein. Aber sie zu kopieren ist keine Option.» Schon allein deshalb, weil Corona-Gegner nicht gerade Massenveranstaltungen organisieren würden.
Kritik an «radikaler Durchseuchung»
Bei allem Glauben an den Rechtsstaat: Mit Kritik an den Behörden hält #ProtectTheKids dennoch nicht zurück. «Was radikal ist, ist die Durchseuchung der Bevölkerung, ohne dass diese Bevölkerung dazu gefragt wurde», wirft Hostettler Bund und Kantonen vor. Zusammen mit acht weiteren Organisationen wie «BildungAberSicher» und «Long Covid Schweiz» fordert #ProtectTheKids deshalb Massnahmen, die eine Durchseuchung verhindern.
Omikron als Chance zu sehen, wie die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli es tue: «Da frage ich mich als Nicht-Jurist, inwiefern dies legal ist», findet Hotstettler. «Einfach aus Faulheit zu sagen, wir durchseuchen jetzt die Bevölkerung: Das ist, wenn schon, radikal.» Wenn man bei zehn oder zwanzig Prozent der Angesteckten mit langfristigen Folgen rechnen müsse, sei das sicher nicht vernünftig.
Lockdown nur im Extremfall
Lüften und Luftfilter, CO2-Sensoren, Reihentests und vor allem Masken: Das genügt der Elternorganisation #ProtectTheKids eigentlich. Plus eine einheitliche Regelung bei der Quarantäne von Schulklassen. Von ZeroCovid und Lockdowns aber nimmt man betont Abstand. Ausnahmen bestätigen die Regel: «Wir sind jetzt eventuell so weit in die Probleme reingeritten, dass ein Lockdown nötig wird.»
Grundsätzlich habe man aber Massnahmen, die die Fallzahlen auch ohne Lockdown runterbringen und tief halten könnten. Womit Hostettler wieder bei der Kritik an den Behörden wäre, denn runtergebracht habe man die Fallzahlen zwar jeweils schon. «Aber dann wird jeweils die optimistischste Annahme getroffen, mit der man wieder die Aufhebung der Massnahmen begründen kann.»