Strommangel: Gastrosuisse warnt vor Beizen-Konkurs

Gastrosuisse und Gewerbeverband ziehen konkrete Rechenbeispiele herbei, um vor dem drohenden Preishammer auf dem Strommarkt zu warnen.

Der Schweizerische Gewerbeverband (sgv) und Gastrosuisse präsentieren an einer Medienkonferenz konkrete Forderungen, um einer Strommangellage zu begegnen. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gastrosuisse und der Schweizerische Gewerbeverband sind über die Strompreise besorgt.
  • Der «Preishammer» gefährde die Existenzen unzähliger Schweizer Unternehmen.
  • Mit konkreten Rechenbeispielen aus der Praxis sorgen sie für verängstigte Gesichter.

In einer Medienkonferenz am Montag warnen der Schweizerische Gewerbeverband (svg) und Gastrosuisse vor einem drohenden «Strompreishammer». Aus diesen Gründen haben die Verbände einen Katalog mit Forderungen präsentiert.

Ulrich Bigler, Dirketor des Schweizerischen Gewerbeverbands ist über die Entwicklungen der Strompreise besorgt. (Archivbild) - Keystone

Konkret stellen die Verbände drei Forderungen: Erstens müssen die Kapazitäten der Stromproduktion jetzt ausgebaut werden. Zweitens müssen die Massnahmen zur Bewältigung einer möglichen Mangellage aus den betroffenen Branchen heraus organisiert werden. Drittens müssten die Strompreise schnellstmöglich stabilisiert werden.

Praxisbeispiele lösen Besorgnis aus

An der Pressekonferenz sorgten aber insbesondere zwei Rechenbeispiele aus der Praxis für Existenzängste. Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer rechnet vor: Ein kleines Berghotel habe bisher jährlich rund 5000 Franken für Stromkosten aufwenden müssen. Doch die neue Offerte für den Fünfjahres-Vertrag vonseiten des Stromproduzenten sei «der Hammer». Eine erste Offerte habe für das Hotel Stromkosten von über 162'000 Franken pro Jahr errechnet, dies entspricht einer 32-fachen Erhöhung.

Gemäss den Beispielen von Casimir Platzer müssten gewisse Betriebe mit Strompreissteigerungen von rund 1600 Prozent rechnen. (Symbolbild) - Keystone

Eine zweite, weitaus grosszügigere Offerte, sei aber immer noch existenzgefährdend, so Platzer. Denn auch die vorgeschlagenen jährlichen Kosten von 81'000 Franken seien für den kleinen Betrieb nicht bewältigbar. Insbesondre nach den mageren Coronajahren stellten die explodierenden Strompreise für viele Betriebe eine Bedrohung ihrer Existenz dar.

Umfrage

Bereiten Ihnen die steigenden Strompreise Sorgen?

Ja.
76%
Nein.
24%

In einer zweiten Runde stellte Platzer ein weiteres Rechenbeispiel aus der Praxis vor. Dabei handelt es sich um eine «mittelgrosse Metallbaufirma». Das Unternehmen hatte im Jahr 2022 rund 58'000 Franken für die Stromrechnung zu berappen. Die neue Offerte für das kommende Jahr sei schlicht als «Wucher» zu bezeichnen: 925'000 Franken pro Jahr. Auch dies entspricht einer Preissteigerung von 1600 Prozent.

Gewerbe-Boss wittert «Staatsversagen»

«Die aktuelle Situation ist massgeblich von Staatsversagen geprägt», so Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands.

Es seien politische Entscheide, die zum Rückgang der Stromkapazität geführt hätten und gleichzeitig den Ausbau verhinderten. Die Ausbauziele der Energiestrategie 2050 seien ein politisches Versprechen, welches nicht eingelöst worden sei.

Fabio Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands, ist alarmiert: Die explodierenden Strompreise bedrohen die Existenz unzähliger Schweizer Unternehmen. (Archivbild) - Keystone

Die vom Bund geplanten Bewirtschaftungsmassnahmen bedrohen die Sicherheit des Wirtschaftsstandorts Schweiz. «Für viele Unternehmen, Wertschöpfungsketten und Branchen sind diese granularen und intrusiven Bewirtschaftungsmassnahmen unverhältnismässig und potenziell existenzgefährdend.»