Drohnenabschuss verschärft Konflikt zwischen USA und Iran
Der Abschuss einer Drohne durch den Iran hat die Spannungen zwischen Teheran und Washington weiter verschärft.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident bezeichnet Abschuss als «sehr grossen Fehler».
Die iranischen Revolutionsgarden hätte eine «amerikanische Spionage-Drohne» über der südiranischen Küstenprovinz Hormusgan abgeschossen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Donnerstag. Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif bekräftigte bei Twitter, dass das unbemannte Fluggerät den iranischen Luftraum verletzt habe. Washington bestätigte den Vorfall, wies jedoch den Vorwurf einer Grenzverletzung zurück. US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Abschuss als «sehr grossen Fehler».
Als Trump nach einer möglichen Antwort der USA auf den Abschuss der Drohne gefragt wurde, sagte er im Weissen Hauses lediglich: «Sie werden sehen!» Auch äusserte der US-Präsident die Vermutung, dass menschliches Versagen hinter dem Abschuss stehen könne: «Ich kann kaum glauben, dass das Absicht war.»
Die US-Streitkräfte bestätigten den Abschuss der Drohne, doch habe sich die US-Aufklärungsdrohne in internationalem Luftraum befunden. «Die iranischen Angaben, wonach das Fluggerät über dem Iran flog, sind falsch», sagte ein Sprecher des US-Zentralkommandos. Es handele sich um einen «unprovozierten Angriff» auf ein US-Aufklärungsgerät.
Der Oberkommandierende der US-Luftstreitkräfte in der Region, Generalleutnant Joseph Guastella, sprach von einem «gefährlichen» und «unverantwortlichen» Angriff, durch den «unschuldige Zivilisten in Gefahr» gebracht worden sein könnten. Guastella gab an, die Drohne habe sich zum Zeitpunkt des Abschusses 34 Kilometer vor der Küste Irans befunden.
Der Iran bezichtigte Washington der Lüge und kündigte an, die UNO einzuschalten. «Wir werden diesen neuen Angriff vor die UNO bringen und zeigen, dass die USA lügen», schrieb Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif im Kurzbotschaftendienst Twitter. «Wir streben keinen Krieg an, aber wir werden unseren Luftraum, unser Land und unsere Gewässer verteidigen.» Später gab Sarif bei Twitter die Koordinaten der Drohne an: diese sei um 04.05 Uhr (01.35 Uhr MESZ) bei «25°59'43» (nördlicher Breite) und «57°02'25» (östlicher Länge) getroffen worden.
Bilder von der abgeschossenen Drohne wurden zunächst nicht gezeigt. Die Drohne Global Hawk wird vom US-Konzern Northrop Grumman hergestellt. Die Provinz Hormusgan grenzt an den Golf von Oman.
Der Anführer der mächtigen Revolutionsgarden im Iran sprach von einer «ausländischen Aggression» und hob hervor: «Die Grenzen sind unsere rote Linie.» Teherans Antwort auf die Grenzverletzung sei «eine klare Botschaft» von den «Verteidigern der Grenzen» des Irans gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur Tasnim General Hossein Salami.
Die Reaktion werde auch in Zukunft «bestimmt und unumschränkt» sein. Salami fügte hinzu, dass «wir keinen Krieg anstreben, aber wir sind bereit, auf jegliche Kriegserklärung zu antworten».
Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton kündigte an, am Wochenende zu «regionalen Sicherheitsgesprächen» nach Israel zu reisen. Bolton werde am Sonntag den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und seinen israelischen und russischen Kollegen, Meir Ben-Schabbat and Nikolai Patruschew, treffen, wie sein Sprecher Garrett Marquis sagte. Netanjahu forderte in einer Erklärung internationale Unterstützung der «friedliebenden Länder» für die USA.
Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran hatten sich in den vergangenen Wochen drastisch verschärft. So machte Washington Teheran kürzlich für den Angriff auf zwei Tanker im Golf von Oman verantwortlich. Der Iran wies die Vorwürfe zurück.
Auch der Streit um das iranische Atomprogramm wird seit Wochen immer härter geführt. Trump hatte im Mai 2018 den Ausstieg seines Landes aus dem Atomabkommen verkündet und neue Sanktionen gegen den Iran verhängt.
Trotz dieses Vertragsbruchs der USA hielt Teheran zunächst an dem Abkommen fest. Inzwischen hat der Iran angekündigt, die im internationalen Atomabkommen festgelegte Menge von angereichertem Uran überschreiten zu wollen. Die verbleibenden Vertragsstaaten des Atomabkommens - Deutschland, Frankreich, Grossbritannien sowie China und Russland wollten sich mit dem Iran am Freitag kommender Woche zu Beratungen in Wien treffen, wie die EU am Donnerstag mitteilte.