Lage zwischen Indien und Pakistan spitzt sich nach Selbstmordanschlag zu

Nach dem tödlichen Anschlag auf indische Sicherheitskräfte in der Kaschmir-Region hat sich die Lage zwischen Indien und Pakistan am Dienstag weiter zugespitzt.

Indische Sicherheitskräfte am Montag in Süd-Kaschmir - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Islamabad warnt vor Angriff - Delhi fordert vom Nachbarn «glaubwürdiges Handeln».

Indiens Aussenministerium wies Äusserungen von Pakistans Regierungschef Imran Khan als «faule Ausrede» zurück und forderte «glaubwürdiges und sichtbares Handeln» vom Nachbarn. Khan hatte zuvor Hilfe bei der Untersuchung des Anschlags angeboten - sobald Delhi Beweise für die Verwicklung Pakistans vorlege.

Premierminister Khan warnte in einer Fernsehansprache Indien vor einem Angriff. Pakistan werde «nicht nur über Vergeltung nachdenken. Pakistan wird Vergeltung üben», sagte er. Zugleich sagte der Regierungschef, Pakistan sei bereit, mit Indien über Terrorismus zu sprechen.

Indiens Aussenministerium forderte Pakistan hingegen dazu auf, «die internationale Gemeinschaft nicht länger zu täuschen». Khan habe weder «diese abscheuliche Tat verurteilt, noch den trauernden Familien kondoliert», hiess es in einer Stellungnahme.

In der unruhigen Kaschmir-Region waren am Donnerstag bei einem Selbstmordanschlag 41 Sicherheitskräfte getötet worden. Es war der schwerste Anschlag auf Regierungstruppen im indischen Teil der Region seit drei Jahrzehnten. Die im Nachbarland Pakistan ansässige Islamistengruppe Jaish-e-Mohammed (JEM) beanspruchte die Tat für sich. Indien warf Pakistan vor, den Islamisten Unterschlupf zu gewähren.

Das indische Militär erklärte am Dienstag, der Anschlag sei von Pakistan geplant gewesen, insbesondere vom mächtigen Geheimdienst ISI. Die Armee teilte zudem mit, dass bei Gefechten zwischen Soldaten und Rebellen am Montag drei JEM-Mitglieder getötet worden seien, darunter der oberste Befehlshaber der Gruppe in Kaschmir. Zudem seien vier Soldaten, ein Polizist und ein Zivilist gestorben.

Pakistans Aussenminister Shah Mahmood Qureshi appellierte an UN-Generalsekretär Antonio Guterres, in dem eskalierenden Streit zu vermitteln. «Die Vereinten Nationen müssen einschreiten, um die Spannung zu entschärfen», schrieb er in einer Nachricht.

Indien hat in der unruhigen Kaschmir-Region Schätzungen zufolge rund 500.000 Soldaten stationiert. Seit einem Krieg 1947 ist die Region zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten zur Gänze beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan.