Tod nach Vorfall am Eiffelturm - Polizisten wegen «fahrlässiger Tötung» beschuldigt
In Paris müssen sich vier Polizisten nach dem Erstickungstod eines Familienvaters verantworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Familienvater sagte mehrfach: «Ich ersticke».
Drei der Beamten wurden wegen des Vorfalls am Eiffelturm der «fahrlässigen Tötung» beschuldigt, wie es am Donnerstag von der Justiz hiess. Eine vierte Polizistin, die mit ihrem Handy filmte, gilt als Mitwisserin. Die Familie des toten Motorrad-Lieferfahrers forderte dagegen ein Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung.
Der 42-jährige Cédric Chouviat war Anfang Januar bei einer Kontrolle am Fusse des Eiffelturm mit den Polizisten in Streit geraten. Sie drückten den Familienvater nach bisherigen Erkenntnissen bäuchlings auf den Boden, obwohl er einen Motorradhelm trug. Laut Autopsie erlitt der Franzose einen Kehlkopfbruch und wurde zwei Tage später im Krankenhaus für tot erklärt.
Die Familie nannte den Vorwurf der fahrlässigen Tötung zu schwach. «Gezielte Schläge» hätten den Tod Chouviats zur Folge gehabt, hiess es in einer Erklärung der Angehörigen. Auf fahrlässige Tötung stehen in Frankreich maximal drei bis fünf Jahre Haft, bei Totschlag müssten die Polizisten ein deutlich höheres Strafmass fürchten.
Von Experten ausgewertete Ton- und Videoaufnahmen von Handys ergaben, dass Chouviat in den 22 Sekunden seiner Festnahme mehrfach «Stopp» und «Ich ersticke» zu den Polizisten sagte. Sein Vater Christian hatte den Beamten deshalb «Mord» vorgeworfen. Zwei der Beschuldigten gaben an, die Worte des Lieferanten seien wegen des Strassenlärms nicht zu hören gewesen.
In Frankreich gingen zuletzt zehntausende Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus auf die Strasse. Sie zogen dabei Parallelen zwischen dem brutalen Tod des Afroamerikaners George Floyd, der bei einem Polizeieinsatz in den USA erstickte, und Fällen in Frankreich. Auch Floyd hatte vor seinem Tod mehrfach zu den weissen Polizisten gesagt: «Ich kann nicht atmen.»
Der kürzlich abgelöste französische Innenminister Christophe Castaner hatte unter dem Druck der Demonstrationen zugesagt, «exzessive» Polizeimethoden wie den Würgegriff bei Verhaftungen zu verbieten.
Sein Nachfolger Gérald Darmanin äusserte sich zu dem Thema vorerst nicht. Der 37-Jährige steht selbst unter Druck, da ihn eine frühere Prostituierte der Vergewaltigung bezichtigt. Er sieht sich als «Opfer einer Menschenjagd».