Tausende demonstrieren gegen Corona-Krisenmanagement der israelischen Regierung
In Israel haben am Samstagabend tausende Menschen gegen den Umgang der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit der Corona-Pandemie demonstriert.
Das Wichtigste in Kürze
- Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Kan 11 sprach von mehreren tausend Teilnehmern..
Auf dem zentralen Rabin-Platz in Tel Aviv versammelten zahlreiche Menschen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einige hielten Transparente mit Slogans wie «Lasst uns atmen». Die meisten Teilnehmer trugen Masken, zumeist wurde aber nicht der empfohlene Abstand von zwei Metern eingehalten.
Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender Kan 11 sprach von mehreren tausend Teilnehmern. Die Polizei wollte keine Teilnehmerzahl nennen. Sie war mit rund 300 Beamten im Einsatz, um die Einhaltung der Regeln zum Schutz vor dem neuartigen Coronavirus zu überwachen.
Der Protest wurde von Organisationen von Arbeitern, Freiberuflern und Kleinunternehmen organisiert, auch Studentenorganisationen beteiligten sich. Sie werfen der Regierung vor, die Menschen seien nach der Verhängung von Corona-Beschränkungen auf sich allein gestellt. «Es gibt eine schwere Vertrauenskrise zwischen der Regierung und uns», sagte Mitorganisator Shai Berman am Samstag Israels öffentlich-rechtlichem Rundfunk.
Die Arbeitslosigkeit in Israel stieg von 3,4 Prozent auf 27 Prozent im April. Im Mai erholte sich der Arbeitsmarkt leicht, die Arbeitslosenquote lag bei 23,5 Prozent. Die Zahlen für Juni wurden noch nicht veröffentlicht.
Mitte März hatte die israelische Regierung eine strikte Ausgangssperre verhängt, nur Menschen mit systemrelevanten Berufen durften zur Arbeit gehen. Ende Mai wurden einige Corona-Regeln gelockert, in der Folge schnellten die Infektionszahlen in die Höhe. Daher wurden Bars, Nachtclubs, Sportanlagen und öffentliche Schwimmbäder wieder geschlossen.
Am Freitag hatte das israelische Gesundheitsministeriums einen neuen Höchststand der täglichen Corona-Neuinfektionen gemeldet. Binnen 24 Stunden steckten sich rund 1500 Menschen an. Insgesamt wurden landesweit mehr als 36.000 Infektionen registriert, mehr als 350 Infizierte starben.