Macron an Trump: «Allianz der freien Völker am Leben halten»
Am 75. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die USA aufgerufen, dem Geist des D-Day gerecht zu werden.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident nennt Verbindung zu Verbündeten «unverwüstlich».
«Wir dürfen niemals aufhören, die Allianz der freien Völker am Leben zu halten», sagte Macron am Donnerstag im Beisein von US-Präsident Donald Trump auf dem US-Soldatenfriedhof Colleville-sur-Mer. Trump erwiderte: «Unsere Verbindung ist unverwüstlich.»
Macron sagte in seiner Rede, die als Mahnung an Trump verstanden wurde: «Wir müssen den Kern des Versprechens der Normandie wiederfinden.» Auch 75 Jahre nach dem Kampf gegen Hitler-Deutschland gehe es um ein Bündnis «der Länder, die die gleichen Werte teilen: die der Demokratie und der Freiheit». Als beispielhaft nannte Macron Institutionen wie die EU und die UNO, die Trump regelmässig kritisiert.
Trump betonte dagegen die «unverwüstliche» Einigkeit der Verbündeten. Sie sei «in der Hitze des Kampfes geschmiedet, in den Prüfungen des Kriegs getestet und mit den Segnungen den Friedens bewiesen» worden, betonte er. Das Verhältnis zwischen den USA und der EU ist unter anderem wegen Trumps Unterstützung für den Brexit und seiner Drohung mit Handelssanktionen angespannt.
Im Mittelpunkt der Zeremonie standen die Veteranen: Trump und Macron dankten rund 160 früheren Soldaten für ihren Mut im Kampf gegen die Nazis. Trump und Macron schüttelten zahlreichen der hoch betagten Männer die Hände, die zum Teil in Rollstühlen an der Zeremonie teilnahmen, und applaudierten ihnen.
Trump nannte die US-Veteranen «den Stolz unseres Landes». Er rief den früheren Soldaten zu: «Ihr gehört zu den Grössten, die jemals gelebt haben.» Macron betonte, Frankreich werde nie vergessen, wem es seine Freiheit verdanke. «Ich sage Danke», sagte er an die Veteranen gerichtet. Der französische Präsident nahm anschliessend fünf Soldaten in die Ehrenlegion auf.
Zu der Zeremonie auf dem US-Soldatenfriedhof oberhalb des Landungsstrandes Omaha Beach waren fast 12.000 internationale Gäste eingeladen. Dort liegen fast 9400 US-Soldaten begraben. Die Stätte oberhalb der Felsen wird durch tausende weisse Kreuze und Davidsterne auf grünem Rasen geprägt.
Zuvor hatten Macron und die britische Premierministerin Theresa May in der Gemeinde Ver-sur-Mer den Grundstein für ein Denkmal gelegt, das an das Schicksal britischer Soldaten erinnern soll. Auch May würdigte die Tapferkeit der Soldaten. Es sei «fast unmöglich, den wild entschlossenen Mut zu begreifen», der für die Landung nötig gewesen sei, sagte sie.
Prinz Charles und seine Frau Camilla nahmen an einer Gedenkmesse für die britischen Soldaten teil, die am D-Day getötet wurden. In der Kathedrale von Bayeux wurde ein Friedensbrief von Papst Franziskus verlesen, in dem dieser zur «Begegnung und zum Dialog» aufruft.
Die Alliierten waren am 6. Juni 1944 mit mehr als 150.000 Soldaten in der Normandie gelandet. Die Offensive trug massgeblich zur Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg bei. Bayeux war die erste befreite französische Stadt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kam der französischen Einladung zu den Feierlichkeiten nicht nach. Sie war am Mittwoch zu der internationalen Zeremonie nach Südengland gereist.