Guillaume Barazzone (CVP) ist der nächste Genfer mit Fehltritt
Was ist bloss mit den Genfer Politikern los? Nach Pierre Maudets Reisen sorgt CVP-Politiker Guillaume Barazzone mit hohen Spesen für Unmut.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Genfer Regierungsmitglied Barazone hat unverhältnismässig hohe Spesen verrechnet.
- Der CVP-Nationalrat räumt nun «ungewollte Fehler ein».
- Damit reiht er sich in eine Gruppe von Skandalen von Politikern aus der Romandie ein.
Insgesamt 42'000 Franken an Spesen verrechnete CVP-Nationalrat Guillaume Barazzone als Mitglied der Genfer Stadtregierung im Jahr 2017. Ein Grossteil davon fällt in die Kategorie nicht gerechtfertigter Ausgaben. Allein 17'000 davon gab der 36-Jährige fürs Telefonieren mit dem Moblitelefon aus! «Ein Betrag, der fünfmal höher ist als das Mittel seiner anderen Kolleginnen und Kollegen», sagte dazu Richterin Isabelle Terrier, welche die Spesen der Genfer Stadtregierung untersucht hat.
Unter den weiteren Ausgaben Barazzones: 3000 Franken für über hundert Taxifahrten, die teilweise spät in der Nacht erfolgten und zu privaten Adressen führten. Nach der Präsentation des Berichts zu den Spesen räumte der CVPler «ungewollte Fehler ein». Unter anderem gestand er, eine Flasche Champagner und drei Cocktails in einer Karaoke-Bar als Spesen angegeben zu haben.
Diese «Fehler» seien auch entstanden, weil er seine privaten und beruflichen Kredit-Karten verwechselt habe – sie sähen sich sehr ähnlich. Barazzone sortierte nun diejenigen Quittungen aus, die mit Aktivitäten zwischen 01.00 und 06.00 Uhr verbunden waren: Er hat beschlossen, 51'896 Franken zurückzuzahlen. Bereits vor zwei Wochen geriet Barazzone in die Schlagzeilen, weil bekannt worden war, dass er sich in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zu einem Formel-1-Rennen einladen liess.
Hoffnungsträger der CVP Romandie
Bitter ist die Geschichte für die CVP. Denn: Barazzone galt bisher eigentlich als Hoffnungsträger der Partei in der Romandie. Unter anderem wurde der Nationalrat 2015 vom Weltwirtschaftsforum (WEF) als einer der «Young Global Leaders (YGL)» vorgestellt – ein elitärer Kreis, indem sich auch Staatschefs und Oscar-Preisträger befinden. «Zu den YGL gehören Führungskräfte der nächsten Generation, die Pionierarbeit leisten und durch ihre Entwicklung in der Lage sind, positive und konkrete Einflüsse auf ihre Länder, Branchen und Gesellschaften zu erzielen», hiess es damals vom WEF.
In den Fussstapfen von Maudet und Buttet?
Doch Pionierarbeit hat Barazzone in diesem Fall nicht geleistet. Denn bereits vor ihm leistete sich der Genfer Staatsrat Pierre Maudet (FDP) ähnliche Fehltritte. 2015 reiste er in die VAE an ein Formel-1-Rennen. Das Problem: er machte falsche Angaben über die Finanzierung und Art seiner Reise. Zudem wurde Anfang Oktober bekannt, dass er sein Amt missbraucht habe, um das Lokal «L'Escobar» zu eröffnen. Dennoch lehnt Maudet einen Rücktritt weiterhin ab.
Auch für Barazzones Partei, die CVP, sind Fehltritte von Nationalräten nichts Neues. Der Walliser Yannick Buttet wurde im August wegen Nötigung auf zwei Jahre Bewährung verurteilt. Grund: Er hatte eine ehemalige aussereheliche Affäre gestalkt, Als dies an die Öffentlichkeit kam, trat Buttet nach massivem öffentlichen Druck am 17. Dezember 2017 aus dem Nationalrat zurück. Später beschuldigten ihn sechs weitere Frauen wegen sexueller Belästigung.
Barazzones Spesen-Eskapade ist somit ein weiterer Schlag für die CVP. Ob der Fall für den 36-Jährigen irgendwelche Konsequenzen haben wird, werden die nächsten Tage zeigen.