Yannick Berner (FDP): Sorge tragen zum Wirtschaftsstandort Aargau
In seinem Gastbeitrag erläutert Yannick Berner, warum die kantonale Volksinitiative für mehr Lohngleichheit «ein klassischer Schuss ins eigene Bein» sei.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine kantonale Volksinitiative verlangt Lohngleichheit im Kanton Aargau.
- Yannick Berner (FDP) weist sie als «kantonalen Sonderweg» ohne «Mehrwert» zurück.
- In seinem Gastbeitrag erläutert Berner ihre Nachteile für den Wirtschaftsstandort Aargau.
Eine kantonale Volksinitiative verlangt, dass Aargauer Unternehmen bereits ab 50 Mitarbeitenden aufwendige Lohnanalysen durchführen müssen, um angeblich der Lohnungleichheit entgegenzuwirken.
Zusätzlich fordern die Initianten, dass die Fachstelle für Gleichstellung wieder eingeführt wird.
Dabei existiert auf Bundesebene bereits ein Rechtsrahmen: Das Gleichstellungsgesetz verpflichtet Unternehmen ab 100 Mitarbeitenden zur Lohnanalyse.

Die Initiative schlägt also einen kantonalen Sonderweg ein, der keinen Mehrwert bringt – im Gegenteil.
«Die nächste Kantonsgrenze ist nie weit entfernt»
Für KMU im Aargau bedeutet dies einmal mehr: mehr Bürokratie, weniger Unternehmertum. Zeit und Ressourcen, die besser in die firmeneigenen Kernkompetenzen investiert wären, werden in administrative Pflichten verwandelt.
Und das in einem Umfeld, in dem KMU ohnehin schon unter Fachkräftemangel, steigenden Lohnkosten und wachsendem Regulierungsdruck leiden.
Die Initiative schafft zudem einen Standortnachteil: Die nächste Kantonsgrenze ist nie weit entfernt. Während benachbarte Kantone keine zusätzlichen Pflichten kennen, müssen Aargauer Betriebe mehr leisten. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit.
«Ausser Spesen nichts gewesen»
Auch in unserem Familienunternehmen Urma müssen wir aufgrund unserer Mitarbeitendenzahl bereits Lohnanalysen durchführen und erfüllen so die nationalen Gesetzesbestimmungen.
Als Unternehmer ist mir faire Entlöhnung ein zentrales Anliegen. Dieses Gebot befolgen wir bei der Urma. Und trotzdem frage ich mich: Wie viel bringen diese Analysen wirklich?
Gerade in kleineren Betrieben, wo individuelle Vereinbarungen dominieren und Löhne weniger schematisch festgelegt werden, erzeugen sie vor allem eines: Aufwand. Aufwand ohne echten Erkenntnisgewinn.
Eben: ausser Spesen nichts gewesen.
Gleichstellung auf individueller und politischer Ebene
Ich bin bereit als Unternehmer und Politiker etwas für die Gleichstellung zu tun. Und zwar an den Hebeln, wo es auch wirklich zählt.

Angefangen auf individueller Ebene: bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gezielte Weiterbildungsangebote oder flexiblere Arbeitsmodelle. Auf politischer Ebene sind die Individualbesteuerung und eine gleichberechtigte Altersvorsorge zentrale Pfeiler.
Aber ein Eingriff vom Staat in Form von aufgezwungen Lohnanalysen mit drohenden Sanktionen? Da bin ich als Unternehmer dezidiert dagegen.
Der Aargau: Einer der Wirtschaftsmotoren der Schweiz
Der Aargau ist einer der Wirtschaftsmotoren der Schweiz. Wir müssen Sorge tragen zu unserem Standort – und dazu gehört, unternehmerische Freiheit nicht weiter einzuschränken.
Immer höhere Auflagen und steigende Sozialabgaben, die von Unternehmen bezahlt werden – Stichwort Familienzulagen, Stichwort 13. AHV-Rente – und jetzt noch eine kantonale Sonderregelung?
Eine Extrawurst für den Aargau wäre ein klassischer Schuss ins eigene Bein.
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Zum Autor: Yannick Berner (*1992) ist Unternehmer und sitzt für die FDP im Grossrat des Kantons Aargau.