Coronavirus: Vereine in 3. Liga uneinig - Geisterspiele oder Abbruch

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Deutschland,

Auch die 3. Liga steht vor einer Entscheidung: Wie soll es nach dem Coronavirus weitergehen? Wenn überhaupt. Einig sind sich die 20 Vereine nicht.

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Die 3. Liga steht wegen des Coronavirus vor einer ungewissen Zukunft. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch in der 3. Liga wird derzeit darüber diskutiert, wie es weitergehen soll.
  • Die Vereine scheinen sich dabei nicht einig zu sein.

Nach aussen hin hat man sich auf eine sachliche Diskussion festgelegt, doch einig werden sich die Parteien wohl nicht mehr. Frühestens in der kommenden Woche soll es zu einer geheimen Abstimmung unter den Clubs kommen. Doch diese würde lediglich einem Meinungsbild dienen. Ob in dieser Saison wegen des Coronavirus noch einmal gespielt werden kann, ist völlig offen.

Warum sollte die Saison fortgesetzt werden?

Die Fortsetzung der Saison würde eine sportliche Entscheidung über Ab- und Aufstiege zur Folge haben. Und damit das Ligensystem zumindest nach oben hin intakt halten. Nach Angaben des DFB würden die Vereine bei einem Abbruch rund 30 Millionen Euro verlieren.

Werden ab dem 30. April in der Bundesliga Geisterspiele ausgetragen?

Der Verband würde trotz Coronavirus gern weiterspielen lassen, verweist dabei darauf, dass die 3. Liga Profi-Fussball sei und man sich solidarisch zu den Bundesligen verhalten solle.

Was spricht für einen Abbruch?

Die Zuschauereinnahmen sind eine wichtige Säule. Bei einer Fortsetzung würde diese wegbrechen, dafür aber derzeit nicht anfallenden Kosten entstehen. So müssten Spieler und Trainer aus der Kurzarbeit geholt werden, auch die Organisation eines Spiels kostet.

Durch Verschärfungen der Gesundheitsvorschriften dürften ebenfalls zusätzliche Kosten anfallen. Ausserdem ist es fraglich, ob das Infektionsrisiko wie bei Bundesligisten reduziert werden könnte.

Drittligisten verfügen in der Regel nicht über Trainingszentren mit Einzelzimmern. Der Faktor Zeit spielt zudem eine wichtige Rolle. Auch, da die Saison Ende Mai fortgesetzt werden kann und noch elf Spieltage ausstehen. Den Clubs ist zugesichert worden, dass es vor einer Wiederaufnahme drei Wochen Mannschaftstraining geben soll.

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Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Thorsten Lieberknecht, Trainer von MSV Duisburg, gestikuliert an der Seitenlinie. - keystone

Wie ist das Stimmungsbild, und spielen eigene sportliche Interessen eine Rolle?

Acht Vereine haben sich offen für einen Abbruch ausgesprochen, sechs dagegen. Der Rest hält sich öffentlich zurück. Dem Vernehmen nach tendiert jedoch eine kleine Mehrheit zum einem Abbruch wegen des Coronavirus.

Dabei liegen natürlich auch Eigeninteressen auf der Hand. Die Abbruchbefürworter sind abstiegsgefährdet oder stehen auf einem Aufstiegsplatz. Clubs, die weiterspielen wollen, rechnet sich Chancen auf den Aufstieg aus.

Gibt es wegen des Coronavirus ein Geisterspiele-Konzept analog zur DFL?

Der DFB ist in die Ausarbeitung des Konzepts für die Bundesligen involviert. DFB-Arzt Tim Meyer ist Leiter einer medizinischen Taskforce. Allerdings kennen die Drittligisten dieses Konzept bisher nicht, was einigen Clubs sauer aufstösst.

Jedoch wird das Konzept selbst den DFL-Clubs erst am 23. April präsentiert. Allerdings bestehen Zweifel, dass Drittligisten die Anforderungen eines auf die Bundesliga zugeschnittenen Konzepts überhaupt erfüllen können.

Wie wird über Abbruch oder Geisterspiele entschieden?

Die Vereine haben hier letztlich kein wirkliches Mitspracherecht. Der DFB kann abstimmen lassen, aber letztlich dient dies nur einem Meinungsbild. Es gibt zwei Szenarien.

Soll mit Geisterspielen fortgefahren werden, so entscheidet dies der DFB als Ausrichter des Spielbetriebs allein. Bei einem Abbruch müsste ein ausserordentlicher Bundestag des DFB einberufen werden, der dann entscheiden muss.

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Wegen des Coronavirus kann hier nicht mehr gespielt werden: Das Stadion von Hansa Rostock. - keystone

Welche rechtlichen Fragen müssen geklärt werden?

Die Frage der Haftung ist ein grosses Thema. Hier bilden sich zwei Fronten. Auf der einen Seite drohen Regressforderungen von TV- und Sponsoringpartnern. Auf der anderen Seite haften die Vorstände der Vereine möglicherweise persönlich, wenn es zu einer Gesundheitsgefährdung kommt.

Werden Profis mit dem Coronavirus infiziert, könnten sie womöglich Regressklagen gegen den Verein einreichen, weil sie spielen mussten. Hinzu kommen diverse vertragsrechtliche Fragen, sollte die Saison länger dauern.

Kann die Saison über den 30. Juni hinaus dauern?

Von den Statuten her hat der DFB den Weg dafür geebnet. Allerdings dürfte die Umsetzung eine gewaltige Herausforderung werden. Vor allem juristisch.

Der Vertrag zwischen DFB und den Clubs in Form der Lizenz gilt nur bis Ende Juni. Gleiches gilt für Sponsoren-, VIP- und Logenverträge.

Auslaufende Arbeitspapiere von Spielern enden im Juni, gleiches gilt für Leihen. So käme es zu der pikanten Situation, dass Zwickaus Leistungsträger Elias Huth dem ebenfalls abstiegsgefährdeten 1. FC Kaiserslautern gehört - und vom 1. Juli an eigentlich wieder für die Pfälzer spielen müsste.

Drohen nach einem Abbruch in der nächsten Saison dieselben Probleme?

Ganz wichtig ist der Faktor Zeit. Club-Vertreter gehen davon aus, dass die neue Spielzeit wegen des Coronavirus deutlich später gestartet wird. Eine Option ist der September. Damit hätten die Vereine mehr Zeit, Gesundheitskonzepte umzusetzen.

Bundesliga Gladbach Köln Geisterspiel
Erstes Geisterspiel in der Geschichte der Bundesliga: Zwei Gladbach-Fans wollen in entsprechender Verkleidung trotzdem rein. - dpa

Zudem wären wirtschaftliche Anpassungen möglich, indem man zum Beispiel mit einem kleineren Kader in die Saison geht. Ausserdem könnte die Kurzarbeit, die den Clubs aktuell monatlich eine sechsstellige Summe spart, vorerst aufrechterhalten werden. Des weiteren hofft man, stufenweise und unter strengen Vorschriften, Zuschauer ins Stadion lassen zu können.

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