WM 2022: Virologe rechnet mit Anstieg von Infektionen nach Spielen
In weniger als zwei Wochen beginnt die WM 2022 in Katar. Ein deutscher Virologe warnt bereits vor einem Anstieg an Infektionen nach den WM-Spielen.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 20. November beginnt die Fussball-Weltmeisterschaft in Katar.
- Ein Virologe rechnet mit einem Infektions-Anstieg, weil sie im Winter stattfindet.
- Allerdings solle man trotzdem die Ruhe bewahren, man werde damit umgehen können.
Im T-Shirt draussen Fussball schauen? Das wird für Fans in Deutschland während der WM 2022 in Katar kaum möglich sein. Der Virologe Hendrik Streeck rechnet mit Effekten für das Infektionsgeschehen.
Der Bonner Virologe Hendrik Streeck rechnet mit einem Anstieg von Infektionserkrankungen. Dies, wenn im Winter viele Menschen gemeinsam die Spiele der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar verfolgen.
Zugleich plädiert der Mediziner dafür, Ruhe zu bewahren, sollte es zu anschwellenden Krankheitswellen kommen. Man werde damit umgehen können, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
WM 2022: Spiele können nicht draussen geschaut werden
Grund für die zu erwartende Zunahme an Infektionen sei, dass die WM 2022 in der kalten Jahreszeit stattfinde. Das erläuterte Streeck.
«Wir können nicht mehr – wie in den vergangenen Jahren – draussen im Freien die Spiele schauen. Wir werden in Innenräumen sein», sagte er. Dabei sitze man eng zusammen, die Belüftung sei oft schlecht.
Zudem falle sie genau in eine Zeit, in der sowieso vermehrt Infektionen zu beobachten seien – nicht nur mit Corona. Daher rechne er während der WM mit mehr Erkrankungen.
Streeck appelliert an Eigenverantwortung
Allerdings rate er auch zu Pragmatismus, sollte es so kommen, sagte Streeck. «Ich glaube, dass wir damit umgehen können werden.» Es gehe dann um «Eigenverantwortung» und darum, das Bewusstsein zu schärfen.

«Wenn man Husten und Schnupfen bekommt, sollte man nicht seine Oma im Altenheim besuchen», nannte Streeck als Beispiel. Wenn man vorsichtig sein wolle, könne man sich auch eine Gruppe suchen, mit der man immer gemeinsam Fussball schaue. «Sozusagen eine «Guck-Familie»», sagte Streeck. «Das kann eindämmen, dass sich Infektionen über einen gewissen Kreis hinaus verbreiten.»
Streeck verwies auf die Kieler Woche und das Oktoberfest – zwei Grossveranstaltungen der vergangenen Monate. «Bei beiden hat man danach einen Anstieg des Infektionsgeschehens gesehen», sagte er. «Aber auch damit konnte man umgehen.»
Kritik an Menschenrechtsverletzungen
Die WM 2022 in Katar wird am 20. November eröffnet. Das Finale ist kurz vor Weihnachten geplant – am 18. Dezember.
Das Turnier ist aus unterschiedlichen Gründen umstritten. Katar steht wegen Menschenrechtsverletzungen und dem Umgang mit ausländischen Arbeitern stark in der Kritik.

Virologe Streeck sagte, dass sich seine eigene Fussball-Begeisterung zwar «in Grenzen» halte. Spiele mit deutscher Beteiligung habe er aber in der Vergangenheit geschaut. «Für mich gehören sie vom Lebensgefühl her allerdings in den Sommer. Finale und Weihnachtsmarkt – das passt irgendwie für mich nicht zusammen», sagte er.
Eine Fussball-WM im Winter sei aber auch nur ein Aspekt, der Fragen aufwerfe. «Es in einem Land durchzuführen, wo man Menschenrechte mit Füssen tritt – das kann ich nicht verstehen», ergänzte er.