Weibel: «Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen»
«Es ist kein Kindergeburtstag», sagt Lars Weibel zu seiner neuen Tätigkeit als Director National Teams bei Swiss Ice Hockey. Er nimmt die grosse Herausforderung aber gerne an.
Das Wichtigste in Kürze
- Offiziell ist Weibel seit dem Bundesfeiertag im Amt, er hat sich jedoch schon im Vorfeld eingearbeitet.
An der Weltmeisterschaft im vergangenen Mai in der Slowakei war er mit seinem Vorgänger Raeto Raffainer vor Ort, um die Abläufe kennenzulernen. Auch jetzt noch ist er mit dem jetzigen HCD-Sportchef in Kontakt. «Er gab mir sehr wertvolle Inputs und Informationen», erklärte Weibel.
Raffainer hat während seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit einen sehr guten Job gemacht - mit dem Gewinn der WM-Silbermedaille 2018 in Dänemark als Höhepunkt. Insofern wartet eine schwierige Aufgabe auf Weibel, umso mehr, als die kommende WM in Zürich und Lausanne stattfindet und er dadurch noch mehr im Schaufenster steht. Mehr Druck verspürt er deswegen allerdings nicht. «Wenn ich eine solche Einstellung hätte, wäre ich gar nie Spitzensportler geworden», so Weibel. «Ich scheue mich nicht, bin mir durch meine 18 Jahre als Profi vieles gewohnt. An der Heim-WM dabei zu sein, ist ein Privileg.»
Überhaupt liebt er Herausforderungen. Auch deshalb übernahm er den anspruchsvollen Job, obwohl er als Leiter der Hockey Academy beim EV Zug eine interessante Aufgabe hatte. Zudem musste er als Experte beim Schweizer Fernsehen aufhören. Den Entscheid zum Wechsel bezeichnete er als «nicht einfach. Ich suchte nicht aktiv etwas Neues.» Ohnehin sei er jemand, der sich zu Beginn schwer tue mit Veränderungen. «Ich will mich jedoch weiterentwickeln, neue Erfahrungen sammeln, meinen Eishockey-Horizont erweitern und etwas bewegen» Ausserdem reizt es ihn, sich in einem neuen Umfeld zu behaupten. «Diese neue Rolle ist eine grosse Chance. Ich freue mich darauf.»
Weibel möchte den eingeschlagenen Weg fortführen: «Raeto Raffainer hat mit seinem Team in der vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet.» Ein Punkt ist die Swissness, die Raffainer propagierte und trotz Widerständen in die Tat umsetzte. Im Nachhinein hat er mit der Anstellung von Nationaltrainer Patrick Fischer alles richtig gemacht. Dieser hat mit seiner positiven Art einiges bewegt und für ein Denken in grösseren Dimensionen gesorgt.
Wo will Weibel Akzente setzen? «Ich will versuchen, mit meinem Wissen und meiner Erfahrung gewisse Sachen zu optimieren.» Konkreter wollte der 45-Jährige (noch) nicht werden: «Es braucht erst einmal einen ordentlichen Einarbeitungsprozess. Ich habe meine Vorstellungen. Bis diese dann aber auf Papier kommen und umgesetzt werden, muss ich zuerst alle Details sowie Personen kennen und wissen, wo was möglich ist.» Seinen Führungsstil beschreibt er als «ehrgeizig und fair». Wenn möglich möchte er immer auf Augenhöhe agieren. «Es muss aber Platz für Konflikte und Meinungen geben und am Schluss immer die Qualität im Vordergrund stehen.»
Eine seiner ersten Aufgaben und Prioritäten stellen für Weibel die Verhandlungen mit Patrick Fischer dar, dessen Vertrag nach der Heim-WM ausläuft. «Das nehmen wir zeitnah in Angriff. Es ist wichtig zu wissen, wie es weitergeht.» Denn schliesslich wollen die Schweizer auf dem guten Weg fortfahren. «Die anderen Nationen schlafen auf allen Stufen nicht», stellte Weibel klar. «Um Boden gut zu machen, musst du sehr gut arbeiten. Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen.» Gerade im Nachwuchs sieht er noch einiges an Potenzial: «Es ist wie bei einem Wein. Wenn du keine Trauben hast, ist es schwierig, solchen herzustellen. Für die Nachhaltigkeit in der A-Nati ist es wichtig, dass wir im Nachwuchs mit der Weltspitze mithalten können.»