Diego Maradona

Diego Maradona: Die Hand Gottes machte mich fast zum Langfinger

Micha Zbinden
Micha Zbinden

Region Sigriswil,

Mit Diego Maradona ist gestern der Held meiner Kindheit gestorben. Ein Kommentar.

Diego Maradona
Diego Maradona ist in Napoli ein Volksheld. Er holte 1986/87 den lang ersehnten Meistertitel. Die Buben wurden Diego getauft. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Diego Maradona ist gestern im Alter von 60 Jahren gestorben.
  • Der «Fussball-Gott» starb in Buenos Aires an einem Herzstillstand.
  • Auch in der Schweiz wurde Maradona früher bewundert und verehrt.

Diego. So heissen heute tausende Neapolitaner im Alter zwischen 32 und 34 Jahren. Und auch Lino, mein italienischer Kumpel aus Bern, wollte seinen Sohn eigentlich Diego nennen. Er kam damit aber bei seiner Frau nicht durch.

Diego. Auch ich habe mir diesen Namen für meinen Sohn überlegt. Der Grund ist Diego Armando Maradona. Er ist gestern im Alter von 60 Jahren verstorben.

Kein Spieler umdribbelt in den achtziger Jahren seine Gegner so elegant wie Diego Maradona. Die WM 1986 in Mexiko macht ihn zum Superstar. Nach dem Spiel gegen England erfindet er selbst die legendäre Hand Gottes. Und die Meistertitel mit dem bis dahin notorisch erfolglosen SSC Napoli machen ihn zum Fussballgott.

Diego Maradona
Im Büro von Nau.ch-Chefredaktor Micha Zbinden steht eine Maradona-Pappfigur. - Schweizer Journalist

Ich war zehn Jahre alt. Zum Geburtstag wünschte ich mir 1986 das Weltmeister-Trikot mit der Nummer 10 von Argentinien. Zu Weihnachten bekam ich das Buitoni-Trikot von Napoli geschenkt.

Darin kickte ich auf dem Fussballplatz, bis es dunkel wurde und erwachte morgens im Bett.

Auch die Schweiz war im Maradona-Fieber. In Bern wurde der Napoli Fanclub Berna gegründet. Und einmal kam sogar Diego Maradona persönlich zu Besuch. Der Italo-Club platzte aus allen Nähten, ich durfte nicht hin. Dabei hatte auch ich als Bub nur einen Wunsch: Einmal dem Fussballgott persönlich begegnen.

Diego Maradona erschien gähnend vor Thunersee-Hotel

Ich schaffte es. Vor dem Länderspiel im Mai 1990 zwischen der Schweizer Nati und Argentinien (1:1) logiert Maradona im Hotel Beatus in Merligen. Mit dem Postauto pilgern mein Vater und ich, 13 Jahre alt, auf gut Glück dahin.

Vor dem Hotel begegnen wir einem Bauern. Er zeigt mit der Hand auf eine Wäscheleine auf einem kleinen Hügel neben dem Hotel. Dort flattern die Hosen der Argentinier im Wind. Sie sind nummeriert, auch die Zehn ist dabei. «Giele, da chöiter am Maradona sis Hösli mugge», sagt der Bauer.

Ich schaue zu meinem Vater, er schüttelt den Kopf.

Wir warten vor dem Hotel. Und da kommen sie, die Weltmeister von 1986, um vor dem Mittagessen frische Luft zu schnappen. Nur einer fehlt. Diego Maradona.

Wir fragen die Spieler, wo Diego sei. Die Antwort: Er schlafe noch. Die Stars gehen wieder ins Hotel, von Maradona keine Spur. Die Enttäuschung ist riesig.

Während ich mit meinem Vater immer noch diskutiere, ob wir jetzt die Hose nicht doch stibitzen sollen, taucht er auf.

Gähnend erscheint der Fussballgott persönlich vor dem Hotel. Ich eile hin. Diego Maradona unterschreibt mein Napoli-Trikot. Und einen Zettel. Basta. Ein drittes Autogramm gibts nicht mehr, dafür streichelt er mir übers Haar.

Es war ein trauriger Tag gestern. Der Held meiner Kindheit ist gestorben. Der Fussball-Gott.

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