Ausland zum YB-Meistertitel: YB ist nicht FCB, Hütter über alles, Bern ist Thun
Dass nach acht Jahren Dominanz wieder einmal jemand anderes als der FC Basel Schweizer Meister geworden ist, hat man auch im Ausland registriert. Interessant ist, welche Aspekte die internationalen Fussball-Experten jeweils hervorheben.
Das Wichtigste in Kürze
- Über den Meistersieg der Young Boys wird im Ausland höchst unterschiedlich berichtet.
- Von totschweigen über eklatante Fehler bis hin zu kompetenten Analysen gibt es alle Schattierungen.
- Viele konzentrieren sich auf YB-Trainer Adi Hütter oder auf den zweitplatzierten – und bekannteren – FC Basel.
Am interessiertesten am YB-Meistertitel ist man natürlich im Nachbarland Österreich: Nicht die Young Boys haben den Kübel geholt, sondern Trainer Adi Hütter «mit den Young Boys Bern». Der Österreicher wird auch in der Heimat hochgelobt und für die Ösis ist der Fall klar: So einer muss in die Bundesliga. Was er auch selbst so sieht: «Das Ziel habe ich», wird er in den Salzburger Nachrichten zitiert.
Ex-Bundesligisten und Geographie-Fensterplatz
Auch die deutschen Medien gehen ähnlich vor. Nicht der Trainer, sondern die drei Spieler, die mal in Deutschland spielten, werden namentlich genannt: Steve von Bergen (Hertha BSC) und Djibril Sow (Mönchengladbach).
Immerhin wird noch kompetent ergänzt, dass die Young Boys auch noch den Cup gewinnen könnten. Und kicker.de glänzt mit Detailwissen zur Offensivstärke: An die drei YB-Torjäger Hoarau, Nsame und Assalé komme nur gerade Marvin Spielmann vom FC Thun heran. Ist das etwa der Grund, warum die Meldung von «ran» als Ort Thun angibt?
Es ist halt nicht der FC Basel
Der Blick in die internationale Presse zeigt aber auch: Die Dominanz des FC Basel hat Spuren hinterlassen. Ausser den Rotblauen kennt man im Ausland den Schweizer Fussball kaum. Das könnte sich ja jetzt immerhin ändern. Dann müsste «Sport1» nicht mehr schreiben: «Vier Spieltage vor Saisonende hat Bern 16 Zähler Vorsprung vor dem bekanntesten Schweizer Klub.»
Der «Gazzetta dello Sport» ist der historische Titelgewinn dagegen nicht einmal eine Erwähnung wert. Der britische «Mirror» hat immerhin die ganze Nacht hindurch die Arsenal-Fans über YB auf dem Laufenden gehalten. Allerdings über den möglicherweise bevorstehenden Transfer von Djibril Sow, welcher sich in der Schweiz sehr empfohlen habe. Dass derselbe Djibril Sow gerade Meister wurde, wird dabei glatt unter den Teppich gekehrt.
Es geht auch anders: «Wilde Szenen»
Dass man den Angelsachsen die sporthistorische Bedeutung des YB-Meistertitels durchaus vermitteln kann, zeigt dafür der britische Ableger von Eurosport. «Es gab wilde Szenen, als Hunderte von Fans aufs Feld stürmten», staunt der Reporter im Stadion. Das sei doch überhaupt nicht die Art der sonst so distanzierten und emotionslosen Schweizer.
«Mehrere Spieler weinten vor Freude», wird da berichtet – und auch gleich erklärt. 32 Jahre seit dem letzten Titel, acht Mal Zweiter, und ständig dieses Basel im Weg, welches den Schweizer Fussball mit immer noch mehr Geld und noch mehr Erfolg zu ersticken drohte. Und die Luzerner, die beinahe noch zur Festbremse geworden wären.