Steven Zuber fühlt sich im Nati-Camp wie am ersten Schultag

Nach langer Abwesenheit im Nationalteam ist Steven Zuber bei der Vorbereitung in St. Gallen wieder dabei. Der 32-Jährige will mit der Schweizer Nati an die EM.

Steven Zuber ist ins Camp der Schweizer Nati eingerückt – hier lacht er mit Murat Yakin und Ruben Vargas. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Steven Zuber ist zurück bei der Schweizer Nati.
  • «Man sieht viele neue Gesichter», so der Winterthurer nach dem Einrücken.
  • Obwohl er in der Quali keine grosse Rolle spielte – Zuber will mit an die EM.

Wie ein erster Schultag sei es gewesen, sagt Zuber mit Blick auf den Zusammenzug vom Montag. «Man sieht viele neue Gesichter, man spricht zum ersten Mal miteinander, man tastet sich heran.»

Umfrage

Soll Steven Zuber mit an die EM nach Deutschland fahren?

Ja, der 32-Jährige hat an Turnieren immer abgeliefert.
83%
Nein, der Routinier war zu lange nicht mehr in der Nati dabei.
17%

Es klingt fast, als würde ein Neuling über seine ersten Erfahrungen im Nationalteam sprechen. Tatsächlich gehört Zuber aber zu den «Eingesessenen». Er gab sein Debüt zwar vergleichsweise spät. Das ist inzwischen aber auch schon sieben Jahre her.

Zuletzt gibt Steven Zuber für Katar-WM Forfait

Dass Zuber viele neue Gesichter gesehen hat, hat zwei Gründe. Da viele Leistungsträger noch abwesend sind, schnuppern derzeit einige Junge erstmals «Nati-Luft». Andererseits hat Zuber das rot-weisse Dress selbst schon länger nicht mehr getragen.

Steven Zuber darf um einen Platz im EM-Kader der Schweizer Nati kämpfen. - Keystone

Für die WM in Katar gibt er Forfait, weil er sich nicht fit genug fühlt. In der EM-Qualifikation kommt er bloss zu einem halbstündigen Einsatz gegen Andorra, meistens steht er nicht einmal im Aufgebot. Auch bei den Testspielen im Frühling fehlt Zuber. Der EM-Zug scheint für ihn abgefahren.

Bei Yakins Griechenland-Besuch sitzt Steven Zuber nur auf der Bank

Dies, obwohl er mit AEK Athen eine gute Saison spielt und 42 Pflichtspiele bestreitet. Nach dem letztjährigen Double-Gewinn sind die Griechen international unterwegs, haben in der Europa League allerdings wenig Erfolg. In der nationalen Meisterschaft hofft das Team bis zum Schluss auf die Titelverteidigung. Wird erst im Endspurt aber noch von PAOK Thessaloniki überholt.

Im April stattet der Schweizer Nationaltrainer Zuber einen Besuch ab. Und ausgerechnet im Spiel, bei dem Murat Yakin im Stadion sitzt, wird Zuber auf die Ersatzbank verbannt. Im Derby gegen Panathinaikos kommt der Schweizer für einmal nicht zum Einsatz. Sonst gehört er bei AEK zu den Leistungsträgern und trägt zeitweise auch die Captainbinde.

Allerdings wäre es bei Zuber sowieso nicht mehr ums Beobachten gegangen; der Nationaltrainer kennt den Offensivspieler bereits seit dessen Jugendjahren.

Als Yakin bei GC erste Erfahrungen an der Seitenlinie sammelt, als Co-Trainer und U21-Coach wirkt, kommt Zuber zum Super-League-Debüt. Und als Yakin den Nationaltrainer-Einstand gibt, ist es Zuber, der ihn mit dem Testspiel-Treffer gegen Griechenland erstmals jubeln lässt.

Zuber weiss, wie Turniere funktionieren

Tatsächlich hat Yakin den Zürcher stets auf dem Radar. Und als der Trainer das 38-Mann-Aufgebot für die EM-Vorbereitung verkündet, steht auch der Name Zuber wieder auf der Liste.

«Er hat sehr viel für die Nationalmannschaft geleistet, und er weiss, wie Turniere funktionieren», sagt Yakin über den Angreifer. Deshalb habe er das Aufgebot verdient.

Was Yakin meint, wird mit Blick auf Zubers Turnierstatistik klar ersichtlich. An der WM in Russland 2018 steht er dreimal in der Startelf. Und schiesst gegen Brasilien den wichtigen Ausgleich zum 1:1.

Auch an der darauffolgenden EM überzeugt Zuber. Im wichtigen Gruppenspiel gegen die Türkei liefert er bei allen drei Toren die Vorlage; das gelang an einer EM sonst nur noch Michael Laudrup (Dänemark) und Rui Costa (Portugal). Ein weiterer Assist folgt im «Jahrhundertspiel» gegen Frankreich.

«Solche Emotionen lassen sich mit keinem Geld der Welt kaufen», sagt Zuber rückblickend, lässt aber keine grossen Sentimentalitäten aufkommen. «Dieses Kapitel ist abgeschlossen. Nun wollen wir das nächste schreiben.»

Er kanns aussen, zentral oder im Sturm

Ob er aktiv an diesem mitschreiben wird, ist eine andere Frage. Während für einige Spieler klar ist, dass sie an der EM-Endrunde kaum dabei sein werden, darf Zuber noch hoffen. Für ihn sprechen die Erfahrung und seine Vielseitigkeit. Er wird im Klub als Aussenläufer, als Zehner oder auch als Sturmspitze eingesetzt. Mit Blick auf die Probleme im Angriff ist das ein grosser Vorteil.

Die spezielle Situation mit den anstehenden Kader-Schnitten sieht Zuber jedenfalls sportlich. «Jeder von uns wäre gerne an der EM dabei und wird versuchen, den Trainer von sich zu überzeugen.» Es ist wie in der Schule: Man lernt gerne neue Gesichter kennen, am Schluss zählt aber nur das eigene Zeugnis.