Walliser Trickkiste im Bundesliga-Abstiegskampf
0:3 in Nürnberg, 0:4 gegen Hoffenheim: Augsburg war auf dem Weg in die Krise. Dann kam der Walliser Martin Schmidt als neuer Trainer und siegte bei Eintracht Frankfurt 3:1. Auch dank Psychotricks.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein paar aufmunternde Worte an die Spieler, ein bisschen Spass im Training und zum Schluss ein kräftiger Tritt gegen eine Kleiderkiste: Mit Psychotricks hat Martin Schmidt den FC Augsburg für die entscheidende Phase im Abstiegskampf Bundesliga flott gemacht.
«Ich musste nur die Köpfe ein wenig lüften», verriet der Walliser das simple Erfolgsrezept für sein gelungenes Comeback auf der Trainerbank.
Nach dem Erfolg in Frankfurt fühlen sich die Augsburger gut gerüstet für das wohl entscheidende Duell mit dem VfB Stuttgart. «Das ist ein Endspiel. Da müssen wir die Bonuspunkte von Frankfurt vergolden, sonst sind sie weniger wert», forderte Schmidt. Ein Heimsieg am kommenden Samstag würde den Vorsprung vor die Stuttgarter und den Barrage-Platz auf zehn Zähler anwachsen lassen und damit wohl den Klassenerhalt bedeuten.
Der Start in die Rettungsmission beim FCA hätte für Schmidt kaum besser verlaufen können. Erst am vergangenen Dienstag hatte der 52-Jährige, der von 2015 bis 2018 in der Bundesliga schon Mainz und Wolfsburg trainierte, eine «funktionierende, fitte und mental starke Mannschaft» von Vorgänger Manuel Baum übernommen. «Vor einer Woche war ich noch in den Bergen. Da hätte ich nicht gedacht, hier mit diesem Team antreten zu können», staunte Schmidt über seine Rückkehr in die Bundesliga.
Diese meisterte Schmidt mit Bravour, weil er an den richtigen Schrauben drehte. «Er hat in die psychologische Trickkiste gegriffen und das, was da war, wieder zum Leben erweckt», lobte Sportdirektor Stefan Reuter. «Er hat den Spielern gleich gesagt, dass er sehr viel von ihnen hält und was sie alles können. Und eben nicht, was falsch und schlecht war.»
Das hinterliess die gewünschte Wirkung, denn die zuletzt stark verunsicherten Augsburger traten in Frankfurt sehr selbstbewusst auf. «Er hat uns mitgegeben, dass wir Emotionen im Spiel zeigen sollen, und uns etwas offensiver ausgerichtet», berichtete Marco Richter. Mit seinen zwei Toren hatte der Stürmer die Partie nach der Frankfurter Führung noch vor der Pause gedreht. «Die erste Woche lief ganz gut», befand Mittelfeldspieler André Hahn. «Der Trainer ist locker drauf und geht offen mit uns um.»
Den letzten Kick für die erfolgreich bewältigte Aufgabe beim Tabellenvierten hatte Schmidt seinen Schützlingen unmittelbar vor dem Anpfiff in der Kabine gegeben. «Wir haben einen Kreis gemacht, und ich habe mich für die geile Woche bedankt, wie die Mannschaft mich aufgenommen hat. Und dann gab es halt einen Tritt gegen die Kiste für die schmutzigen Trikots, die dann geflogen ist», erzählte Schmidt. «Solche kleinen Dinge können manchmal etwas verändern. Plötzlich denken die Spieler nicht mehr an den Abstiegskampf.» Die Rechnung ging in diesem Fall auf.