Leichtathletik-WM: Katar poliert mit Sport-Events sein Image auf
Die Leichtathletik-WM steht vor der Tür. Ein weiteres Mal ist Katar der Austragungsort für einen Grossanlass. Dies ist kein Zufall – dahinter steckt ein Plan.
Das Wichtigste in Kürze
- Vom 27. September bis 6. Oktober findet in Katar die Leichtathletik-WM statt.
- Der Wüstenstaat trägt damit seinen fünften Grossanlass in den letzten sechs Jahren aus.
- Katar versucht mit pompösen Sport-Events seine Weste reinzuwäschen.
Am kommenden Freitag fällt in Katars Hauptstadt Doha der Startschuss zur 17. Leichtathletik-WM. Dabei werde mehr als 2000 Leichtathleten aus über 200 Ländern um die begehrten Medaillen kämpfen.
Austragungsort ist das schmucke Khalifa International Stadium, welches mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. So macht sich die Glutofen-Hitze für die Athleten und 40'000 Zuschauer kaum bemerkbar.
Geld ist im Wüstenstaat Katar unbestritten genügend vorhanden. Die Liebe zum Detail zeigt aber auch: Der Zwergstaat meint es ernst: Man will den globalen Sport-Markt erobern – und hat schon längst damit begonnen.
Sechs Grossanlässe in acht Jahren
Ein Blick auf die anstehenden und vergangenen Grossanlässe unterstreicht eindrücklich: Katar wird mehr und mehr zum Sport-Mekka.
Innerhalb von acht Jahren richtet der Wüstenstaat sechs Sport-Grossanlässe aus. Alles begann mit der Schwimm-WM 2014. Auf diese folgte 2015 die Handball-WM. Dort konnte Katar, welches mit vielen eingebürgerten Spielern antrat, erst im Final von Frankreich gestoppt werden.
2016 wurde die Rad-WM ausgetragen und zwei Jahre später waren die besten Kunstturner zu Gast. Die MotoGP gastiert Jahr für Jahr zum Saisonauftakt unter den Flutlichtern von Losail. Nun steht die Leichtathletik-WM vor der Tür. Der Marathon an Grossevents soll seinen Höhepunkt dann mit der Austragung der Fussball-WM 2022 finden.
Viele Vorwürfe gegen Katar
Katar ist flächenmässig nur etwa doppelt so gross wie der Kanton Bern. Dies erweckt natürlich die Sehnsucht nach Anerkennung und Grösse. Politisch hat Katar das Heu mit den anderen Golfstaaten längst nicht mehr auf der gleichen Bühne. Das Emirat soll den Terrorismus unterstützen, lauten die Vorwürfe.
Anfang Juni 2017 brachen Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate den diplomatischen Kontakt zu Katar ab. Und alle Landes-, Luft- und Seegrenzen wurden geschlossen.
Auch die dubiosen Machenschaften im Bereich des Sponsorings von europäischen Fussballlclubs wie Paris Saint-Germain sorgen für Kontroversen. Dazu kommen die sklavenartigen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der Stadien für die Fussball-WM 2022.
Der Sport als Ablenkung
Dank den Sportanlässen, der pompösen Infrastruktur und den berührenden Emotionen wird immer wieder die Sonnenseite in die Welt getragen. Katar will mit Sport-Events sein Image aufpolieren. Doch wie lange geht das noch gut?
Eine Verschiebung der Fussball-WM 2022 wurde beinahe durchgesetzt. Die Leistungen der katarischen Athleten sind überschaubar und die Wettkämpfe interessieren die Einheimischen kaum. Vielmehr strebt der Wüstenstaat nur nach einem: Anerkennung und Grösse.
Wettstreit um positive Wahrnehmung
Katar ist in dieser Hinsicht aber keineswegs ein Novum. Auch andere Wüstenstaaten versuchen politische und wirtschaftliche Spannungen mit dem Sport zu vertuschen. So haben die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain ein eigenes Formel-1-Rennen.
Der italienische Supercup fand dieses Jahr in Saudi-Arabien statt. Seit 2014 gastiert jährlich auch die Wrestling-Organisation WWE, und am 7. Dezember kommt es zum Box-WM-Rückkampf zwischen Anthony Joshua und Andy Ruiz.
China geht mit den Promotions-Touren der europäischen Fussballvereinen und den Kunlun Red Stars in der KHL einen ähnlichen Weg. Dazu kommen die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking. Nach dem gleichenorts erst 2008 die Sommerspiele stattfanden.