Formel 1: Mehrere Interessenten für Einstieg ab der Saison 2021
Die geplanten Änderungen im Reglement der Formel 1 locken neue Teams an. Von mehreren Seiten gibt es Interesse an einem Einstieg 2021.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel-1-Regeländerungen ab 2021 ziehen neue Interessenten an.
- Zwei konkrete Projekte bemühen sich um einen Formel-1-Einstieg.
- Die Verantwortlichen in der Königsklasse geben sich aber skeptisch.
2016 standen letztmals mehr als zehn Teams in der Formel 1 am Start. Schon 2021 könnte es wieder so weit sein. Denn die geplanten Änderungen im Reglement sorgen für reges Interesse an einem Einstieg in die Königsklasse. Zwei konkrete Projekte sind demnach bereits im Entstehen begriffen.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich ein spanisches Konglomerat mit dem möglichen Einstieg beschäftigt. Treibende Kraft dahinter ist Teambesitzer Adrian Campos, dessen Rennstall in der Formel 2 und Formel 3 engagiert ist. Mitbesitzer Salvatore Gandolfo und sein Unternehmen «Monaco Increase Management» sind ebenfalls an Bord.
«Fortgeschrittene Verhandlungen» für Einstieg in die Formel 1
In einer Pressemitteilung hiess es, das Team sei «in fortgeschrittenen Verhandlungen» mit den bestehenden Teams und Motorenlieferanten. Man wolle die bestmögliche Partnerschaft für einen Einstieg 2021 sicherstellen.
Das kann nach aktuellem Stand nur ein Motorenpartner sein: Renault. Der französische Hersteller steht ab 2021 ohne Kundenteam da, weil McLaren auf Mercedes-Triebwerke umsattelt. Von Renault liesse sich wohl der komplette Antriebsstrang beziehen, je nach Reglement-Details vermutlich auch noch andere Bauteile.
Auch Fahrer hätte man bei Campos/MIM schon in der Warteschleife. Gandolfos Unternehmen managt die Karrieren von Pascal Wehrlein und Alex Palou. Ex-DTM-Champion Wehrlein hat schon Formel-1-Erfahrung und fährt aktuell in der Formel E. Palou ist in der japanischen Super Formula unterwegs und hat dort gute Titelchancen.
Zudem verfügt Campos mit seinen Teams in der Formel 2 und Formel 3 schon über eine gute Basis für Nachwuchspiloten. Renault-Junior Jack Aitken bestreitet die laufende Formel-2-Saison für das spanische Team. In der Formel 3 gab am vergangenen Wochenende David Schumacher sein Debüt mit Campos. Diese Teams sollen als Junioren-Teams weiterbestehen.
Adrian Campos war schon früher an Formel-1-Projekten beteiligt. 2009 brachte er das Projekt auf Schiene, aus dem später das Hispania Racing Team werden sollte. Noch vor dessen Debüt 2010 zog sich Campos wegen Differenzen mit den Eigentümern aus dem Projekt zurück. Der Rest ist Geschichte: HRT fuhr der Formel 1 drei Jahre lang chancenlos hinterher und verschwand dann wieder.
Der geplante Einstieg für 2021 hat indes schon konkrete Formen angenommen. Mit Peter McCool und Ben Wood sind zwei erfahrene Formel-1-Konstrukteure mit an Bord. McCool soll die Rolle des Technischen Direktors beim neuen Team ausführen. Wood arbeitete unter anderem für das Weltmeisterteam Brawn als Aerodynamiker und soll beim Campos/MIM-Team diese Abteilung leiten.
Langstrecken-Grösse plant Einstieg als «Panthera Team Asia»
Der zweite konkrete Interessent ist eine Operation unter dem Namen «Panthera Team Asia». Die führende Figur in dem Projekt, dessen Hauptquartier in Silverstone liegt, ist Benjamin Durand. Der designierte Teamchef des geplanten neuen Teams war zuvor Geschäftsführer bei SMP Racing in der Langstrecken-Szene.
«Es gibt uns, und unser Ziel ist es, uns für einen Formel-1-Einstieg 2021 zu bewerben», bestätigte Durand gegenüber «Motorsport-Total.com», fügte aber auch einschränkend hinzu: «Falls beziehungsweise sobald die FIA die Ausschreibung eröffnet.» Hinter den Kulissen wird aber schon auf einen Einstieg hingearbeitet.
Formel-1-Veteran Tim Milne ist beim Team als Aerodynamik-Chef gesetzt – die gleiche Funktion besetzte er zuletzt bei Manor. Davor war der erfahrene Milne schon bei Renault, Honda und Toyota am Werk.
Anders als bei Campos/MIM ist das Grundkonzept bei Panthera aber noch sehr vage. «Wir brauchen noch mehr Zeit für Gespräche mit unseren Investoren, bevor wir mehr sagen können. Aber es stimmt, dass eine kleine Gruppe von Ingenieuren mit den Regeln, die wir erwarten, arbeitet.»
Für das Team, dessen noch nicht näher genannte Investoren aus dem asiatischen Raum stammen, sind noch viele Fragen offen. Unter anderem die nach einem möglichen Motorenpartner – hier könnte Ferrari in Frage kommen. Das SMP-Team, bei dem Durand zuvor arbeitete, setzt in der Langstrecken-WM Ferrari-Renner ein. Diese Kontakte könnten sich für ein ähnliches Konzept wie jenes von Haas als nützlich erweisen.
Panthera plant nämlich gemäss Informationen von «racefans.net», mit einem Programm ähnlich dem von Haas F1 in die Formel 1 einzusteigen. Dieser Plan sieht vor, einen grossen Teil der Bauteile von externen Zulieferern zu beziehen. Allerdings ist noch offen, welche Baugruppen dafür vom Reglement 2021 freigegeben sind.
Brawn und Todt sind skeptisch gegenüber neuen Teams
Gedämpft wird der Enthusiasmus über die möglichen neuen Teams indes von den Verantwortlichen. Ein Statement der Formel 1 relativierte die Aussagen der bisherigen Kandidaten über den Fortschritt der Bemühungen. «Die Formel 1 weiss das Interesse zu schätzen. Aber es gibt keine ernsthaften Diskussionen über die Zulassung eines neuen Teams.»
Sowohl F1-Sportdirektor Ross Brawn als auch FIA-Präsident Jean Todt waren skeptisch gegenüber neuen Teams im Zuge der Regeländerungen. Brawn etwa wolle sich zuerst darauf konzentrieren, das neue Regelwerk zu «stabilisieren». «Sehen wir zu, dass alles ordentlich funktioniert, bevor wir neue Teams einladen. So viele kleine Teams sind gekommen und gegangen, und es hat nichts zur Formel 1 beigetragen.
Er wolle die Türe für neue Teams frühestens 2022 öffnen, wenn sich die Regeländerungen als funktional erwiesen hätten. «Wir haben zehn Teams in der Formel 1, und ich denke, zehn gesunde Teams sind genug. Deshalb denke ich, dass wir erst stabilisieren müssen, was wir 2021 einführen. Dann können wir sehen, ob es eine Möglichkeit für neue Teams gibt.»
FIA-Präsident Todt möchte sich auf konkrete Anfragen konzentrieren. «Ich interessiere mich nicht für Gerüchte und dergleichen, ich bin konkret. Bisher hatte ich keinen ernsten Kontakt mit einem relevanten, soliden Team, das in die Formel 1 will.»
«Im Moment sind wir glücklich damit, zehn Teams zu haben», ergänzt der Chef des Weltverbands. «Die Zeit wird zeigen, ob sich das in der Zukunft ändert. Aber wir wissen, die beste Zahl ist zwischen zehn und zwölf Teams.»
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