Thurgauer Stefan Küng darf an Vuelta endlich feiern

Endlich! Mit 30 Jahren feiert Stefan Küng den ersten Etappensieg an einer Grand Tour. Dabei wollte der Thurgauer ursprünglich nicht an der Vuelta teilnehmen.

Stefan Küng gewinnt das Abschluss-Zeitfahren an der Vuelta. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstmals gelingt Stefan Küng ein Etappensieg an einer Grand Tour.
  • Im Zeitfahren der Vuelta nimmt er Gesamsieger Roglic 31 Sekunden ab.

Stefan Küng hat das Strahlen wieder gefunden. Nach schwierigen Monaten mit vielen gesundheitlichen Rückschlägen ist dem Thurgauer mit dem überlegenen Sieg im Schlusszeitfahren der 79. Spanien-Rundfahrt eine Art Befreiungsschlag gelungen.

Noch vor Monatsfrist war Küng nicht in der Lage, sein grosses Ziel in diesem Jahr, den Gewinn einer Olympiamedaille, zu verwirklichen. Statt mit Edelmetall kehrte er mit zwei Diplomen aus Paris zurück. Um sich anschliessend Gedanken über den weiteren Saisonverlauf zu machen.

Stefan Küng entscheidet sich kurzfristig für die Teilnahme an der Vuelta – und das mit Erfolg. - keystone

Darüber, wie er ein Jahr mit vielen Highlights und wenigen persönlichen Erfolgserlebnissen für ihn doch noch zu einem erfolgreichen machen könnte. Küng entschied sich kurzerhand, zum ersten Mal an der Vuelta teilzunehmen.

Primoz Roglic darf sich in Madrid als Sieger der Vuelta feiern lassen. Im abschliessenden Zeitfahren verliert er auf Stefan Küng aber über eine halbe Sekunde. - keystone

Er wählte die dritte und letzte Grand Tour des Jahres mit den vielen happigen Bergetappen nicht etwa, um sich für die Heim-WM in Form zu bringen. Sondern mit dem klaren Ziel, einen Etappensieg zu erobern. Diesen verpasste Küng im Auftaktzeitfahren in Lissabon als Vierter noch knapp. Nur sechs Sekunden fehlten ihm zur Eroberung des roten Leadertrikots.

Klarer Sieg für Stefan Küng an der Vuelta

Etwas mehr als drei Wochen, 3280 km und 60'000 Höhenmeter später schaffte es Küng tatsächlich, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Gleich um 31 Sekunden und mehr distanzierte er im abschliessenden Zeitfahren über 24,6 km in Madrid die Konkurrenz.

So nahe er immer wieder an einem Sieg in einem grossen Rennen dran war, so klar fiel diesmal das Verdikt zu seinen Gunsten aus.

Die Olympischen Spiele endeten für Stefan Küng enttäuschend. - keystone

Es gibt in der Radszene kaum jemand, der ihm diesen Sieg nicht gönnt. «Alle haben immer gesagt: ‹Mach dir keine Sorgen, irgendwann klappt es›», erzählt Küng, dem die Erleichterung anzumerken war.

Als er 2017 seine erste Tour de France bestritt, war Küng bereits einmal ganz nahe am Coup. Im Auftaktzeitfahren in Düsseldorf musste er sich einzig Geraint Thomas geschlagen geben.

Küng den Stempel des «ewigen Zweiten» aufzudrücken, wäre falsch, dafür hat der erfolgreichste aktive Schweizer Radprofi in seiner Karriere zu oft reüssiert (dies war sein 29. Sieg als Profi).

Stefan Küng hatte in der Vergangenheit oftmals Pech. - keystone

Trotzdem war das Hundertstel- oder Sekunden-Glück in bedeuteten Rennen oftmals nicht auf seiner Seite. Stellvertretend dafür steht das olympische Zeitfahren in Tokio, als er das Podest um lumpige vier Zehntel verpasste.

Küng: «Habe mich die ganze Vuelta durch gut gefühlt»

Sein erster Saisonsieg auf internationalem Parkett ist für den Schweizer Zeitfahr-Meister auch einer für die Moral. Der WM-Zweite von 2022 hat in der Vergangenheit immer wieder betont, wie wichtig es gerade in seiner Paradedisziplin ist, ein gutes Gefühl zu haben. Dies hat sich der Ostschweizer nun geholt, nicht nur mit seinem Auftritt am Sonntag.

Mit seinem Sieg an der Vuelta kann sich Stefan Küng endlich einmal belohnen. - keystone

Auch sonst zeigte er sich während der letzten Wochen in Spanien angriffig. Er spurtete teils sogar bei den Massensprint-Ankünften ganz vorne mit. In der ersten Woche wurde er einmal Vierter und Fünfter.

«Ich habe mich die ganze Vuelta durch gut gefühlt», meint Küng. «Mit diesem Sieg kann ich dem Team und all den Leuten, die dazu beigetragen haben, etwas zurückzahlen.»

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Nach einem Sommer ohne Glanzpunkte steht Küng möglicherweise vor einem goldenen Herbst. Am Mittwoch beginnt in der belgischen Provinz Limburg die EM, ab dem 22. September wird in Zürich um die WM-Medaillen gefahren.