Ramon Zenhäusern nervt es wenn man ihn auf seine Grösse reduziert
Ramon Zenhäusern gewann in Åre Gold und in Stockholm den Parallel-Slalom. Mit Nau spricht der «2-Meter-Mann» über seine Grösse, den Team-Event und Hirscher.
Das Wichtigste in Kürze
- Ramon Zenhäusern ist der «Mister Parallel-Slalom».
- Dass er oft auf seine Grösse reduziert wird, ärgert den zwei Meter grossen Schweizer.
- Gegen Marcel Hirscher zu fahren, sei für ihn etwas Besonderes.
Ramon Zenhäusern kehrt mit einer WM-Goldmedaille aus dem Team-Event und dem Sieg beim City-Event in Stockholm aus Schweden zurück. Langsam aber ärgert sich der zwei Meter grosse Walliser über eine Sache, auf die er immer wieder angesprochen wird.
Nau.ch: Ramon Zenhäusern, die Bemerkung, dass Sie wegen Ihrer Grösse bei Parallel-Rennen im Vorteil seien, ärgern sie offensichtlich….
Ramon Zenhäusern: «Es regt mich langsam auf. Immer wieder wird die Grösse als einziger Grund genannt, dass ich schnell bin. Bei einem Abfahrer spricht auch niemand vom Vorteil seiner 100 Kilogramm.
Kleinere Slalom-Fahrer werden auch nicht dauernd auf ihre Wendigkeit dank der geringeren Körperlänge angesprochen. Skisport hat nichts mit einem Model-Wettbewerb zu tun. Am Ende zählt in unserem Sport nicht der Körperbau, sondern die gefahrene Zeit.»
Mangelnder Respekt gegenüber den Athleten?
Nau.ch: Ist es letztlich auch mangelnder Respekt gegenüber dem Athleten, der viel Zeit ins Training investiert?
Ramon Zenhäusern: «Etwas hart ausgedrückt, aber es geht in diese Richtung. Ich trainiere die Parallel-Rennen intensiv und das auch schon im Sommer und Herbst auf den Gletschern. Die Erfolge fallen nicht einfach so vom Himmel, da steckt schon Arbeit dahinter.»
Nau.ch: Können Sie sagen, wie viele Stunden Sie vor einem Parallel-Event spezifisch auf diesen Wettkampf hin trainieren?
Ramon Zenhäusern: «Das lässt sich so nicht genau sagen. Wie gesagt, trainiere ich diese Disziplin auch in der Saisonvorbereitung. Vor der WM in Åre habe ich fast gleich viel Zeit ins Parallel-Training und ins Slalom-Training investiert.
Zuerst bin ich drei, vier Slalomläufe gefahren und danach noch zwei, drei Parallel-Läufe. Schliesslich hat es für beide Disziplinen Medaillen gegeben.»
Die Goldmedaille im Team-Event
Nau.ch: Apropos Medaille. Welchen Wert hat für Sie die Goldene aus dem Team-Event von Åre?
Ramon Zenhäusern: «Also ich freue mich riesig über diese Medaille. Es ist auch eine Auszeichnung für das ganze Team, nicht nur für uns Fahrer und Fahrerinnen. Auch für die Betreuer und Coaches die hinter diesem Erfolg stehen und dafür viel geleistet haben. Es ist toll, dass wir Athletinnen und Athleten in dieser Form ein Dankeschön an dieses Team haben übermitteln können.»
Nau.ch: Aber der Stellenwert der Team-Medaille ist mit jenem der Einzel-Medaille nicht vergleichbar, oder?
Ramon Zenhäusern: «Das ist klar. Eine Einzel-Medaille zählt mehr, das ist so. Aber trotzdem: die Team-Goldmedaille sieht genauso aus wie jene für den Slalom-Weltmeister. Die Team-Medaille hat meine Silberne von den Olympischen Spielen von Pyeongchang (Südkorea) gar noch vergoldet.»
Ramon Zenhäusern merkt eine mentale Müdigkeit
Nau.ch: Sie haben mit der WM in Åre und dem City-Event von Stockholm Schweden mit einem guten Gefühl verlassen. Was kommt jetzt?
Ramon Zenhäusern: «Es war eine intensive Woche mit drei Rennen. Ich merke jetzt eine mentale Müdigkeit, da die ganzen Rennen mich schon auch Nerven gekostet haben. Ich bin froh, dass ich mich jetzt einige Tage erholen kann und vier, fünf Tage ohne Ski sein darf. Dann geht es mit dem Weltcup in Kranjska Gora weiter.»
«Kann nicht einfach ausblenden, dass ich gegen eine Legende fahre»
Nau.ch: In den Parallel-Rennen fahren Sie ja mehrere Läufe gegen mehrere Gegner. Kostet Sie das zusätzliche Nerven und ist es für Sie wichtig, wer der Gegner links oder rechts von Ihnen ist?
Ramon Zenhäusern: «Dieses Format mit vielen kleinen Rennen im Rennen ist für die Nerven auf jeden Fall anstrengend. Also täglich möchte ich das nicht. Ich versuche, dass ich mich auf mich und meinen Lauf konzentrieren kann. In Stockholm beim Duell gegen Marcel Hirscher ist mir das nicht zu 100 Prozent gelungen.
Es war nicht einfach auszublenden, dass da nebenan eine Legende fährt. Da ist ein gewisser Respekt vorhanden. Darum habe ich mir mehrmals einzureden versucht, dass es ein ganz normaler Lauf gegen irgendeinen Teamkollegen ist.»
Nau.ch: Spüren Sie auch eine körperliche Müdigkeit?
Ramon Zenhäusern: «Das weniger. Ich bereite mich ja auf die Rennen jeweils so vor, dass ich nicht müde an den Start gehe. Das funktioniert mit einem guten Mix von Training und Erholung wirklich ganz gut.»