Beschert uns der Klimawandel eine Mückenplage?
Durch den Klimawandel könnte die Schweiz künftig auch im Spätherbst von nervigen Stechmücken heimgesucht werden. Vor allem Grossstädte wären betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Vergleich zu vorigen Jahren hat es momentan deutlich mehr Stechmücken.
- Dies hat mit dem milden Klima und den Niederschlägen zu tun.
- Der Klimawandel könnte uns in Zukunft intensivere Mückenplagen bescheren.
In der Schweiz leben gegen die 40 verschiedenen Arten von Stechmücken, jede mit einem anderen Verhalten. Eines haben jedoch alle Stechmücken gemeinsam: Sie benötigen für das Larven und Puppenstadium Wasser.
Peter Lüthy ist Insektenforscher an der ETH Zürich und weiss, dass die Insekten von der warmen Jahreszeit 2019 profitiert haben: «Genügend Niederschlag und zum Teil hohe Temperaturen wirken sich auf die Populationsdichte aus. Je mehr Stechmücken aus einer Brutstätte entstehen, umso grösser ist denn auch die Belästigung.»
«Ein Grund für die vermehrten Mücken dürfte der hiesige Sommer gewesen sein. «Der bedeutende Unterschied zum Sommer 2018 war, dass wir heuer nicht nur enorme Hitze, sondern auch ausreichend viel Niederschlag verzeichnen konnten», erklärt Pie Müller vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut.
Üblicherweise dauert die Mückenzeit, je nach Art, von Mai bis in den Oktober. Dabei macht sich vor allem die Hausschnacke im Herbst bemerkbar. Sie versucht, aus ihren Brutstätten wie Gullies oder Regenfässer in die Häuser und Wohnungen einzudringen.
Regelmässiger Niederschlag sorgt ausserdem dafür, dass die Gefässe nicht austrocknen, was die Lage in den vergangenen Wochen besonders begünstigte. «Eine Mücke mit ähnlichem Verhalten ist die eingeschleppte japanische Buschmücke, die sich in der Schweiz stark vermehrt hat» erklärt Lüthy.
Klimawandel schuld?
Laut Peter Lüthy hat die Klimaerwärmung einen grossen Einfluss auf das Vorkommen der Mücken. Dazu gehöre sowohl die Ausdehnung der Stechmückensaison, wie auch eine höhere Populationsdichte. «Ein bislang wenig beachteter Faktor sind die Wärmeinseln der grossen Städte. Vom Herbst bis in den Frühling liegen die Temperaturen in den Innenstädten deutlich höher als in der ländlichen Umgebung.»
Auch Pie Müller sieht Entwicklungspotenzial für die Stechmücken: «Solange es heiss und feucht ist, können sich diese problemlos vermehren. Aber gerade weil beide Bedingungen gegeben sein müssen, hängt die Häufigkeit der Stechmücken nicht nur von den steigenden Temperaturen ab, sondern auch vom Niederschlag. Und da wir das Wetter in der Zukunft nicht voraussagen können, ist es schwer zu sagen, wie sich die Mückenpopulationen in Zukunft entwickeln werden.»
Mückenplagen und übertragbare Krankheiten
Peter Lüthy ist der Ansicht, dass wir künftig mit vermehrten und längeren Mückenplagen rechnen müssen. «Zudem hat sich gerade im Fall der Tigermücke gezeigt, dass diese Insekten sehr anpassungsfähig sind.»
Pie Müller weist auch auf einheimische Stechmücken hin, welche zum Verhängnis werden können: «Aus unseren Nachbarsländern werden immer wieder Fälle des West-Nil-Virus gemeldet. Diese durch Mücken übertragbare Krankheit könnte in Zukunft auch in der Schweiz zum Thema werden. »