Millionen resistenter Moskitos geraten nach Genexperiment in Umlauf
Forscher wollten mit genveränderten Moskitos Krankheiten bekämpfen. Das Experiment ging aber in die Hose: Nun sind resistente Mücken im Umlauf.
Das Wichtigste in Kürze
- Mehrere Millionen genveränderter Moskitos kamen in Brasilien in freien Umlauf.
- Forscher wollten die Population eindämmen und Krankheiten bekämpfen.
- Allerdings überlebten die Nachkommen und sind nun noch widerstandsfähiger.
Forscher des britischen Unternehmens Oxitec haben bei einem Feldversuch an Mücken eine neue genveränderte Moskitoart erschaffen. Das Experiment in Brasilien ging aber gründlich schief: Mehrere Millionen resistenter Mücken wurden freigesetzt. Diese sind nun in freiem Umlauf, wie das Fachmagazin «Scientific Report» berichtet.
Mithilfe des Experiments wollten die Forscher eigentlich Krankheiten eindämmen. Erkrankungen, die von Moskitos und Steckmücken übertragen werden, wie Gelbfieber, Dengue-Fieber oder das Zika-Virus.
Forscher wollten Überpopulation von Moskitos bekämpfen
Die Wissenschaftler wollten den männlichen Moskitos ein tödliches Gen einpflanzen. Dieses wird den Nachkommen vererbt und macht sie überlebensunfähig. Gemäss der Studie könnte so die Überpopulation von Stechmücken bekämpft und die Übertragungsrate von Infektionen gesenkt werden.
Rund um die brasilianische Stadt Jacobina wurden zwischen 2013 und 2015 wöchentlich ungefähr 450'000 männliche genveränderte Gelbfiebermücken freigelassen.
Zu Beginn hatte das auch wie geplant positive Auswirkungen: Die Anzahl der Mücken konnte um 80 bis 95 Prozent reduziert werden. Allerdings überlebten einige der genmanipulierten Nachkommen. Diese entwickelten eine ausgeprägte Resistenz gegenüber dem eingesetzten Erbgut. Und sind somit noch widerstandsfähiger.
Situation nun «unkontrollierbar»
Experten sprechen nun von einer «unkontrollierbaren Situation». Laut «Testbiotech» könnte das Experiment langfristig schlimme Folgen haben. In einer Pressemitteilung erklärt das deutsche Institut: «Unerwartete Auswirkungen können die Ökosysteme erheblich stören und auch zum Aussterben von Arten führen.»
Welche Konsequenzen die Übertragung des genmanipulierten Erbguts auf künftige Gelbfiebermücken-Generationen hat, ist noch unklar. Möglicherweise seien die Moskitos robuster und resistent gegen Insektizide, schreiben die Forscher.