Bäume pflanzen gegen den Klimawandel – ist es wirklich so einfach?
Die Menschen im globalen Süden, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, leiden am meisten unter dessen Folgen. Doch es gibt eine einfache Lösung.
Das Wichtigste in Kürze
- Dürren, Wasserknappheit, Hunger: Die Folgen des Klimawandels sind gravierend.
- Sie betreffen ärmere Regionen der Welt besonders stark.
- Felder und Wälder zu regenerieren und zu begrünen ist essenziell für ein gutes Klima.
- Die Methode «FMNR» hilft den Menschen vor Ort, ihre Böden zu regenerieren.
Temperaturen von über 40 Grad, grosse Trockenheit und schwere Waldbrände: Der Sommer 2022 war in weiten Teilen Europas von Hitzeextremen geprägt. Und diese Extreme könnten in Zukunft in Folge der globalen Erwärmung in unseren Breitengraden normal werden.
Im globalen Süden sind die Auswirkungen des Klimawandels schon länger Realität. Der diesjährige starke Monsunregen in Pakistan, der mehr als 1000 Menschen in den Tod riss, oder die langanhaltende Dürre in Ostafrika sind nur zwei Beispiele dafür, wie die klimatischen Veränderungen das Leben und die Lebensgrundlage der Menschen bedrohen.
Überflutung, extreme Trockenheit und Wasserknappheit führen zu Ernteverlusten – und im Extremfall zu Hungersnöten. Nicht nur die Ernte für die Menschen bleibt dadurch aus, auch das Futter für die Tiere fehlt. Getreide, Gemüse, Fleisch oder Milch werden zu Mangelware. Bäuerlich geprägte Regionen haben wenig bis gar nichts zu essen – und noch weniger zu verkaufen. Familien haben nicht mehr genügend Geld, um Essen zu kaufen – und somit auch keine Mittel, um ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Somit führt der Klimawandel auch zu mehr Armut, verstärkt durch fehlende Bildung, Perspektivlosigkeit oder Mangelernährung. In ärmeren Ländern und Regionen – wie beispielsweise Somalia, Bangladesch, Äthiopien, Honduras oder die Sahelzone – haben die Menschen kaum Ressourcen, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
Obwohl die Menschen in ärmeren Ländern mit ihrem Lebensstil am wenigsten zum Klimawandel beitragen, spüren sie die Folgen am stärksten. Deshalb sind sie auf sofortige Lösungen angewiesen.
Eine einfache Methode zur Regeneration der Umwelt
Die Bewahrung natürlicher Ressourcen ist eine Grundvoraussetzung für Nachhaltigkeit und die Lebensqualität der Menschen.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Wiederbegrünung von verödeten Böden. Die Methode FMNR, «Farmer-Managed Natural Regeneration» hat genau dies zum Ziel. Es braucht dafür weder Experten noch teure Werkzeuge. Jeder kann diese Methode anwenden, was sie deshalb so effektiv macht.
Entdecker dieser Methode ist Tony Rinaudo, Agrarwissenschaftler und Mitarbeiter des internationalen Hilfswerks World Vision. Vor 25 Jahren entwickelte er FMNR in einem Pilotprojekt in der von einer gravierenden Dürreperiode betroffenen Sahelzone in Niger.
Dabei entdeckte er, dass sich unter einer scheinbar leblosen, ausgetrockneten Landfläche, auf der wenige buschähnliche Sträucher wuchsen, ein intaktes Geflecht an Wurzelsystemen befand. Und das war alles andere als tot. Bei näherem Betrachten bemerkte Rinaudo, dass es sich bei den Sträuchern tatsächlich um verkümmerte Bäume handelte.
Bei FMNR geht es deshalb darum, die vorhandenen Pflanzen mit intaktem Wurzelsystem zum Wachsen anzuregen. Die Bäume und Sträucher werden so beschnitten, dass sich die stärksten Zweige optimal entwickeln können.
Für die Landwirtschaft meist wertlose Sträucher und Stümpfe wachsen dadurch innerhalb weniger Jahre wieder zu gesunden Bäumen heran.
FMNR hilft nicht nur der Umwelt sondern auch den Kleinbauern, ihren Familien und den Menschen in der Region. Die begrünten Felder und wiederaufgeforsteten Wälder verhindern Erosion und Schäden durch Hitze und Wind. Die Böden binden Feuchtigkeit und stellen die Fruchtbarkeit wieder her.
Zwischen den einzelnen Bäumen wird zudem genügend Platz ausgelassen, um Getreide und Gemüse anzubauen. Dies wiederum führt dazu, dass Bauern grössere Erträge ernten können – für sich und ihr Vieh. Familien verdienen mehr und haben genügend zu essen. Sie können ihre Kinder zur Schule schicken – und so den Teufelskreis der Armut durchbrechen.
Das internationale Hilfswerk World Vision wendet diese einfache, doch bahnbrechende Technik bereits in 25 Ländern an und hat dadurch weltweit mehrere Millionen Hektar verödetes Land wieder fruchtbar gemacht. Die dort entstandenen Wälder, unter anderem im Niger, in Äthiopien und Kenia, sind auch für den Klimaschutz bedeutend: Wildtiere kehren zurück und Vögel verbreiten die Samen von Nutzpflanzen.
FMNR ist somit ein Katalysator für nachhaltige Entwicklung und ermöglicht eine bessere Zukunft für die nachkommende Generation – und das einfach und gratis.
Mehr über die Arbeit von World Vision zum Klimawandel erfahren Sie hier.