Genitalverstümmelung – auch Mädchen in der Schweiz sind betroffen

World Vision Schweiz
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Dübendorf,

Jedes Jahr sind drei Millionen Mädchen von der brutalen Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung betroffen. Einige davon leben auch in der Schweiz.

Weibliche Genitalverstümmelung
Ambaro Got aus Somalia beschnitt früher Mädchen an ihren Genitalien mit diesem Messer. Auch in der Schweiz ist die weibliche Genitalverstümmelung ein Thema. - World Vision

Das Wichtigste in Kürze

  • Jedes Jahr werden drei Millionen Mädchen Opfer einer Genitalverstümmelung.
  • Dabei werden die äusseren weiblichen Geschlechtsorgane beschnitten oder entfernt.
  • Durch Aufklärung versuchen internationale Hilfswerke die leidvolle Praxis zu beenden.

Auch in der Schweiz kommt es vor: die Verstümmelung weiblicher Genitalien. Laut Fachstellen sind hier über 10´000 Mädchen davon betroffen. Vor allem Mädchen und Frauen aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, Sudan und Ägypten leiden in der Schweiz unter dieser Tradition. Und dies, obwohl es seit 2012 verboten ist, im In- oder Ausland diese Praxis durchzuführen.

Bei der weiblichen Genitalverstümmelung (auch FGM als Abkürzung für den englischen Ausdruck Female Genital Mutilation genannt) werden die äusseren weiblichen Geschlechtsorgane teilweise oder total entfernt oder verletzt, ohne dass dafür medizinische Gründe vorliegen.

Je nach Land und Region wird diese Prozedur ab dem Säuglingsalter bis circa zum 14. Lebensjahr durchgeführt. Doch auch Frauen, die kurz vor der Eheschliessung stehen, sind gefährdet.

Beschneidung hat lebensbedrohliche Folgen

Die Beschneidung wird oft unter primitiven und unhygienischen Bedingungen durchgeführt. Der Eingriff wird nicht selten durch ältere Frauen im Dorf oder traditionelle Geburtshelferinnen vorgenommen. Die Mädchen müssen die schmerzhafte Prozedur ohne Betäubung erleiden. Starke Blutungen, Schmerzen und Infektionen sind die Folge.

Kenyanische Frau
Naimodu aus Kenia beschnitt früher Mädchen. Sie war in eine strikte Kultur eingebunden und kannte es nicht anders. - World Vision

Zehn Prozent der Mädchen sterben laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an den direkten Folgen wie Blutverlust und Blutvergiftung. Durch langfristige Folgen wie Infektionen oder Komplikationen bei der Geburt sterben weitere 25 Prozent.

An der Verstümmelung leiden die Betroffenen ein Leben lang. Sie kann Schmerzen beim Urinieren, Geschlechtsverkehr oder Geburtskomplikationen nach sich ziehen – ganz zu Schweigen von den psychischen Leiden.

Weibliche Genitalverstümmelung ist ein kulturelles Ritual

Dieses Ritual ist tief in gewissen Kulturen verankert. Es wird in einigen Ländern Afrikas, auf der Arabischen Halbinsel und in manchen asiatischen Ländern praktiziert. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jedes Jahr drei Millionen Mädchen davon betroffen sind. Weltweit sind über 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten.

Mädchen aus Äthiopien
Zeineba aus Äthiopien wurde als Kind beschnitten und verheiratet. - World Vision

Die Gründe für die Genitalverstümmelung sind unterschiedlich. Weitverbreitet sind die Überzeugungen, dass dadurch die Jungfräulichkeit sichergestellt wird, die Chancen auf dem Heiratsmarkt besser sind oder es ein Ritual zu spiritueller Reinheit ist. «Wer nicht beschnitten ist, gilt als unrein und wird von der Gesellschaft verstossen», erklärt Tamara Fritzsche vom internationalen Kinderhilfswerk World Vision.

Aufklärung und Sensibilisierung notwendig

Traditionen zu durchbrechen ist eine enorme Herausforderung. Umso wichtiger ist die kontinuierliche Aufklärungsarbeit. World Vision Schweiz engagiert sich deshalb in diversen Ländern gegen die weibliche Genitalverstümmelung.

Das Hilfswerk informiert über die schädlichen Folgen dieser Praxis und versucht dadurch die Bevölkerung davon abzubringen.

Mädchen in der Schule
Durch Aufklärungsprogramme lernen die Mädchen und Frauen über die gravierenden Auswirkungen der weiblichen Genitalverstümmelung. - World Vision

Da damit an einer jahrhundertealten Tradition gerüttelt wird, funktioniert dies nur durch die Zusammenarbeit mit Autoritätspersonen vor Ort. Zum Beispiel mit Glaubensführern unterschiedlicher Religionen. Ihr Wort hat Gewicht.

Im islamisch geprägten Mauretanien arbeitet World Vision zum Beispiel mit Imamen, um für das Thema zu sensibilisieren. Spricht sich ein religiöses Oberhaupt und Respektsperson gegen Genitalverstümmelung aus, findet dies in der Bevölkerung Gehör.

Schwarze Frau hält Plakat
Madame Safiatu Singhateh aus Äthiopien spricht sich gegen die weibliche Genitalverstümmelung aus. - World Vision

Auch internationale Aufklärungskampagnen tragen dazu bei, Licht auf dieses oft im Verborgenen praktizierte Ritual zu werfen. Am 6. Februar findet deshalb der Internationale Tag gegen Genitalverstümmelung statt.

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