Wenn Kinder im Corona-Lockdown schwanger werden

World Vision Schweiz
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Dübendorf,

Der Corona-Lockdown hat im südlichen Afrika zu einem Anstieg an Kinderschwangerschaften geführt. Den betroffenen Mädchen droht Schulausschluss und Armut.

Ein Mädchen in Afrika
Einer Million Mädchen im südlichen Afrika droht ein Schulverbot, weil sie im Lockdown schwanger geworden sind. - World Vision

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis zu einer Million minderjähriger Mädchen wurden während des Corona-Lockdowns schwanger.
  • Den schwangeren Mädchen droht Schulverbot und damit ein Leben in Armut.
  • Besonders betroffen ist die Region im südlichen Afrika.

Für viele Mädchen hat das Leben durch Covid-19 eine dramatische Wende genommen: Nach dem Lockdown sieht ihr Leben nicht mehr gleich aus wie zuvor.

Das internationale Kinderhilfswerk World Vision geht davon aus, dass aufgrund der Schulschliessungen und Kinderverheiratungen, Kinderschwangerschaften dramatisch zunehmen und die Folgen verheerend sind. Besonders betroffen ist Subsahara-Afrika.

Die betroffenen Mädchen sind selbst noch Kinder. Bereits 12-Jährige müssen plötzlich die Rolle einer Mutter übernehmen. Ihnen droht, in einem negativen Kreislauf gefangen zu bleiben. Denn die Schwangerschaft führt meistens dazu, dass sie die Schule abbrechen müssen.

Schwangeres afrikanisches Mädchen
Mit der Schwangerschaft muss häufig die Schule abgebrochen werden. - World Vision

Die Gründe für die frühen Schwangerschaften sind vielfältig: sexuelle Gewalt, Kinderheirat oder weil die Mädchen nicht wissen, wie sie sich vor einer Schwangerschaft schützen können. Da sie im Lockdown nicht mehr zur Schule gehen können, verbringen sie zudem mehr Zeit mit Jungen und Männern, was wiederum zu einem erhöhten Risiko von sexueller Gewalt und Ausbeutung führt.

Kein Schutz mehr durch die Schule

Die Schule bietet den Kindern Routine, Schutz und Sicherheit. Wenn diese Sicherheit gebrochen wird, kann die Realität der Kinder chaotisch und unberechenbar werden – insbesondere wenn sie in einer fragilen oder instabilen Region wie Südsudan oder der Demokratischen Republik Kongo leben.

Egal wo auf der Welt, versuchen Eltern ihre Kinder so gut wie möglich zu versorgen und zu beschützen. Während der Schulschliessungen sind viele Eltern bemüht, ihre Kinder anderweitig auszulasten.

Während in der Schweiz, Deutschland oder den USA die Kinder mit Spielen und Unterricht zu Hause beschäftigt werden können, sieht die Realität in vielen ärmeren Ländern für die Kinder komplett anders aus: Statt zu spielen werden sie häufig aus dem familiären Umfeld gerissen, zur Arbeit auf die Felder geschickt, oder sie verbringen Zeit bei Bekannten – manchmal sind sie auch ganz ohne Aufsicht.

All dies kann dazu führen, dass die Mädchen den familiären oder schulischen Schutz verlieren und der Gefahr von ungewollten sexuellen Handlungen ausgesetzt werden.

Ein Mädchen in Afrika.
Sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen nimmt in Krisenzeiten oft zu. - World Vision

Dies zeigt die Geschichte der 12-jährigen Julienne (Name geändert) aus dem Kongo. «Als die Schulen geschlossen wurden, sah ich, dass die Kinder in unserer Stadt untätig wurden», sagt Juliennes Vater. «Also brachte ich sie nach Kantine, wo die Familie Landwirtschaft betrieb, um sie mit Feldarbeit zu beschäftigen.»

Als Julienne mit einigen Freunden in einem der Häuser vor Ort eine Pause machte, wurde sie von einem anderen Mädchen nach draussen gerufen. Sie brachte Julienne zu einer nahe gelegenen Baustelle, wo bereits ein Mann auf sie wartete. Der Mann zog Julienne in das sich im Bau befindliche Haus, knebelte sie mit einem Tuch, damit sie nicht schreien konnte, und missbrauchte sie.

«Vielleicht wäre mein kleines Mädchen nicht vergewaltigt worden, wenn sie zur Schule gegangen wäre», beklagt Juliennes Vater.

Zunahme von Kinderehen

Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die besonders benachteiligte Familien noch tiefer in die Armut getrieben haben, soll es laut Prognosen der UNO weltweit zu 13 Millionen zusätzlichen Kinderehen im Nachgang der Krise kommen.

Arme Familien sehen sich gezwungen, die Töchter zu verheiraten, damit sie versorgt sind. Damit wird das Schicksal der Mädchen besiegelt: Es drohen eine Schwangerschaft im Kindes- oder Teenageralter und das frühzeitige Ende der Ausbildung – und damit auch das Ende der Zukunftsperspektiven.

Kinderhotlines helfen in der Not

Schulschliessungen als Reaktion auf COVID-19 und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise erhöhen die Gefahr, dass heranwachsende Mädchen verschiedenen Formen von sexueller Gewalt ausgesetzt sind.

Simon Lewchuk, Kinderrechtsspezialist bei World Vision, weist deshalb darauf hin, wie wichtig es ist, dass in allen Ländern neben weiblichen und männlichen Ärzten und Krankenpflegern, auch Mitarbeitende der Kinderfürsorge und des Kinderschutzes als unverzichtbares Personal eingesetzt werden. Sie können Frauen und Mädchen beraten, um sexualisierte Gewalt, Kinderheiraten und unbeabsichtigte Schwangerschaften zu verhindern.

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