Uganda: Ein Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe für Geflüchtete
Weltweit leiden Millionen von Geflüchteten Hunger. Das weltweit viertgrösste Flüchtlingsaufnahmeland Uganda zeigt eine Lösung aus der Krise.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hunger steigt weltweit. Besonders betroffen sind ärmere Menschen und Geflüchtete.
- Sie sind auf die Verteilung von Lebensmitteln durch Hilfsprogramme angewiesen.
- Doch eine Unterfinanzierung der Hilfswerke hat zu Kürzungen der Essensrationen geführt.
- Ugandas fortschrittliche Flüchtlingspolitik zeigt Wege aus der Hungerkrise.
Der Hunger in der Welt hat laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) seit Ausbruch der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Auch politische Konflikte und Umweltkatastrophen haben den Hunger weltweit verschlimmert, doch die Pandemie hat in kürzester Zeit die Anzahl Hungernder in die Höhe schnellen lassen.
Die Lebensmittelpreise erreichten 2021 den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt und machten nahrhaftes Essen besonders für Menschen in ärmeren Ländern unerschwinglich. Durch den Lockdown war der Zugang zu Nahrungsmitteln erschwert, Menschen verloren ihre Arbeit und somit ihr Einkommen, um Lebensmittel zu kaufen.
Noch immer leiden Menschen unter dem wirtschaftlichen Abschwung als Folge der Pandemie. Am stärksten betroffen sind Menschen, die schon vor Corona in Armut lebten, und Geflüchtete.
«Millionen von Geflüchteten in ganz Afrika sind derzeit auf regelmässige Hilfe angewiesen, um ihren Nahrungsmittelbedarf zu decken», sagt Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Die Katastrophe für die Geflüchteten vergrössere sich weiterhin, da sie absolut nichts hätten, um ihren Sturz abzufedern.
Hinzu kommt, dass aufgrund einer deutlichen Unterfinanzierung der Hilfsprogramme in einigen Ländern die Versorgung mit lebenswichtigen Nahrungsmitteln nicht mehr sichergestellt ist, warnt das WFP.
So auch in Uganda, das mit über 1,4 Millionen Geflüchteten im Land das grösste Flüchtlingsaufnahmeland in Afrika und laut UNHCR das viertgrösste Aufnahmeland weltweit ist. Uganda zeigt aber auch einen Lösungsweg auf, der zur Linderung des Lebensmittelmangels beitragen kann.
Fortschrittliche Flüchtlingspolitik in Uganda
Uganda betreibt eine sehr fortschrittliche Flüchtlingspolitik. Jeder Neuangekommene erhält ein kleines Stück Land, auf dem er sich niederlassen und ein neues Leben beginnen kann. In der Corona-Pandemie erwies sich diese Strategie als vorteilhaft, so auch für Betty.
Die 35-jährige Betty aus dem Südsudan lebt mit ihren vier Kindern und weiteren vier Pflegekindern in der Flüchtlingssiedlung Bidi Bidi in Uganda. Hier erhält sie in einem regelmässigen Zyklus Grundnahrungsmittel für sich und ihre Familie. Doch die Rationen sind knapp berechnet.
Gegen Ende des Verteilzyklus musste sie sich jeweils Lebensmittel vom Nachbar leihen, erzählt sie. Mit dem Fortschreiten der Pandemie nahmen die Lebensmittelrationen weiter ab. Die Mutter war besorgt, ihre Kinder nicht mehr ausreichend versorgen zu können.
Als die von der internationalen Hilfsorganisation World Vision und dem WFP verteilte Nahrungsmittelration für Mai bis Juni verteilt wurde, beschloss Betty, einen Teil des ihr zugeteilten eigenen Landes besser zu nutzen: «Ich nahm zwei Kilogram Sorghum [eine Hirseart] und pflanzte diese um mein Haus herum an», sagt Betty.
Sorghum wächst sehr schnell, ist widerstandsfähig gegen die Wetterschwankungen und erfordert wenig Aufmerksamkeit.
Sie konnte nach circa einem halben Jahr bereits 45 Kilogramm Sorghumhirse ernten und damit ihre Familie ernähren. «Der Anbau eines Teils meiner Lebensmittelrationen hat dazu beigetragen, dass ich mir nicht mehr ständig Lebensmittel von meinen Nachbarn leihen muss», so Betty.
Hilfe zur Selbsthilfe für mehr Nahrung
Geldmangel hat das Welternährungsprogramm der UN zu Kürzungen der Essensrationen für Millionen bedürftige Menschen gezwungen.
Angesichts dessen ist es umso wichtiger, dass Geflüchtete Land erwerben können, um selbst Nahrung anzubauen – und, dass sie lernen, wie sie höhere landwirtschaftliche Erträge erzielen können.
Diesen Ansatz verfolgt auch World Vision, das den Fortschritt von Betty dokumentiert hat.
Mit Hilfe zur Selbsthilfe sollen den Geflüchteten die Werkzeuge in die Hand gegeben werden, um sich selbst aus der Armut zu befreien. So verteilt World Vision auch Gemüsesamen, um die Lebensmittelrationen, die hauptsächlich aus Getreide bestehen, mit gesunder Nahrung zu ergänzen oder führt Kurse über Anbaumethoden durch.
Dadurch können die Mütter ihren Kindern auch in der Not eine ausgewogenere Ernährung bieten.