«Die Kosten dieser Initiative würden die Jungen sofort spüren»

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Bern,

Marc Rüdisüli, Präsident Die Junge Mitte, im Interview: Warum ein Nein zur 13. AHV-Rente besonders für Junge immens wichtig ist.

AHV
Marc Rüdisüli ist Präsident der «Die Junge Mitte». - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kosten für eine 13. AHV-Rente müssten Junge und Erwerbstätige bezahlen
  • Ein teurer Rentenausbau zulasten der Jungen ist verantwortungslos
  • Junge an die Urne: Nein zur 13. AHV-Rente!

Die Diskussion um die 13. AHV-Rente lief in den letzten Wochen heiss. Auch Junge melden sich nun vermehrt zu Wort. Einer davon bist auch du. Warum ist dir das Thema so wichtig und warum gerade jetzt?

Es ist wichtiger denn je, dass wir Junge uns Gehör verschaffen und mitbestimmen! Gerade wenn es um die Zukunft der Altersvorsorge geht, müssen wir mitreden. Was jetzt entschieden wird, hat direkte finanzielle Folgen für uns.

Warum? Die AHV betrifft doch vor allem ältere Menschen?

Die AHV wird von den Jungen beziehungsweise von den Erwerbstätigen finanziert. Je höher die AHV-Ausgaben sind, desto mehr Geld braucht die AHV und damit steigt die Belastung der arbeitenden Bevölkerung. In den nächsten zehn Jahren erreichen überdurchschnittlich viele Menschen das Rentenalter – etwa 500'000 Personen.

Gleichzeitig leben Pensionierte heute im Schnitt acht Jahre länger als bei der Einführung der AHV. Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Entwicklung. Aber das heisst auch, dass immer mehr AHV-Renten ausbezahlt werden. Der Finanzierungsdruck auf die Jungen und Erwerbstätigen nimmt damit enorm zu. Ausserdem werden auch die Jungen dereinst pensioniert und möchten dann auch von einer finanziell gesunden AHV profitieren.

Möchtest du denn nicht auch von einer 13. AHV-Rente profitieren?

Die 13. AHV-Rente giesst Öl ins Feuer, denn sie führt zu milliardenschweren Zusatzkosten: Anstatt 2030 würde der AHV das Geld schon 2026 ausgehen. Um das Defizit auszugleichen, müsste man die Lohnbeiträge und die Mehrwertsteuer erhöhen. Wir würden also weniger Lohn erhalten und alles wird teurer. Dabei spüren wir heute schon die Teuerung: Krankenkassenprämien, Nahrungsmittel, SBB-Billette und so weiter. Junge müssten diesen Preisaufschlag noch ihr ganzes Leben lang zahlen. Zudem müsste auch der Bund immer mehr ans AHV-Budget zahlen. Das heisst, es ist auch weniger Geld für andere Anliegen da. Ich denke hier zum Beispiel an die Bildung, Gesundheit oder den Klimaschutz.

Gibt es denn nicht auch arme Pensionierte, die das Geld brauchen würden?

Doch, klar gibt es die. Das ist auch ein Problem, das das Parlament erkannt hat. Es sind zielgerichtete Verbesserungen unterwegs, um Betroffenen zu helfen. Das ist auch richtig so. Aber wenn man allen per Giesskannenprinzip mehr Rente ausbezahlt, obwohl es 80 Prozent nicht brauchen, dann ist das Geldverschwendung auf Kosten der Jungen.

Man muss ehrlich sein: Pensionierten in der Schweiz geht es finanziell sehr gut. Sie halten etwa sechsmal so viel Vermögen wie Erwerbstätige. Drei von vier besitzen Wohneigentum. Wir haben heute beispielsweise nicht mehr die gleichen finanziellen Möglichkeiten, um Wohneigentum zu erwerben.

Es sind die Jungen und Familien, die heute in der Schweiz am meisten von Armut betroffen sind. Aber sie müssten diesen AHV-Ausbau finanzieren. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um ein Prozent würde einen durchschnittlichen Haushalt um über 500 Franken pro Jahr belasten. Es kann doch nicht sein, dass wir die Erwerbstätigen finanziell noch zusätzlich belasten. Ist das sozial? Ich denke nicht.

Die neusten Umfragen zeigen, dass das Nein Lager zwar zunimmt, aber immer noch unter der 50-Prozent-Marke liegt. Woran liegt das?

Erstens sagt die Initiative nur, dass mehr Rente ausbezahlt werden soll. Sie verliert aber kein Wort über die Finanzierung. Wenn wir über eine Initiative abstimmen würden, die lautete «Initiative für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf zehn Prozent für die AHV», würden die Umfragen vermutlich anders aussehen.

Zweitens gehen Junge in der Schweiz leider weniger oft abstimmen als Ältere. Die Hälfte der Abstimmenden ist üblicherweise knapp 60 Jahre alt oder älter. Sie profitieren direkt von dieser Initiative, zahlen müssen die Jungen und Familien.

Was braucht es jetzt, damit die 13. AHV-Rente abgelehnt wird?

Entscheidend ist jetzt, dass wir die jüngeren Generationen mobilisieren und an die Urne bringen. Für viele Junge mag die Altersvorsorge noch weit weg sein. Die Kosten dieser Initiative würden wir aber sofort spüren. Glücklicherweise merken immer mehr Junge, wie wichtige diese Abstimmung ist.

Wer noch nicht abgestimmt hat, muss das jetzt unbedingt noch tun und auch sein oder ihr Umfeld für ein Nein mobilisieren. Das heisst weiterhin auch das Gespräch mit unseren Eltern und Grosseltern suchen und sie an den Generationenvertrag zu erinnern. Die demografischen Herausforderungen können wir nur solidarisch bewältigen.

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