Opioide können gefährlich sein – auch vom Arzt verschrieben
Schmerzkiller sind manchmal unverzichtbar. Doch sie haben ihre Schattenseiten – und werden zu häufig verschrieben. Hier erfährst du, warum das ein Problem ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Opioide: wirksame Schmerzmittel, die zu Atemstillstand oder Abhängigkeit führen können.
- Die Schweiz belegt beim Opioid-Konsum einen internationalen Spitzenplatz.
- Opioide müssen sorgfältig eingesetzt und die Therapie gut überwacht werden.
Segen und Fluch zugleich – das trifft leider auf sehr viele Dinge zu, gerade in der Medizin. Die Opioide sind ein eindrückliches Beispiel dafür: Als hochwirksame Schmerzmittel sind sie aus der modernen Medizin nicht wegzudenken, doch ihr Einsatz ist auch mit grossen Risiken verbunden. Opioide können abhängig machen oder zu einem Atemstillstand führen.
Die Opioidkrise legt davon ein trauriges Zeugnis ab: 2019/2020 starben in den USA innert 12 Monaten mindestens 63'000 Menschen an Opioiden – was einem Rekord entspricht. Auch in Grossbritannien wurde im Jahr 2020 mit über 1'100 Opioid-Opfern ein Höchststand erreicht.
Der International Overdose Awareness Day vom 31. August will an diese Opfer erinnern. Aber auch aufzeigen, dass es Wege gibt, damit Opioide mehr Segen als Fluch sind.
Opioide werden aus dem Schlafmohn gewonnen oder chemisch hergestellt. Sie binden an die Opioidrezeptoren im Hirn, was unter anderem eine stark schmerzunterdrückende und euphorisierende Wirkung zur Folge hat.
Beispielsweise zur Schmerzlinderung bei Krebspatienten aber auch bei akuten Schmerzen nach Unfällen oder Operationen sind moderne Opioide unverzichtbar. Sie sollten aber gezielt, in der richtigen Dosis und über beschränkte Zeit eingesetzt werden. Ausserdem sollten die Ärzte die Therapie eng begleiten. Ist das nicht der Fall, kann es gefährlich werden.
Die Schweiz ist beim Opioid-Konsum weit vorne
Von Zuständen wie in Nordamerika mit tausenden von Opioid-Abhängigen und Toten sind wir in der Schweiz zum Glück weit entfernt. Die jährlichen 120 – 140 Drogentodesfälle in der Schweiz stehen mehrheitlich mit dem Konsum von illegalen Drogen wie Heroin im Zusammenhang und nicht mit Schmerzmitteln. Doch das liegt nicht etwa daran, dass die Schmerzkiller hierzulande sehr zurückhaltend verschrieben würden.
Das Gegenteil ist der Fall. Die Schweiz belegt im World-Ranking des Opioid-Konsums pro Einwohner den siebten Platz. Wie Studien zeigen, hat der Konsum in den letzten Jahren stark zugenommen: zwischen 1985 und 2015 von 18 auf 421 mg pro Einwohner und Jahr.
Damit liegt die Schweiz deutlich über dem europäischen Durchschnitt. In der Schweiz ist also nicht primär der Missbrauch oder die Überdosis (overdose) das Problem, sondern vielmehr der übermässige Gebrauch (overuse).
Jeder Opioid-Einsatz ist mit gewissen Risiken verbunden. Einerseits können Opioide abhängig machen, andererseits schwere Nebenwirkung, wie Atemstillstand, verursachen. Gerade im Zusammenhang mit Rauschmitteln oder anderen Medikamenten besteht dafür ein erhöhtes Risiko.
Das gilt sowohl für illegal besorgte und konsumierte Schmerzmittel als auch für ärztlich verschriebene. Das belegen die Zahlen aus den USA: Jedes dritte Opioid-Opfer bekam dort das Medikament nämlich vom Arzt verschrieben. Wenn das Medikament falsch angewendet wird, kann das gravierende Folgen haben.
Doch das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren, die zum Opioid-bedingten Tod führen können, muss noch besser untersucht werden: Wann ist das Risiko am grössten? Wie können die Patienten besser geschützt werden – besonders, wenn sie ihr vom Arzt verschriebenes Opioid zuhause einnehmen?
Smarter Einsatz bei Rückenschmerzen
Dass in der Schweiz zu viele Opioide verschrieben werden, haben die Ärzte mittlerweile selbst erkannt. So haben sich beispielsweise die Schweizer Rheumatologen im Rahmen der Initiative smarter medicine zum Ziel gesetzt, bei Rückenschmerzen ohne klare Ursache auf Opioide zu verzichten. Denn in vielen Fällen gibt es gute Alternativen.
Gerade bei sehr weit verbreiteten Schmerz-Problemen, wie es die Rückenschmerzen zweifellos sind, kann so der Opioid-Konsum und damit das Risiko für schwere Nebenwirkungen insgesamt gesenkt werden. Und die Opioide kommen nur noch dort zum Einsatz, wo sie tatsächlich unverzichtbar und damit ein Segen sind.
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