Das Volk der Penan bewaldet den Urwald mit Baumschulen
Auch der Urwald in Malaysia bleibt von Rodungen nicht verschont. Der Bruno Manser Fonds unterstützt das Volk der Penan mit Baumschulen bei der Wiederbewaldung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Penan machen sich den von der Rodung verschont gebliebenen Primärwald zunutze.
- Das im Urwald lebende Volk sammelt dort Saatgut von selten gewordenen Baumarten.
- Die Setzlinge werden in der Baumschule gepflegt und zur Wiederbewaldung verpflanzt.
- Die Baumschulen gibt es seit 2019 – möglich machte es der Bruno Manser Fonds (BMF).
Fast 113'000 Quadratkilometer: Das ist die unglaubliche Fläche an tropischem Regenwald, die gemäss World Resource Institute vergangenes Jahr abgeholzt wurde. Zum Vergleich: Die Fläche der Schweiz umfasst lediglich knapp 41'300 Quadratkilometer!
Die wertvollen Bäume werden aus diversen Gründen gefällt. Dazu zählen etwa die Ausbeutung von Bodenschätzen, die Produktion von Holz und Papier sowie der Aufbau von Ölpalm- und Sojaplantagen.
Unter der Rodung leiden nicht nur Tiere, die ihren Lebensraum verlieren, sondern auch indigene Völker, die verdrängt werden. Und schliesslich betrifft die Abholzung uns alle – denn der Holzschlag beschleunigt den Klimawandel.
Urwald für Ölpalmplantagen und Staudämme zerstört
Der Urwald von Borneo gehört zu den artenreichsten der Welt. Doch mittlerweile ist der Regenwald von Sarawak, einem malaysischen Bundesstaat auf der Insel Borneo, zu einem grossen Teil zerstört.
Nicht mehr Bäume, sondern Ölpalmplantagen und Nutzholzpflanzungen prägen nun das Landschaftsbild. Hinzu kommen riesige Staudämme, mit denen ein Teil der hohen Stromnachfrage in Südostasien gedeckt werden soll. Diese überfluten riesige Waldflächen und tragen zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten im Urwald bei.
Einige Gebiete wurden schon vor Jahrzehnten abgeholzt – dort wächst jetzt ein sogenannter Sekundärwald. Die Artenzusammensetzung eines Sekundärwalds unterscheidet sich stark von derjenigen eines unberührten Urwalds. Biologisch ist der Sekundärwald niemals so vielfältig wie ein Urwald, der auch Primärwald genannt wird.
Baumschulen für den Regenwald
Die Penan, ein Urvolk, erleben die Rodungen aus nächster Nähe mit. Das Volk, das etwa 10'000 Personen umfasst, lebt seit Jahrhunderten im Urwald von Sarawak. Einige wenige hundert Penan halten an der nomadischen Lebensweise im Regenwald fest. Die Mehrheit ist sesshaft geworden.
Den Penan ist es als einzige gelungen, grössere zusammenhängende Gebiete Primärwald vor der Abholzung zu schützen. Der Bruno Manser Fonds (BMF) unterstützt die Penan dabei, degradierte Flächen mithilfe von Saatgut aus dem Primärwald wieder aufzuforsten. Dazu startete der BMF im Jahr 2019 ein Pilotprojekt mit einer Baumschule in Long Kerong, einer Penan-Siedlung im oberen Baram-Gebiet in Malaysia.
Das Projekt ermöglicht den Penan, den umliegenden Gemeinden bei der Aufforstung zu helfen. Das geschieht folgendermassen: Der Primärwald liefert qualitativ hochwertiges Saatgut für Baumarten, die durch Abholzung und Brandrodung selten geworden sind.
Die Penan sammeln dieses Saatgut im Wald und zieht es in der Baumschule zu Setzlingen heran. Mit diesen können andere indigene Gemeinschaften ihre zerstörten Waldflächen regenerieren und Wassereinzugsgebiete für Trinkwasser und Kleinstwasserkraftwerke renaturieren.
Sicherer Arbeitsplatz für Frauen
Der Fokus liegt auf Baumarten, die aufgrund der Rodungen für die Nutzung im Dorf fehlen. Dazu gehören Kapur, Belian und diverse Merantiarten. Daneben soll künftig verstärkt ein Augenmerk auf bedrohte Arten gelegt werden, die nicht primär für die eigene Nutzung bestimmt sind.
Auch beim Pflanzen der Setzlinge werden die Penan vom BMF unterstützt. Die Setzlinge werden per GPS erfasst und regelmässig einem Monitoring unterzogen. Damit sollen der Erfolg des Projekts bewertet und die Methoden regelmässig verbessert werden.
Im Projekt werden bisher zwei Arten von Pflanzungen durchgeführt. Beim als «Bauspar-pflanzen» bezeichneten Verfahren pflanzen die Penan einige Dutzend Harthölzer pro Kopf. Das Holz dient ihren Kindern künftig als Baumaterial für Häuser und Boote. Diese Arbeit wird auf eigene Arbeitszeit durchgeführt und vom BMF nicht vergütet, da die Bäume später selbst gefällt werden.
Als zweite Art von Pflanzung wird eine gezielt ökologische Renaturierung durchgeführt. Diese zielt auf eine hohe Biodiversität und die Bäume sind nicht zur Holznutzung gedacht.
Neben dem ökologischen Aspekt steht beim Projekt besonders auch die soziale Komponente im Vordergrund. Die Baumschulen gelten als sicherer Arbeitsplatz und kommen so besonders den Frauen in den Dörfern zugute. Auch alleinerziehende Mütter erhalten dadurch eine neue Perspektive.
Vier weitere Baumschulen aufgebaut
Neben der Baumschule in Long Kerong sind mittlerweile vier weitere angelegt worden. Die degenerierten Gebiete in Sarawak sollen so möglichst bald flächendeckend wiederbelebt werden. Hier finden Sie weitere Informationen zum Projekt.
Der Bruno Manser Fonds ist eine Schweizer Non-Profit-Organisation. Sie setzt sich für den Schutz des Regenwalds, die Rechte indigener Völker und den Umweltschutz ein. Weitere Einblicke in die Organisation finden Sie hier.