Darum trifft das Corona-Virus die Ärmsten am härtesten
Das Corona-Virus ist für uns Grund zur Sorge, für Flüchtlinge aber eine konkrete, lebensbedrohliche Gefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Corona-Virus macht auch in armen Regionen nicht halt.
- Flüchtlinge im Flüchtlingslager sind besonders anfällig.
Niemand auf der Welt scheint sicher vor dem sich immer weiter ausbreitenden Corona-Virus. In der Schweiz ist die Devise: Social Distancing. Und bei Husten zuhause bleiben und sich auskurieren. Jeder weiss auch: Sollten die Symptome schlimmer werden, kann man sich ins nahe gelegene Spital begeben und bekommt Hilfe. Und auch wenn es immer wieder zu Hamsterkäufen kommt - niemand muss sich Sorgen machen, Hunger leiden zu müssen.
Es gibt jedoch auch Orte und Menschen, für die all diese Punkte nicht zutreffen: In Flüchtlingslagern, wo Menschen kein Social Distancing betreiben können, keine medizinische Grundversorgung vorhanden und kein Supermarkt um die Ecke ist.
Social Distancing: Ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann
Die bei uns wertvollen Massnahmen gegen das Corona-Virus erscheinen in einem Flüchtlingslager wie ein makabrer Witz: Da das Covid-19-Virus durch die Luft übertragen und durch Husten und Niesen verbreitet wird, sollen die Menschen mindestens 2 Meter Abstand voneinander halten.
In einem überfüllten Flüchtlingslager hocken die Menschen auf engstem Raum und schon 1 Meter Abstand ist oft ein Ding der Unmöglichkeit. Auch regelmässiges Händewaschen ist eine Herausforderung: Immer wieder fehlt der Zugang zu sauberem Wasser und Seife.
Nicht-existierende Gesundheitsversorgung
Die meisten Länder, in denen grosse Flüchtlingslager angesiedelt sind, verfügen nicht über ein gut funktionierendes Gesundheitssystem. Es gibt zu wenig und meistens nur schlecht ausgestattete Krankenhäuser und oftmals mangelt es an qualifiziertem Personal.
CEO von World Vision Schweiz und Experte in humanitären Notfällen, Christoph von Toggenburg, weist auf die besonders grosse Gefährdung von Menschen in Flüchtlingslagern hin: «Wir müssen in den Lagern unbedingt den Ausbruch von Corona verhindern. Gelingt das nicht, wird es katastrophal, denn es gibt bei weitem nicht so gute Behandlungsmöglichkeiten wie in städtischen Gebieten und erst recht nicht wie in den westlichen Industrieländern.»
Gibt es doch einmal ein Krankenhaus in der Nähe, müssen das Material und die Behandlung meist im Voraus bezahlt werden. Hat eine Familie nicht genügend Geld, wird ihr die Behandlung verweigert.
Dazu kommt, dass viele Flüchtlinge bereits vor dem Corona-Virus ein geschwächtes Immunsystem haben. Keine ausgewogene Ernährung, Dehydration oder extreme Wetterbedingungen sind nur einige der vielen Belastungen, denen der Körper eines Flüchtlings auf der Flucht ausgesetzt ist. Dazu kommen psychische Belastungen wie Stress oder posttraumatische Belastungsstörungen, welche dem Immunsystem stark zusetzen.
Flüchtlingskinder vom Corona-Virus doppelt betroffen
Die Mortalitätsrate des Corona-Virus’ hängt nicht nur vom Alter der Infizierten ab, sondern auch vom Zustand der Krankenhäuser. Darum kann das Virus in Flüchtlingslagern auch für Kinder gefährlich werden.
Weltweit gibt es 12 Millionen Kinder-Flüchtlinge. Diese Kinder haben oft auch in jungem Alter ein angeschlagenes Immunsystem: Malaria, Cholera oder Lungenentzündungen sind nur einige der Krankheiten, mit denen sich die kleinen Kinderkörper herumschlagen müssen.
Aber auch Kindern, die von der Ansteckung selbst verschont bleiben, kann das Virus grosses Leid zufügen. Denn wenn ihre Eltern oder Grosseltern durch das Corona-Virus ausfallen oder sogar sterben, sind sie plötzlich schutzlos auf sich allein gestellt und grossen Gefahren ausgesetzt.
Soforthilfe von NGOs in den Flüchtlingslagern
Aufgrund der prekären Bedingungen in Flüchtlingslagern, hat die NGO World Vision Sofortmassnahmen eingeleitet und sämtliche Hygienemassnahmen massiv verstärkt. Neben umfangreicher Aufklärung werden in den Flüchtlingslagern zusätzliche Wasserspender und Seife bereitgestellt.
Darüber hinaus wird das Gesundheitspersonal mit Schutzmasken und anderem Material unterstützt und bei allen Schulungen und sonstigen Aktivitäten werden die Teilnehmerzahlen reduziert und die erforderlichen Sicherheitsabstände eingehalten.
World Vision arbeitet jeweils eng auch mit lokalen Partnern aus dem Wasser- und Hygiene-Sektor zusammen, um sicherzustellen, dass die Massnahmen mit denen des Gesundheitssektors übereinstimmen. Die Aktivitäten in den Flüchtlingslagern werden zudem stetig der aktuellen Situation und den Bedürfnissen angepasst.